Nach Ende der Bundeswehr-Flüge - Afghanen in Ostbrandenburg blicken mit Sorge und Angst nach Kabul

Fr 27.08.21 | 17:25 Uhr | Von Felicitas Montag
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Bild: rbb

Die Bundeswehr hat ihre Evakuierungs-Flüge aus Afghanischen beendet. Gleichzeit verüben Terroristen Anschläge auf die Menschen, die versuchen das Land noch zu verlassen. Angesichts der kritischen Lage sorgen sich auch Afghanen in Brandenburg um ihre Familien vor Ort.

Nach elf Tagen hat die Bundeswehr am Donnerstag ihre Luftbrücke aus Afghanistan abgezogen. Die letzten deutschen Transportmaschinen haben die Hauptstadt Kabul verlassen und sollen am Freitag in Deutschland landen. Zugleich kam es am Donnerstagabend zu Explosionen und Schüssen, bei denen mindestens 85 Menschen getötet wurden, darunter auch 13 US-Soldaten [www.tagesschau.de].

"Viele wissen nicht, wo sie hingehen sollen, um sich zu retten."

Ehemalige Ortkräfte aus Afghanistan, die in Ostbrandenburg leben, sind erschüttert über die aktuellen Ereignisse. Einer von Ihnen ist Majeed Behzad, der seit Ende 2015 in Frankfurt (Oder) lebt und früher als Englisch-Dolmetscher bei der Bundeswehr im Kundus gearbeitet hat. Er hat am Vormittag mit seinen Freunden und Verwandten in Afghanistan telefoniert, um sich über die aktuelle Lage vor Ort zu informieren. "Sie meinten, dass es auch am Freitag Anschläge gab, aber die waren nicht beim Flughafen", sagte Behzad. "Aber in Afghanistan hört man gleich, wenn was passiert. Also genau wie viele verletzt oder getötet wurden, weiß man nicht. Das ist wirklich schlimm. Viele wissen nicht, wo sie hingehen sollen, um sich zu retten."

Grenzen von Taliban kontrolliert

Auch Dawood Ghulami ist besorgt über die Ereignisse in seiner Heimat. Der 33-jährige Afghane lebt im Oderbruch und hat früher als Security-Mitarbeiter für US-amerikanische Truppen gearbeitet. Deswegen hat er Angst um seine Familie, denn durch seinen früheren Beruf, lebe die Familie in besonders großer Gefahr. "Ich habe versucht, meine Eltern vielleicht nach Indien, Tadschikistan oder Pakistan zu schicken, aber leider sind alle Botschaften geschlossen und wir können nichts machen. Es ist eine sehr schwierige Situation jetzt."

Viele Afghanen versteckten sich aus Angst vor den Taliban und anderen radikalen Terrorgruppen, die sich in Afghanistan ausbreiten. Das bestätigt auch Majeed Behzad. Viele Menschen hätten ihre Hoffnung auf Rettung mittlerweile aufgegeben. "Die einzige Hoffnung waren die Bundeswehr, die Deutsche Regierung und die NATO, dass sie die Leute mitnehmen. Weger der Anschläge kriegen sie keinen Flug und wissen jetzt nicht, wo sie hingehen sollen. Sie können auch nicht mit dem Auto in die Nachbarländer, weil alle Grenzen durch die Taliban kontrolliert werden."

Das Auswärtige Amt schätzt das Anschlagsrisiko in Afghanistan weiterhin als sehr hoch ein. Derzeit befinden sich noch etwa 300 deutsche Staatsbürger in Kabul. Von rund 10.000 afghanischen Ortkräften hat die Bundeswehr bis Donnerstag nur etwas mehr als die Hälfte ausgeflogen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.08.2021, 16:40 Uhr

Beitrag von Felicitas Montag

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