Diskussion um einer der größten Industrieansiedlungen in Brandenburg - Tesla hat bereits riesige Footprints in der Region hinterlassen

Tesla in Grünheide ist in aller Munde und bestimmt zielgerichtet die Agenda. Sei es das rasante Bautempo mit den Vorabgenehmigungen, die Probleme mit der Umwelt und Protesten der Anwohner oder die Jobmaschine mit Elektromobilität.
„Stecker rein und los geht`s … Wie verändert Tesla Brandenburg?“ - das war das Motto des Antenne Stammtisches am Mittwoch in Grünheide. Wenn es nach den unterschiedlichen Protagonisten geht, ist die Entwicklung rasant. In wenigen Monaten ist schon jetzt ein riesiger Industriekomplex entstanden. Alles mit vorläufigem Baurecht - was in Deutschland sehr spärlich gesät ist - und wenn die abschließende Genehmigung versagt bliebe, wieder abgerissen werden müsste.
Anwohner und Umweltverbände sehen durch neuerliche Pläne des US-Konzerns, auch eine Batteriefabrik in Grünheide zu erreichten, erhebliche Gefahren, dass die Umwelt im Fall einer Störung kontaminiert werden könnte. Auch reiche das Wasser in der Region nicht aus. Andere sehen den enormen Fortschritt, den die Region schon jetzt genommen hat. Allein die Verkehrsanbindung sei schon jetzt sehr viel besser geworden.
Erstmals Bürgermeister und BI-Sprecher in einer Gesprächsrunde
Und so wurde im Biergarten des Heydewirts in Grünheide, der Bühne des Antenne Stammtisches, angeregt diskutiert. Mit dabei waren einige, die man schon oft gehört hat, wenn es um Tesla geht. Beispielsweise zu nennen sind Grünheides Bürgermeister Arne Christiani und Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide (BI). Gemeinsam allerdings standen sie noch nie auf der Bühne – nun geht es um die Frage, ob Tesla ein Gewinn für die Region ist.
Für Schocht aber gar keine Frage: "Nee für Herrn Musk ist das ein Lottogewinn, dass er hier baut und so viele Fördermittel bekommt. Es wird ihm alles bezahlt", erklärte Schorcht. Zuvor hatte Bürgermeister Christiani von einem "Sechser im Lotto" für die Gemeinde und die ganze Region gesprochen. Allein die weltweite mediale Präsenz habe zu genommen. So habe die New York Times schon mehrmals über Grünheide berichtet. Auch Birgit Flügge von der Landesentwicklungsgesellschaft bestätigt, dass viele Unternehmen jetzt wüssten, wo Brandenburg auf der Karte läge. "15 Jahre haben wir für eine bessere Taktung des Regionalexpress gekämpft. Jetzt ist sie da", unterstrich Christiani.
Mehr junge Leute durch die Ansiedlung für die Region
Marco Miethe von der Docemus Privatschule in Grünheide ergänzte, dass mit der Ansiedlung von Tesla mehr junge Menschen in die Region kommen. "Wachstum kann für eine Schule pauschal gesagt nicht schlecht sein. Mehr Zuzug bedeutet für unsere Schule mehr Interessenten. In der Richtung sehen wir sehr viel Potenzial auch was mögliche Ausbildungsplätze, Praktika oder Kooperationen mit Tesla angeht", so Miethe.
Immer wieder ging es um das Thema Klimaschutz und die Frage, welche Rolle Tesla dabei spielt. Christiane Schröder vom Nabu findet: "Tesla kann eine Chance sein. Das hängt von ganz vielen Umständen ab: Wo bekommen wir die Energie her? Wir erzeugen wir diese? Wie können wir inteligente Lösungen finden?"
Bis 2032 will 50 Hertz den Stromverbrauch über erneuerbare Energien decken
Dass viel passieren muss in Sachen Energiewende, immerhin darin ist sich die Runde einig. Olivier Feix vom Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz stellt in dem Zusammenhang die besonders ehrgeizigen Ziele seines Unternehmens vor. "Mit unserer Stratege wollen wir in unserem Gebiet sicherstellen - das sind die Neuen Bundesländer und Hamburg - rechnerisch alles über Erneuerbare Energien gedeckt wird. Damit sind wir Vorreiterregion, wollen alle zeigen, dass die Energie- und Klimawende gut laufen kann", so Feix. Schon jetzt liegt die Ökostromquote bei 50 Hertz bei 60 Prozent. Bis 2032 werden 100 Prozent sein, betonte der Chef der Unternehmensentwicklung von 50 Hertz.
Tesla will Betriebsrats-Gründung nicht im Weg stehen
Es sind aber auch Fragen nach den Arbeitsbedingungen bei Tesla, die einige an diesem Abend umtreibt. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) entgegnet dazu: "Was ich hier dazu sagen kann ist, das wir die ganz klare Zusage des Arbeitsdirektors von Tesla haben, dass er deutsches Arbeitsrecht absolut respektiert und das dazu auch die Gründung eines Betriebsrats gehört und das Tesla in Grünheide nichts unternehmen wird, die Gründung eines Betriebsrats verhindern wird."
Dass beim Stammtisch an diesem Abend so viele unterschiedliche Stimmen zu hören sind, das sehen die meisten Gäste sehr positiv. "Ich fand die Diskussionsrunde insgesamt spannend. Ich glaube, dass die kritische Begleitung sinnvoll ist. Mir fehlt ein bisschen die Zukunftsvision und auch die Chance, etwas tatsächlich gemeinsam zu entwickeln und nicht nur immer dagegen sind." Nur einer fehlt mal wieder in der Rrunde – ein Vertreter von Tesla selbst.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.08.2021, 14:10 Uhr