Interview | Rüdersdorf als Herberge für die Special Olympics 2023 - "Das ist für uns eine außergewöhnliche Möglichkeit teilzunehmen"

Mi 15.09.21 | 17:21 Uhr
Das Ortsschild von Rüdersdorf (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Zu den Special Olympics 2023 erwartet Berlin etwa 7.000 Athleten mit geistigen und körperlichen Einschränkungen aus mehr als 170 Nationen. Die müssen während der Spiele irgendwo untergebracht werden. Als Herberge bewirbt sich auch Rüdersdorf.

Im Sommer 2023 sind in Berlin die Special Olympics World Games zu Gaststatt – die weltgrößte Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Aus diesem Anlass möchte die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin (Märkisch-Oderland) als sogenannte Host Town eine von 170 inklusiven Kommunen in ganz Deutschland werden, die die internationalen Teams beherbergen. Nachdem die Gemeindevertretung mit übergroßer Mehrheit der Bewerbung Rüdersdorfs zugestimmt hat, sollen nun gemeinsam mit Vereinen, sozialen Einrichtungen aber auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern erste Ideen für die Bewerbung gesammelt werden. rbb|24 hat mit Bürgermeisterin Sabine Löser über das Vorhaben gesprochen.

rbb|24: Frau Löser, warum möchte Ihre Gemeinde als Gaststadt für die Teilnehmerinnen an Teilnehmer an den Special Olympics World Games in Berlin sein?

Sabine Löser: Unmittelbar vor den Spielen in Berlin, im Sommer 2023, kommen die Delegationen der Nationalmannschaften nach Deutschland. Für diese Tage werden Kommunen gesucht. 170 Kommunen, die Inklusion großschreiben und die eine Delegation aufnehmen und beherbergen, ihnen die Möglichkeit geben zu trainieren, aber auch ein Rahmenprogramm veranstalten. Das ist für uns eine außergewöhnliche Möglichkeit teilzunehmen.

Für uns zeigt sich immer wieder, dass außergewöhnliche, gemeinsame Projekte schnell einen ganz besonderen Spirit entfalten können. Ideen, mit denen sich viele identifizieren und zu denen viele Leute Lust haben, weil sie Freude daran haben, Teil eines großen Projekts zu werden.

Wenn es uns dadurch gelingt, Verständnis für die Bedürfnisse und die Akzeptanz für Menschen mit Behinderung ein klein wenig besser ins Bewusstsein zu bringen, dann hat sich die Bewerbung um die Teilnahme als Host-Town gelohnt.

Worauf gründet sich Ihre Hoffnung? Weil Rüdersdorf so nah an Berlin liegt?

Weil es entsprechende Gespräche gab. Nachdem unser Ruderverein, der ja selbst im Parasport aktiv ist, uns darauf angestupst hat, fanden wir die Idee sehr charmant. Wir haben uns in einer Videokonferenz mit dem Organisations-Komitee der Special Olympics getroffen und waren danach fest überzeugt, dass wir unbedingt dabei sein möchten. Wir haben auch Signale bekommen, dass wir das durchaus sein können.

Am Mittwochabend gibt es im Gemeindezentrum zu Ihrer Bewerbung einen ersten Ideenaustausch. Glauben Sie, dass alle Rüdersdorfer hinter der Bewerbung stehen oder müssen Sie noch manche überzeugen?

Ich glaube nicht, dass es um die Überzeugung geht. Das beste Beispiel für Inklusion ist unser Ruderverein. Auch unser Wiesenzirkus "Bunter Hund" ist seit bald 20 Jahren im Ort etabliert. Das ist kein Sportverein, sondern ein Verein, der sich in erster Linie um Kultur, auch für Menschen mit geistiger Behinderung kümmert. Die sind ein fester Bestandteil unserer Feste und unseres Vereinslebens. Und so glaube ich, dass wir ein großes Interesse wecken können, beziehungsweise durch die Bewerbung für die Special Olympics bereits geweckt haben. Natürlich können wir nicht jeden damit erreichen, das wäre vermessen.

Sie würden während der Special Olympics ein Nationalteam beherbergen. Ist es von der Größe des Team abhängig welche Nation es werden könnte?

Wir möchten die Sportler bei uns natürlich adäquat unterbringen und insofern hängt es eher von der Größe des Teams ab. Wir denken, dass wir ein Team von etwa zehn Leuten gut betreuen und dann auch unterstützen könnten.

Es wäre natürlich denkbar, dass wir insbesondere die Begebenheiten bei uns vor Ort ins Gespräch bringen könnten. Die Nähe zum Wasser mit dem schönen Kalksee könnte für Ruderer interessant sein. Aber sollte es zum Beispiel auf die Judoka oder den Kraftsport fallen, sind wir auch da gut aufgestellt. Wir haben Vereine, Trainingsmöglichkeiten und Aktive, die hier auch etwas zu zeigen und anzubieten könnten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung des Gesprächs. Das Interview führte Stefan Kunze für Antenne Brandenburg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.09.2021, 17:30 Uhr

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