Interview | Vulkanausbruch auf La Palma - "Das ist eine Katastrophe hier"

Fr 24.09.21 | 16:09 Uhr
Lava fließt auf der Insel La Palma. Experten zufolge könnten der Vulkanausbruch und seine Folgen bis zu 84 Tage andauern. (Quelle: dpa/Emilio Morenatti)
Audio: Antenne Brandenburg, 23.09.2021, O-Ton: Katja Herrlich | Bild: dpa/Emilio Morenatti

Glühendes Magma, Lava, Asche in der Luft: Am Sonntag brach auf der kanarischen Insel La Palma erstmals seit 50 Jahren erstmals wieder ein Vulkan aus. Auch eine Frankfurterin, die zurzeit Urlaub auf der Kanareninsel macht, musste ihr Quartier räumen.

 

An acht Stellen gleichzeitig ist der Vulkan am Sonntag, der bislang noch keinen Namen hat, auf La Palme ausgebrochen. Seitdem läuft über tausend Grad heiße Lava Richtung Meer. Bislang sind über 300 Häuser, Bananenplantagen, Schulen und Strassen zerstört worden. rbb|24 sprach mit der Frankfurter Urlauberin Katja Herrlich.

rbb|24: Sie kennen die Insel gut und auch die Menschen, die dort leben. Was bedeutet der Vulkanausbruch für La Palma?

Katja Herrlich: Das ist eine Katastrophe hier, insofern verstehe ich auch die Tourismusministerin von Spanien nicht, die sich hinstellt und freudestrahlend neue Touristen verkündet. Es ist im Prinzip eine Tragödie. Hier sind so viele Häuser, die von der Lava überrannt werden. Die Lava nimmt sich da einfach alles, was ihr im Weg steht und walzt das platt. Selbst wenn die Lava über den Friedhof geht - das ist ja nochmal was spezielles hier - das ist ganz fruchtbar.

Starke Eruptionen erschützen die kanarische Insel La Palma (Quelle: Katja Herrlich)
| Bild: Katja Herrlich

Sie mussten auch ihre Unterkunft verlassen, wo sind sie derzeit untergebracht?

Ich bin jetzt bei Bekannten untergekommen. Wir schauen natürlich immer rüber; wir sehen wie es austritt. Man muss immer beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Normalerweise gehe ich hier immer wandern, das mache ich jetzt nicht mehr.

Bekommen Sie den Austritt des Vulkans auch in ihrer jetzigen Unterkunft zu spüren? Und wenn ja, wie äußert sich das?

Heute Nacht gab es Lava-Sand, da habe ich erstmal alles gefegt. Wir sind ja durchaus ein Stückchen entfernt. Wir riechen diesen Schwefelgeruch. Wenn man jetzt direkt in der evakuierten Zone wohnt, da liegt natürlich meterhoch die Asche - das sieht man auch an den Bildern im Internet. Da würde ich mich auch nicht aufhalten, weil da ist es schwer zu atmen. Man merkt es auch an den Augen. Heute Nacht, als der Lava-Sand runterkam und man draußen stand, ist auch alles direkt in die Augen gekommen, es hat an den Haaren festgeklebt. Da muss man gucken, dass man auf die Windrichtung achtet und nicht zu dicht rangeht.

Starke Eruptionen erschützen die kanarische Insel La Palma (Quelle: Katja Herrlich)
| Bild: Katja Herrlich

Tausende Erdbeben gab es im Vorfeld. Vor fünf Tagen nun der Vulkanausbruch und es wird immer mehr Lava und Feuer. Wie lange könnte die Naturkatastrophe andauern?

Das ist schwer zu sagen. Es ist alles sehr ungewiss, auch weil hier und da die Beben noch in unterschiedlichen Gebieten passieren. Es kann also immer noch sein, das ganz woanders das Magma austritt und neue Lavaströme entstehen könnten. Es gibt ja diese Schätzungen zwischen 55 oder irgendwas zwischen 24 und 85 Tagen. Es weiß niemand. Die Leute können praktisch nichts machen und warten ab, was passiert. Es gibt auch sehr viel Bürgersolidarität, die Menschen nehmen Betroffene auf, aber was kommen wird, weiß niemand. Es ist eben viel kaputt gegangen und es geht noch viel kaputt.

Am Donnerstag besucht der spanische König die Insel. Obwohl eine große spanische Fluglinie La Palma aktuell wegen ungünstiger Windrichtung nicht anfliegt. Wissen sie denn schon, ob am Samstag sie wieder Richtung Berlin und damit nach Hause fliegen können?

Ich muss mich einfach überraschen lassen, wie es ist am Samstag. Man kann im Internet nachlesen, ob offen ist oder nicht. Die Informationspolitik ist ja wirklich gut. Aber jetzt kann ich noch nicht sagen, ob der Flughafen am Samstag offen sein wird. Das wird eine Überraschung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Tzitschke, Antenne Brandenburg. Der Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.09.2021, 15: 10 Uhr

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