Debatte um Corona-Impfungen - Ostbrandenburger Pflegeheime sind bei Entscheidung über Impflicht für Personal gespalten

Die Diskussion um eine Impf-Pflicht für Pflegepersonal wird auch in Senioren- und Pflegeeinrichtungen geführt. Wie in der Politik stehen sich dort die Grundsätze gegenüber, mit Überzeugung oder doch mit Druck für höhere Quoten zu sorgen.
Der Bundestag hat ab Dienstag über eine geplante Corona-Impfpflicht für Personal in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen beraten. Anlass ist ein Gesetzentwurf, den die Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP vorgelegt haben. Die Gesundheitsexpertin der SPD, Sabine Dittmar, verteidigte das Vorhaben. Menschen in Pflegeheimen könnten sich nicht aussuchen, von wem sie versorgt werden. Eine hohe Impfquote in diesen Einrichtungen sei deshalb unabdingbar.
Von Union und AfD kam scharfe Kritik. Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Stracke sagte, die geplanten Maßnahmen kämen zu spät. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel warf den Ampel-Parteien Wahlbetrug sogar vor. In den Alten- und Pflegheimen in Ostbrandenburg geht die Meinung zu dem Thema Impfpflicht für das Personal auseinander.
Am Ende der Überredungskunst
Das Pflegeheim Seelower Kehrer In Frankfurt (Oder) gehört zum Landesausschuss für innere Mission (Lafim) in Brandenburg und ist eine diakonische Gesellschaft. Leiterin Astrid Krüger ist verantwortlich für zwei Pflegeheime in der Oderstadt. Dort sind insgesamt 110 Mitarbeitenden in der Pflege tätig. Krüger sagt, dass der Großteil ihrer Pflegerinnen und Pfleger, rund 88 Prozent, geimpft seien. Die restlichen zwölf Prozent seien jedoch nur schwerlich zum Impfen zu bewegen.
"Wir sind darüber sehr traurig, aber sind bei manchen auch mit unseren Überredungskünsten am Ende. Im Endeffekt wird es vielleicht auch der Druck zeigen, ob die Mitarbeiter bleiben oder nicht. Wir würden es bedauern, wenn sie gehen." Einige könnten es sich leisten, aufzuhören, sagt Astrid Krüger. Bei anderen sei unklar, was sie bei einem Beschluss für das Impfen durch den Bund machen werden.
Ihr Arbeitgeber vom Lafim stehe hinter der Impfpflicht sowohl für das Personal, aber auch generell, sollten die jetzt durch die Politik ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen.
Überzeugung statt Zwang
Soweit wolle man bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) nicht gehen. Die AWO hat in Brandenburg elf Seniorenheime und sechs weitere Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 1.200 Mitarbeitenden. Mehr als 85 Prozent von ihnen seien geimpft. Druck auf die übrigen Pflegenden auszuüben sei nicht Sache des Arbeitgebers, sagt Sabine Müller. Und Argumente würden auch nicht mehr helfen. "Zu Überzeugen ist nicht unser Ansatz, sondern eher Gespräche mit den Mitarbeitern zu führen. Die Aufklärung steht bei uns ganz hoch im Kurs. Wir laden Ärzte für Gespräche in die Einrichtungen ein oder machen vermehrt und so unkompliziert wie möglich Impf-Angebote."
Auch in den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt werde man Pflegekräfte verlieren, sagt Sabine Müller. Damit müsse der Verband dann aber leben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.12.2021, 16:40 Uhr
Mit Material von Rainer Unruh