Märkisch-Oderland - Neue Hausärztin in Prötzel schließt Versorgungslücke

Fr 07.01.22 | 13:20 Uhr
Hausärztin Heike Pelchen eröffnet neue Praxis in Prötzel
Audio: Antenne Brandenburg | 07.01.2022 | Marie Stumpf | Bild: Marie Stumpf/rbb

In Zeiten von Corona ist der Hausarztmangel auf dem Land noch gravierender als ohnehin schon. In Prötzel in Märkisch-Oderlan gibt es nun eine neue Hausärztin aus Berlin, die früher hier Teile ihrer Facharztausbildung absolviert hat.

Mal schnell zum Hausarzt um die Ecke ein Rezept abholen oder kurz eine Krankschreibung verlängern, ohne gefühlt, um die halbe Welt reisen zu müssen, ist für viele Menschen auf dem Land undenkbar. Der nächste Hausarzt ist meist kilometerweit weg und ohne Auto schwer bis gar nicht zu erreichen. In der kleinen Gemeinde Prötzel in Märkisch-Oderland soll sich das nun ändern. Dort hat sich nach über 30 Jahren in dieser Woche wieder eine Hausärztin niedergelassen.

Nachfrage bereits ab erstem Tag

Heike Pelchen hätte ihre Praxis in Prötzel wohl zu keinem günstigeren Zeitpunkt eröffnen können. Wegen der Corona-Pandemie sind Hausärzte wie sie gefragt wie nie zuvor. Bereits am ersten Tag klingelt regelmäßig das Telefon für Terminanfragen. Gegen Mittag zur so genannten Akutsprechstunde ohne Termin wird das Wartezimmer voll. "Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dass in der ersten Woche die Leute das schon wahrnehmen. Aber es wurde gut wahrgenommen und es waren am ersten Tag etwa 30 Patienten - also ein richtiger Praxisbetrieb, wie man ihn sich vorstellt."

Termine hat Heike Pelchen schon bis in den Februar hinein vergeben. Ihre Patienten kommen dafür längst nicht nur aus Prötzel, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden wie Reichenow oder Falkenberg. Ein Ehepaar ist sogar aus dem 14 Kilometer entfernten Wriezen gekommen. "Wir waren vorher woanders, doch das war umständlich, da dort kein Bus hinfährt. Und da ist es für uns schon schön, dass wir jetzt eine neue Ärztin haben."

Pelchen: Ärzte da, wo sie gebraucht werden

Die letzte Hausärztin in Prötzel gab es noch vor der Deutsch-Deutschen Wiedervereinigung. Heike Pelchen nun kommt ursprünglich aus Berlin und hat es in den Osten Brandenburgs verschlagen. "Ich bin von Berlin aus immer wieder ins Märkisch-Oderland rausgekommen. Und als ich dann meine Facharzt-Ausbildung begonnen habe, dachte ich, wenn ich mich ohnehin hier niederlassen möchte, mache ich schon meine Weiterbildung hier. Und wenn Allgemeinmedizinerin, dann auf dem Land, wo der Bedarf da ist."

Doch so ganz ohne Schwierigkeiten ging es dann doch nicht. Eigentlich sollte die Praxis schon im vergangenen Sommer eröffnen. Doch der Bau verzögerte sich. Auch in der Gemeindevertretung gab laut der Bürgermeisterin Simona Koß (SPD) Uneinigkeiten über die Finanzierung der Praxis. "Es war die Frage, ob die Ärztin das nicht selber finanzieren kann. Aber ich bin schon der Meinung, dass, wenn man einen Arzt vor Ort haben möchte, als Gemeinde seinen Teil dazu leisten sollte." Am Ende stimmte die Gemeinde fast einstimmig für die Praxis von Heike Pelchen und unterstützte mit 50.000 Euro für einen barrierefreien Eingang.

Die bislang große Nachfrage scheint den Entscheidungsträgern Recht zu geben. Und bereits mit dem Start der Praxis beteiligt Neu-Landärztin Pelchen an der Impf-Kampagne gegen das Coronavirus.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.01.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

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