Beeskow - Burgschreiber:in erorbert mit ergreifenden Texten das Publikum

Mae Schwinghammer hat bei einer Antrittslesung eine Kostprobe "hen"s Könnens gegeben. Im Nu hatte Mae das Publikum mit den selbstverfassten Geschichten eingefangen. Viele sind gespannt, mit welchen in Beeskow entstandenen Texten Mae demnächst aufwarten wird.
Der Konzertsaal auf der Burg Beeskow war am Wochenende gefüllt bis auf den letzten Platz. Soweit das in der Corona-Pandemie möglich ist. Alle sind gekommen um Sie zu erleben - Mae Schwinghammer, die neue Burgschreiber:in. Sie hat in ihrer ersten Lesung sofort die Herzen der Beeskower erobert.
Schilderung der "Baustellen-Romantik" zaubert Beeskowern ein Lächeln ins Gesicht
Leben und Arbeiten auf einer Baustelle. Darauf hat sich Mae Schwinghammer eingerichtet. Die Bauarbeiten im Innenhof der Burg Beeskow hat Mae in ihrer Antrittslesung gleich thematisiert. "Das Fundament einer Burgschreiber:innen-Wohnung wackelt. Ich suche Risse in der Mauer. Ich freue mich jetzt schon auf die Presslufthammer, die da kommen werden", trägt Mae vor.
Presslufthammer und Bagger werden die Arbeit der Burgschreiber:in Schwinghammer akustisch begleiten. Musikalisch begleitet hat die Lesung Pianist Sören Gundermann. Auch er hat die Baugeräusche auf dem Burghof am Flügel nachempfunden. Schweres Klavierspiel flammt auf.
Mays Wortspiel und Gundermanns Klavierspiel haben Besucherin Annette Langer beeindruckt. "Wie man so mit Wörtern spielen kann; dass so zu formulieren und die Kombination auch mit der Musik - was man auch aus dem Flügel rausholen kann, fand ich wirklich sehr, sehr gut", sagt Langer nach dem Vortrag. Die Besucherin ist schon gespannt, was Mae den Beeskowern in den nächsten Wochen alles noch bieten wird.
Erwartungsfrohes Beobachten
Schwinghammer identifiziert sich als non-binär. So blickt Mae als Mann und als Frau auf die Welt und schreibt darüber. Von der witzigen Sprachkunst war Jurymitglied Arnhold Bischinger sofort überzeugt. "Man muss schmunzeln und sollte es auch tun, weil ich glaube mit der Frage - Sie oder er, wie lösen wir das? Im Schwedischen gibt es das Wort "hen", erklärt Bischinger.
"Hen" - das Wort - ergänzt seit mehreren Jahren bei unseren skandinavischen Nachbarn als Personalpronomen "han" (er) und "hon" (sie). "Hen" ist die Bezeichnung für eine Person, die weder eindeutig männlich noch weiblich ist. Es soll das Schwedische vereinfachen und gleichzeitig verhindern, dass Sprecher nur in den Kategorien männlich und weiblich decken. Es hat dort allerdings Jahrzehnte benötigt, um sich als das geschlechtsneutrale Personalpronomen durchzusetzen.
Er, Sie oder "hen" als Bezeichnung für non-binäre Personen - das nehmen Beeskower Burgschreiber-Fans wie Marianne Hartkopf locker. "Das liegt an ihr, was sie daraus macht oder an ihm. Also wollen wir sehen, was hen daraus macht. Ich freue mich auf die Zeit mit ihr hier", betont Hartkopf. Es wird spannend, denn Mae will auf die Beeskower zugehen, mit ihnen sprechen und darüber schreiben.
Zum 29. Mal wurde in Beeskow das Burgschreiberamt an ein(e)n Künstler:in übergeben. Mae Schwinghammer soll fünf Monate lang auf der Burg leben und literarische Werke schaffen.
Mit Material von Elke Bader