Corona-Pandemie - Zirkus in Märkisch-Oderland steht vor dem finanziellen Aus

Artistik, Jongleure und brennende Reifen: Doch in Corona-Zeiten sieht ein Zirkus ganz schön traurig aus. Der "Circus Sensationell" in Dolgelin kämpft nach zwei Jahren Pandemie ums nackte Überleben. Von Marie Stumpf
Bei den vier Laufenten vom Circus Sensationell ist Fütterungszeit. Siggi, Peter, René und Manuela haben Hunger. Doch das Futter ist knapp. "Ein paar Tage kommen wir noch über die Runden. Aber wirklich nicht lange", erzählt Virginia Renz von der Zirkus-Familie.
Im Dezember ist sie mit ihrem Lebenspartner Marco Schickler und ihren vier Kindern nach Dolgelin (Märkisch-Oderland) gekommen. Auf dem ehemaligen LPG-Gelände hat der "Circus Sensationell" ein vorläufiges Winterquartier gefunden. Miete müssen sie an den Besitzer dort erstmal nicht zahlen.

Bei Minustemperaturen im Wohnwagen
Für Virgina Renz und ihre Familie ist das eine enorme Erleichterung, denn nach fast zwei Jahren Pandemie fehlt es inzwischen nicht nur am Futter für die Tiere. Auch heizen kann die Familie nur noch eingeschränkt. In ihren drei Wohnwagen sei das im Winter eine kalte Angelegenheit. Doch das Gas sei einfach zu teuer.
Seit August ist die Familie außerdem nicht mehr krankenversichert, weil das Geld einfach nicht reicht. "Wir dürfen es uns jetzt nicht erlauben, krank zu werden", sagt Virginia Renz. Die einzige Einnahmequelle ist das Kindergeld. Im Monat sind das rund 680 Euro. Um über die Runden zu kommen, fragt die Familie inzwischen sogar vor Supermärkten nach kleinen Spenden. "Das ist eigentlich eine peinliche Angelegenheit", so Renz "Viele Kaufhallen wollen das auch nicht. Die sagen, das ist Bettelei.“
"Wir freuen uns über alles!"
Auftritte sind zwar unter 2G-Bedingungen möglich, doch wegen der Pandemie kommen so wenig Zuschauer, dass es sich neben Platzgebühr und Heizkosten nicht rechnet, so Renz. Viele hätten Angst vor einer Ansteckung.

Auch die Hilfsbereitschaft der Menschen nehme spürbar ab. Während die Familie zu Beginn der Pandemie noch viele Spenden erhalten habe, komme nun so gut wie keiner mehr. "Vielleicht kämpfen die Leute selber ums Überleben", so Renz. "Wir können ja auch nicht verlangen, dass man uns unterstützt. Aber wir freuen uns über alles!" Neben Futter für die Tiere würden vor allem Lebensmittel, Heizöl oder Gasflaschen für die Wohnwagen gebraucht.
Im November 2021 hat die Familie nun zum zweiten Mal Hartz IV beantragt. Doch bisher habe es vom zuständigen Amt noch keine Rückmeldung gegeben, so Virginia Renz. Auf staatliche Förderung durch den Bund oder vom Land kann sie nicht hoffen, weil sie mit ihrem Zirkus kein eigenständiges Gewerbe führt.
Aufgeben ist keine Option
Im März hofft die Familie wieder auf Tournee gehen zu können. Bis dahin bietet sie private Auftritte auf Anfrage an. Ans Aufgeben hat Virginia Renz noch nie ernsthaft gedacht. "Wir kennen ja nichts anderes. Unser Job ist unser Circus. Und wir machen es gerne."
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.01.2022, 14:10 Uhr