Vollständig zweigleisiger Ausbau - Polen beteiligt sich am Ausbau der Bahnstrecke Berlin – Stettin

Mi 02.02.22 | 13:55 Uhr
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Ein Regionalzug in Brandenburg (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2022 | Riccardo Wittig | Bild: dpa-Symbolbild/Soeren Stache

Seit Ende Novmeber wird gebaut. Bis 2025 soll der Ausbau der Bahnstrecke Berlin-Stettin fertiggestellt sein. Bisher war aber unklar, ob die polnische Seite die gleichen Ambitionen für diese Strecke hegt. Jetzt gibt es Klarheit.

Lange ließ ein klares Bekenntnis aus Polen auf sich warten. Seit Ende Januar steht nun fest, dass die Bahnstrecke zwischen Berlin und der polnischen Hafenstadt Stettin vollständig zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird.

Für Frank Gotzmann, Verwaltungsleiter des Amtes Gartz (Uckermark), der seit Jahren um den Ausbau der Strecke kämpft, ist die Reaktion der polnischen Eisenbahngesellschaft PKP Polskie Linie Kolejowe SA ein Meilenstein. "Die polnischen Kollegen haben mit der Vorplanung begonnen und die hat uns sehr überrascht. Die Polen planen zweigleisig, auch zwischen der Staatsgrenze und Stettin Hauptbahnhof. Sie bauen drei Straßenunterführungen und es werden fünf Haltepunkte geplant".

Großstädte profitieren zuerst vom Ausbau

Bisher verläuft die Strecke auf rund 40 Kilometern zwischen Passow und Stettin (Polen) nur eingleisig. Außerdem soll sie für Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer ertüchtigt werden. An einigen Stellen können jetzt die Züge nur sehr stark gedrosselt fahren. Mit dem Ausbau soll es dann zwischen Stettin und Berlin 20 Minuten schneller gehen. Bereits Ende November hat die Deutsche Bahn mit dem Ausbau begonnen.

"Es profitieren zunächst erst einmal die Großstädte Berlin und Stettin, aber für uns ist auch ganz wichtig, dass der ländliche Raum profitiert", betont Frank Gotzmann. Als die Eisenbahn 1843 gebaut worden sei, habe sie auch bescheidenen Wohlstand in die Dörfer gebracht und da wolle man wieder hinkommen."

Stettin ist für viele Polen Lebensmittelpunkt

Für sein Ausbau-Engagement erntete Frank Gotzmann in den letzten Jahren auch Kritik. In Petershagen und Schönow wurde über die Schließung der Haltepunkte rege diskutiert. Gotzmann ist der Meinung, weniger Haltepunkte wären für die Region besser. Dabei schaut er immer auch auf Stettin. Viele polnische Bürgerinnen und Bürger leben in der Region. Für sie bleibt die 400.000 Einwohnerstadt Stettin weiterhin der Lebensmittelpunkt. "Gerade für die Kinder ist es wichtig, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln über die Grenze kommen und wir haben ganz oft von den Eltern Nachfragen, wann Stettin besser angebunden sein wird."

Für eine schnellere Anbindung an Berlin wird der Ausbau der Strecke von Stettin nach Angermünde aber nicht reichen, erklärt der Verwaltungsleiter: "Wir hoffen, dass die deutsche Seite die Ertüchtigung der Strecke zwischen Berlin und Angermünde in Angriff nimmt, denn es wäre schade, wenn der Zug später von Stettin über Tantow, Casekow bis nach Angermünde 160 fährt und von Angermünde fahren wir nach Berlin keine 120 km/h."

Zwei Regionalbahnlinien nach Stettin

Die Bahnstrecke zwischen Berlin und Stettin wurde 1843 eröffnet, 30 Jahre später wurde das zweite Gleis verlegt. Im Rahmen von Reparationen wurde das zweite Gleis im Sommer 1945 abgebaut. Nach Fertigstellung der jetzigen Bauarbeiten sollen zwei Linien nach Stettin verkehren. So wird der neugeschaffene RE 9 Berlin und Stettin verbinden und der RB 66 zwischen Angermünde und Stettin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2022, 15:10 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Und die deutsche Seite möchte die Polen nicht überraschen? Da gibt es soviel Themen.... nicht nur die Oder! Unser Nachbar würde sich über das Ernstgenommen freuen, wetten?

  2. 6.

    So lange jede Staatsbahn bei Zugsicherung sowie sogar der Beleuchtung ihr eigenes Süppchen kocht und es deshalb aufwendiger Zulassungen für jedes einzelne Land bedarf, ist der Strassenverkehr dank des Wiener Übereinkommens im Vorteil. Die DM kann beim Kultur Express und dessen Nachfolgern ein Liedchen davon singen.

    ETCS ist da nur ein kleiner, aber enorm aufwendiger Schritt im grenzüberschreitenden Bahnverkehr, egal ob PV nach Ihrer Idee oder erst Recht im GV. Der LKW fährt vom Schwarzen Meer bis Portugal oder vom Nordkap bis nach Sizilien nur beschränkt bei den Lenkzeiten durch. Bahnen müssen aufwendig rangieren, weil selbst für Pantographen unterschiedliche Vorschriften gelten. Das ein ICE in die Niederlande fahren darf, heißt eben nicht, dass der weiter als bis Basel Bad in die Schweiz fahren darf.

  3. 5.

    So lange jede Staatsbahn bei Zugsicherung sowie sogar der Beleuchtung ihr eigenes Süppchen kocht und es deshalb aufwendiger Zulassungen für jedes einzelne Land bedarf, ist der Strassenverkehr dank des Wiener Übereinkommens im Vorteil. Die DM kann beim Kultur Express und dessen Nachfolgern ein Liedchen davon singen.

    ETCS ist da nur ein kleiner, aber enorm aufwendiger Schritt im grenzüberschreitenden Bahnverkehr, egal ob PV nach Ihrer Idee oder erst Recht im GV. Der LKW fährt vom Schwarzen Meer bis Portugal oder vom Nordkap bis nach Sizilien nur beschränkt bei den Lenkzeiten durch. Bahnen müssen aufwendig rangieren, weil selbst für Pantographen unterschiedliche Vorschriften gelten. Das ein ICE in die Niederlande fahren darf, heißt eben nicht, dass der weiter als bis Basel Bad in die Schweiz fahren darf.

  4. 4.

    So lange jede Staatsbahn bei Zugsicherung sowie sogar der Beleuchtung ihr eigenes Süppchen kocht und es deshalb aufwendiger Zulassungen für jedes einzelne Land bedarf, ist der Strassenverkehr dank des Wiener Übereinkommens im Vorteil. Die DM kann beim Kultur Express und dessen Nachfolgern ein Liedchen davon singen.

    ETCS ist da nur ein kleiner, aber enorm aufwendiger Schritt im grenzüberschreitenden Bahnverkehr, egal ob PV nach Ihrer Idee oder erst Recht im GV. Der LKW fährt vom Schwarzen Meer bis Portugal oder vom Nordkap bis nach Sizilien nur beschränkt bei den Lenkzeiten durch. Bahnen müssen aufwendig rangieren, weil selbst für Pantographen unterschiedliche Vorschriften gelten. Das ein ICE in die Niederlande fahren darf, heißt eben nicht, dass der weiter als bis Basel Bad in die Schweiz fahren darf.

  5. 3.

    WIR BRAUCHEN 200 km/h! Stettin hat fast so viele Einwohner wie Dresden oder Leipzig, also sollte Stettin in einem Europa ohne Grenzen die gleiche Anbindung erhalten. So wäre die Endstation für ICE-Züge aus dem Süden nicht in Bln.-Gesundbrunnen sondern in Szczecin Glowny und in Zukunft in Gdansk. Schließlich gibt es seit Jahrzehnten ICEs, die nach Wien, Amsterdam und Interlaken fahren. Warum als nicht auch nach Polen, wo man zudem auch wunderbar Urlaub an der Küste machen kann?

  6. 2.

    Sehr schön. Wahrscheinlich wird Polen auch mit der Geschwindigkeit der Bauarbeiten überraschen. Ich freue mich. Langsam kommt Schwung in den europäischen Ausbau des Bahnnetzes. Bei Umstiegen in polnischen Großstädten war ich beeindruckt von den nutzerfreundlich gestalteten Bahnhöfen und der guten regionalen Vernetzung.

  7. 1.

    Sehr gute Neuigkeiten für die Grenzregion! Die Bahnverbindung von Berlin nach Stralsund (via Angermünde) muss definitiv auch für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt werden. Bitte liebe Bahn, nehmt das auf die Agenda!

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