Märkisch-Oderland - Tierschutzvereine erheben Vorwürfe wegen Vernachlässigung im Tierheim Wesendahl

Di 08.02.22 | 18:27 Uhr
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Tierheim Wesendahl bei Altlandsberg
Audio: Antenne Brandenburg | 08.02.2022 | Marie Stumpf | Bild: Marie Stumpf/rbb

Mitarbeitern in einem Oderländischen Tierheim zufolge, seien etwa Hunde und Katze nur unzureichend versorgt worden. Kontrollen vom zuständigen Amt hätten allerdings keine Mängel gezeigt. Nun soll das Land eingreifen.

Das Tierheim Wesendahl bei Altlandsberg im Kreis Märkisch-Oderland sieht sich aktuell mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Der Landestierschutzverband Brandenburg und der Tierschutzverein Berlin schlagen Alarm, da angeblich verletzte Tiere nicht behandelt würden oder Katzen mit von Ungeziefer befallen sind. Deshalb müsse die Einrichtung unverzüglich geschlossen werden. Die Einrichtung selbst bestreitet die Vorwürfe.

Mitarbeiterin erhebt schwere Vorwürfe

Bei einem Rundgang zusammen mit der Leiterin machte das Tierheim Wesendahl am Dienstag auf rbb-Reporter einen guten Eindruck. Die Tiere wirken demnach weder verwahrlost noch krank. Doch nach Einschätzung von mehreren Mitarbeitern lohnt ein genauerer Blick. Alina Beier macht seit zwei Jahren ihre Ausbildung im Tierheim Wesendahl und hat, wie sie sagt, erschreckende Beobachtungen gemacht. "Seit zwei Jahren sind die Katzen verfloht. Es war nicht einmal ein Zeitpunkt, wo sie sich nicht gejuckt haben oder kein Floh-Kot war als ich gefegt habe."

Verletzter Hund im Tierheim WesendahlHund mit Verletzungen im Tierheim Wesendahl

Neu aufgenommene Tiere sollen ohne Untersuchung zu den anderen gesetzt, Verletzungen über Wochen nicht behandelt worden sein. Und das trotz mehrmaliger Ansprache an die Leitung, schildert Pflegerin Beier. Sie erzählt von einer Hündin mit blutigem Durchfall. "Wir haben immer nur gesagt bekommen: Mach Salz in das Wasser oder gib ihr halt weniger Wasser. Dann kam irgendwann der Tag, wo meine Kollegin aufgelöst vor mir stand, weil der Hund vor Schmerzen geschrien hat, während er im Sterben lag. Aber der Hund wurde nicht eingeschläfert. Sie musste allein sterben, ist also eher verreckt."

Regelmäßige Kontrollen und Arztbesuche

Die Betreiberin des Tierheims, Karin Szech, bestreitet die Vorwürfe: "Das ist definitiv nicht wahr. Wir haben seit Jahren einen Tierarzt." Dieser komme ein bis zweimal alle 14 Tagen, allerdings immer in den Abendstunden. "Und wenn zwischenzeitlich etwas ist, wird zum Tierarzt hingefahren", so Szech weiter. Auch Entwurmungen fänden regelmäßig statt.

Auch eine kürzlich unangemeldete Kontrolle des Veterinäramtes bestätigt Szechs Darstellung. Mängel seien nicht festgestellt worden, so Amtstierarzt Ralph Bötticher gegenüber dem rbb. Allerdings sei der Kontrolleur nur außen an den Käfigen entlang gegangen: "Der Kontrolleur ist natürlich nicht in jedem Käfig drin gewesen. Aufgrund der Größe dieses Tierheims würde man mehrere Tage benötigen, um sich jedes Tier anzusehen. Das ist völlig ausgeschlossen."

Die zuständige Tierarztpraxis mit zwei Veterinärmedizinern sei aber ausreichend, um die 450 Tiere zu versorgen, so Bötticher weiter. Dennoch sollen weitere Kontrollen in Wesendahl durchgeführt werden. Wegen der vermehrten Beschwerden sind diese jetzt auch in kürzerem Abstand geplant. Eine Schließung der Einrichtung sei laut Kreisverwaltung derzeit nicht angedacht.

Den Brandenburger und Berliner Tierschutzvereinen reicht das aber noch nicht. Sie hätten sich inzwischen auch an Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) gewandt und um Handlung gebeten. Eine Antwort sei aber bislang nicht erfolgt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.02.2022, 15:40 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

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