Geflüchtete Familie in Frankfurt (Oder) - Ihr neuer Alltag nach der Flucht

Fr 29.04.22 | 16:06 Uhr
Ukrainische Familie in Frankfurt (Oder) - Alltag
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 26.04.2022 | Rainer Unruth | Bild: rbb/Rainer Unruth

Wie erleben Geflüchtete aus der Ukraine ihren Alltag in Brandenburg? Zu Besuch bei einer ukrainischen Familie in Frankfurt (Oder), die von einem christlichen Verein aufgenommen wurde

Teller, Gläser, Besteck: Alles wird von fleißigen Händen in den Geschirrspüler gesteckt. Olga hilft ihrer Mutter Victoria Papizh beim Abräumen und Saubermachen. Scheinbar ein normaler Alltag in einer Frankfurter Wohnung.

Doch vieles ist für Olga und Victoria Papizh nicht normal: Das Mädchen und ihre Mutter sind vor zwei Monaten aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Der Sohn ist in der Heimat geblieben, der Vater von Olga auch. Mutter und Tochter wohnen nun in dieser Wohnung im Haus des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Frankfurt (Oder). Der Heimleiter stellte ihnen in seiner Wohnung ein Zimmer bereit.

Die Sprache sei ein großes Problem

"Ich vermisse mein Zuhause – aber die Menschen hier sind sehr nett hier" sagt Olga Papizh und wirkt etwas zurückgezogen. Sie ist zusammen mit anderen Kindern der siebten bis neunten Klasse im Ersatzunterricht, der vom CVJM in Kooperation mit der Volkshochschule organisiert wird.

"Ich habe am ersten Tag aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie die deutschen Kinder friedlich in die Schule gehen. Da habe ich mich gefragt: Warum wurde meinem Kind das genommen?", sagt Victoria Papizh. Ihre Tochter Olga sieht es ähnlich: "Es ist sehr schwer für mich hier klarzukommen". Die Sprache sei ein großes Problem, erklärt das Mädchen.

Die Mutter kocht gern in der Küche des Vereins

Ihre Mutter hat sich in Deutschland in die Arbeit gestürzt. Sie kocht jeden Tag in der Küche des christlichen Vereins. Mithilfe eines dicken Küchentuchs nimmt sie eine Auflaufform aus dem Ofen. "Fleischbällchen mit Buchweizen", sagt sie. "Dazu gibt es einen frischen Salat." Sie lächelt und bringt das Essen auf den Tisch.

Dort sitzt Norman Rossius, der Heimleiter. Rossius kümmert sich um Victoria und Olga Papizh und um die Jugendlichen, die hier auch oft ihre Freizeit verbringen. Der Krieg sei momentan kein Thema. "Die Kids erzählen nichts davon. Das will ich erstmal dabei belassen. Sie kommen irgendwann von ganz allein, wenn sie Worte haben."

Die Mutter kocht gern in der Küche des Vereins

Ab Mai wird die Familie ihre eigene Wohnung suchen, das Zimmer im Vereinshaus soll nur eine temporäre Lösung sein. Doch Victoria Papitz möchte für die Kinder im Verein weiterhin kochen: "Bei uns ist das Tradition: Es gibt keine fremden Kinder", sagt sie. "Zusammensein ist das Wichtigste."

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.04.2022, 19:30 Uhr

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