Swinemünde (Usedom) - Studie zeigt potentielle Gefahr von polnischen Container-Hafen für die Oder

Fr 01.04.22 | 17:42 Uhr
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Die polnischen Ostseebaeder, hier im Oktober und November 2021 in Swinemuende und Kolberg (Quelle: dpa/Klaus Rose)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.04.2022 | Europaabgeordneten Hanna Neumann | Bild: dpa/Klaus Rose

Polen plant derzeit einen Containerhafen auf der Ostseeinsel Usedom. Umweltschützer und EU-Abgeordneten fürchten dadurch auch Konsequenzen für die Oder. Die Tierwelt sei in Gefahr, belegt nun eine Studie. Auch der Druck zum Ausbau des Grenzflusses wächst.

Der geplante Bau eines Tiefwasser-Containerhafens im polnischen Swinoujscie (Swinemünde) hätte erhebliche Auswirkungen für die Umwelt und den Grenzfluss Oder. Das geht aus einem Gutachten hervor, das die Bremer Umwelt-Consulting-Firma Bioconsult im Auftrag der Europaabgeordneten Hanna Neumann (Grüne) und Helmut Scholz (Die Linke) erarbeitet hat.

Studie: Hafen gefährdet Flora und Fauna

Demnach befürchten die Wissenschaftler in der Umgebung des Terminals, dass unter anderem Wanderfischarten der Zugang zu Laichgewässern versperrt wird. Dies würde den Aktionsplan für die Rettung des europäischen Störs in Gefahr bringen, sagte Finn Viehberg, Leiter des Ostsee-Büros der Umweltschutzorganisation WWF. Zudem würden durch den Hafen etwa Brut- und Rastgebiete von Vögeln entwertet.

Druck zu Oderausbau würde wachsen

Die Folgen des Projekts sollen – so die Studie – jedoch in einem deutlich größeren Gebiet zu spüren sein. So sieht die Europa-Parlamentarierin Neumann den Druck auf einen stärkeren Ausbau der Oder wachsen. Sie sagte dem rbb: "Das treibt uns total um, weil der ganze Hafen mit seinen riesigen Umschlagsmengen nur dann Sinn hat, wenn etwas über die Oder verteilt wird. Wenn dieser Hafen kommt, ist das eine krasse Vorentscheidung für die weitere Kommerzialisierung und Schiffbarmachung der Oder."

Gemeinsam mit dem EU-Abgeordneten Scholz und mit dem polnischen Grünen-Chef Slowik forderte Neumann am Donnerstag eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für das Hafenprojekt. Bisher plane die polnische Seite den Bau ohne deutsche Beteiligung.

Seit 2015 arbeitet die polnische Regierung an Plänen für den Bau eines Tiefwasser-Containerterminals nahe der deutschen Grenze. Über das Bauvorhaben, das mehrere Natura-2000-Schutzgebiete vor den Inseln Wollin, Usedom und Rügen betreffen würde, sind bisher nur grobe Eckdaten bekannt. Die Studie bezieht sich daher auf öffentlich zugänglichen Informationen. Daraus geht hervor, dass Containerschiffe den Hafen über eine 17 Meter tiefe Fahrrinne anlaufen sollen. Die geplante Kapazität des Terminals liege bei zwei Millionen 20-Fuß-Standardcontainern (TEU). Zum Vergleich: Im Hamburger Hafen wurden vergangenes Jahr 8,7 Millionen TEU umgesetzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.04.2022, 14:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Hat man polnische Meinung bei nordstream 1 und 2 berücksichtigt? Wo waren damals deutsche EU- Abgeordnete und die Umweltschützer?

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