Umstrittenes Tierheim in Märkisch-Oderland - Tierheim Wesendahl soll vorerst nicht geschlossen werden

Do 21.04.22 | 13:17 Uhr
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Tierheim Wesendahl bei Altlandsberg
Audio: Antenne Brandenburg | 21.04.2022 | Giny Feldhahn | Bild: Marie Stumpf/rbb

Das Land Brandenburg hat eine Weisung an den Landkreis Märkisch-Oderland erlassen, wonach das umstrittene Tierheim Wesendahl vorerst nicht geschlossen werden soll. Die Weisung liegt dem rbb vor. Das Tierheim steht seit Februar in der Kritik: Auszubildende und Tierschutzverbände hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass Tiere dort falsch gehalten und tierärztlich nicht versorgt würden. Zuletzt hatte der Tierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Stefan Heidrich, die Vorwürfe bei einer Vor-Ort-Begehung mit Experten bestätigt.

Konkret soll es laut Heidrichs Bericht um eine nicht artgerechte Haltung, Fütterung und Pflege der knapp 450 Tiere gehen. Die tierärztliche Versorgung und die hygienischen Verhältnisse seien unzureichend. Es gäbe deutlich zu wenig Mitarbeiter.

Die Betreiber des Tierheims bestreiten die Vorwürfe. Die Tiere würden gut versorgt und bei Krankheit auch behandelt.

Land stellt Bedingungen

An den Weiterbetrieb hat das Land nun Bedingungen gestellt: Unter anderem sollen alle zwei Monate Kontrollen vor Ort stattfinden, die vom Land begleitet werden. Die vom Landkreis angeordneten Maßnahmen hätten die bestehenden Mängel nicht beseitigt und künftige nicht verhindert. Der Kreis sei seiner Kontrollpflicht nicht ausreichend nachgekommen, heißt es in der Weisung des Landes dazu.

Eine Schließung, wie viele Tierschutzverbände und auch der Landestierschutzbeauftragte fordern, sei nicht "verhältnismäßig". Sie sei das letzte mögliche Mittel und oft mit Klagen vor Gericht verbunden, sagte der Sprecher des zuständigen Verbraucherministeriums, Gabriel Hesse, dem rbb. Zudem habe der Landkreis die Mängel eingeräumt und Gegenmaßnahmen angekündigt, die "grundsätzlich geeignet" seien.

Diese hat das Land nun ergänzt. Weitere Bedingungen für den Weiterbetrieb sind demnach die Sicherstellung einer artgerechten Haltung, einer soliden Finanzlage und einer vorerst wöchentlichen tierärztlichen Kontrolle der Tiere. Private und Pensionstiere seien getrennt von den Tierheimtieren zu halten. Kranken- und Quarantänestation müssten ebenfalls voneinander separiert werden. Der Mitarbeiterschlüssel soll angepasst werden. Der Kreis hat bereits angekündigt, die Anzahl der Tiere zu reduzieren.

Neue Leitung für das Tierheim

Zudem soll das Tierheim einen neuen Leiter bekommen. Bis Ende Mai hat der Landkreis Zeit, unter Zuhilfenahme von Experten, zu prüfen, wer dafür geeignet sein könnte. Beworben hatten sich die Tochter der bisherigen Leiterin und ein langjähriger Mitarbeiter. Das Land hatte in seiner Weisung allerdings darauf hingewiesen, dass diese mit Sorgfalt geprüft werden müssten – denn sie hätten die "Missstände (…) mit zu verantworten."

Gegenüber dem rbb bezeichnete Märkisch Oderlands Landrat Gernot Schmidt (SPD) die Anordnungen des Landes als "sinnvoll". Man werde alles so umsetzen. Bei der Prüfung eines neuen Leiters für das Tierheim stellte Schmidt allerdings klar: "Ich werde die Menschen, die in ihrer Vorarbeit dort drinnen waren, nicht vorverurteilen“.

Kritik von Tierschützern

Tierschützern gehen die Weisungen des Landes dagegen nicht weit genug. Sie fordern weiterhin die Schließung des Tierheims. "Das ist für uns nicht einfach hinnehmbar, weil dort bewusst Tiere getötet werden", sagte Giny Feldhahn vom Tierschutzverein Seelow (Märkisch-Oderland) dem rbb. Um die Tiere anderweitig unterzubringen, schlug sie einen Runden Tisch mit allen regionalen Tierschutzverbänden und den Kommunen vor. Die Katzenstation in Rüdersdorf beispielsweise könne die Katzen aus Wesendahl aufnehmen. Auch das Tierheim Berlin hatte seine Hilfe angeboten.

Um die Schließung zu erwirken, will der Seelower Tierschutzverein zeitnah außerdem eine Mahnwache vor dem Tierheim Wesendahl abhalten. "Ich würde mich dort auch anketten", so Feldhahn.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.04.2022, 14:00 Uhr

Von Marie Stumpf

3 Kommentare

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  1. 3.

    Wir haben unsere Hilfe mehrfach angeboten (nicht nur unserer Verein) es wurde schlichtweg alles abgelehnt. Eine Zusammenarbeit ist somit nicht möglich.

  2. 2.

    Grundsätzlich finde ich es gut auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber wäre es nicht sinnvoller, als Tierschutzverein seine Hilfe anzubieten bevor man sich vor dem Tierheim zu einer Mahnwache verabredet und sich in Ketten legt??? Ich denke, das allen damit mehr geholfen wäre. Auch in an Betracht, dass das Tierheim sich zum Teil über Spenden finanziert und die Tierschutzverein ehrenamtlich agieren, geht es doch um das Wohl der Tiere.

  3. 1.

    Das Tierheim machte bisher ausschließlich einen unseriösen Eindruck, nach sämtlichen Berichten wurden hier Tiere gequält. Ich empfehle Herrn Schmidt einen Besuch im Tierheim in Berlin, dann wird ihm vielleicht auch eher klar, weshalb die Bilder aus Wesendahl so schockierend sind. Wie soll man glauben, dass es besser wird, wenn doch die Menschen dort die selben bleiben und auch das völlig heruntergekommene Areal sicher nicht erneuert wird.
    Wie kann es sein, dass Herr Schmidt scheinbar allein über das Schicksal der Tiere dort entscheiden kann?

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