Grundstückskäufe, statt Altlasten-Beseitigung in Erkner - Umweltverband verklagt Ex-Umweltminister Vogelsänger wegen Zweckentfremdung

Mo 16.05.22 | 16:12 Uhr
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Jörg Vogelsänger (Quelle: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.05.2022 | Manu Hoyer vom Verein für Natur und Landschaft | Bild: rbb

Giftige Altlasten aus der Industrie sorgen in Erkner für Ärger. Der ehemalige Umweltminister Vogelsänger soll Gelder für die Sicherung einer Phenol-Blase für andere Projekte verwendet zu haben. Nun klagt ein Grünheider Verein.

Der Verein für Natur und Landschaft Brandenburg mit Sitz in Grünheide (Oder-Spree) hat Anzeige gegen den früheren Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) gestellt. Bisher kämpften die Vereins-Mitglieder vor allem gegen die Tesla-Ansiedlung. Jetzt werfen sie Vogelsänger vor, in seiner Zeit als Minister von 2014 bis 2019 Gelder für die Sicherung einer giftigen Phenolblase unter der Stadt Erkner zweckentfremdet zu haben. Dafür gebe es Hinweise vom Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE).

Umweltverband will Prüfung der Phenol-Blase

Phenol ist ein Nervengift. Die Blase in Erkner gilt als komplexer Schaden, verursacht von Industriebetrieben in der Stadt. Wird die Blase nicht gesichert, könnte sie ins Grundwasser auslaufen, so Manu Hoyer, Vorsitzende des Vereins für Natur und Landschaft.

Statt die Phenol-Altlasten zu beseitigen, habe Vogelsänger Haushaltsmittel für Grundstückskäufe verwendet, so der Vorwurf. Gegenüber dem rbb sagte Hoyer: "Wir haben Anzeige erstattet, weil wir vom Glauben abgefallen sind, dass diese Phenol-Blase in Erkner nicht mehr richtig begutachtet wird. Jetzt wollen wir damit erreichen, dass es geprüft wird. Es ist eine Umweltgefährdung. Wenn man selbst als Bürger anfragt, kriegt man keine Möglichkeit, eine vernünftige Prüfung hinzukriegen." Um die möglichen Straftaten gehe es erst in zweiter Linie.

Vogelsänger weist Vorwürfe zurück

Jörg Vogelsänger, heute SPD-Landtagsabgeordneter, teilte mit, dass alle Gelder korrekt eingesetzt wurden. Die Phenolblase könne aktuell nicht beseitigt werden, da der Aufwand wäre zu groß. Durch den Einsatz von Abwehrbrunnen werde die Blase aber dauerhaft gesichert. Es bestehe also keine Gefahr und gebe auch keinen Anlass zur Sorge.

Genau das bezweifelt aber der Naturverein um Manu Hoyer. Sie wolle, dass das Problem ernstgenommen werde und "auch den Menschen, die drumherum wohnen, mitgeteilt wird, was mit dieser Phenol-Blase ist. Ich kenne jemanden, der da in unmittelbarer Nähe wohnt, die sagte, dass sie sich inzwischen hätte daran gewöhnen müssen. Wenn es anfängt zu stinken, müssen sie die Wäsche reinholen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.05.2022, 14:10 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Da gäbe es doch dass Chemiewerk in Erkner, das schon die Plaste für den Trabant geliefert hatte.

  2. 1.

    Jörg Vogelsänger, heute SPD-Landtagsabgeordneter, teilte mit, dass alle Gelder korrekt eingesetzt wurden.
    Wie kann der Typ solchen Mist behaupten? Wenn das Geld statt wie vorgesehen zur Bekämpfung eines Umweltschadens anderweitig zweckentfremdet verjubelt wird, stellt diese Behauptung, dass das Geld korrekt eingesetzt wurde, eine infame Lüge dar. Damit hofft er, sich reinzuwaschen und von der eigenen Unfähigkeit abzulenken.
    Auch die nächste Aussage des Herrn Vogelsänger stellt ein Armutszeugnis dar, wenn er sagt: „Die Phenolblase könne aktuell nicht beseitigt werden, da der Aufwand zu groß wäre.“
    Der Herr Vogelsänger brauchte sich doch nur an die großprotzigen Industrietechnologen wenden, die sich immer gegängelt und behindert fühlen, ihre ach so zukunftsweisenden Technologien zu entwickeln. Vielleicht fehlt denen auch nur die erforderliche Technologiekompetenz, um Ideen zur Phenolblasenreduzierung zu entwickeln oder es ist ihnen zu popelig bzw. wenig profitträchtig?

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