Trockenheit, Inflation, hohe Energiepreise - Ostbrandenburger Landwirte fürchten größere Ernte-Einbußen

Die Trockenheit macht den Landwirten nicht nur im Barnim zu schaffen. Sie gehen von einer geringeren Ernte aus. Und der Blick in den Herbst stimmt sie auch nicht froh. Zumindest beim landwirtschaftlichen Diesel könnte die Politik die Mehrwertsteuer streichen.
Trockenheit, Inflation, hohe Treibstoffpreise: Viele Ostbrandenburger Landwirte ächzen unter den aktuellen Bedingungen. Gerade hat auch im Barnim die Erntesaison gestartet. Der Kreischef des Barnimer Bauernverbands Ralph Wittwer fürchtet, dass nicht genug eingefahren wird. "Also wir wissen es nicht ganz genau. In der Gerste sind wir schon beim Ernten. Die lief bislang besser als erwartet", so Wittwer. Zu Raps und allem anderen könne er noch nicht so viel sagen. "Wir rechnen aber - vorsichtig - mit zehn bis 30 Prozent weniger Erträge als sonst."
Gefahr von Feldbränden wegen Trockenheit groß
Ähnlich äußerte sich auch der Geschäftsführer des Bauernverbandes Uckermark, Friedhelm Rogasch. "Die Hitze und der Trockenstress, der schon da war, lässt erwarten, dass gerade beim Weizen und Raps die Erträge enttäuschen werden" betonte Rogasch.
Vor allem die starke Trockenheit treibt Wittwer um. Es fehle schlicht weg der Regen. So wachse auch die Gefahr von Feldbränden, die die Ernte komplett vernichten könnte, so Barnims Kreisbauernchef. Nach der Wintergerste werden in den nächsten Wochen auch noch der Roggen, der Weizen und Triticale vom Feld geholt. Den Abschluss bildet dann die Ernte von Raps und Mais.
Neben der Trockenheit belaste die Inflation und die hohen Treibstoffpreise die Landwirte sehr. "Es lohnt sich eigentlich kaum noch, raus auf den Acker zu fahren", so Wittwer. Sehr viele Landwirte überlegten. Es sei klar: Wenn an der Tankstelle die Dieselpreise stark anstiegen, dann verteuert es die Arbeit auf dem Acker immens.
Fehlende Gasversorgung würde zu weniger Dünger und Erträge führen
Und dann sei da noch die Herbst-Aussaat. Dafür brauche es Stickstoffdünger. "Für diesen Dünger braucht es zur Herstellung Gas. Und wenn das Gas nicht kommt, gibt es keinen Dünger", klagte Wittwer. Sollte dieser fehlen, würden die Ernteerträge deutlich einbrechen, warnte auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Erträge könnten auf bis zu 40 Prozent zurückgehen. Er forderte für den gesamten Lebensmittelbereich eine Priorisierung beim Gas.
In Richtung Politik appellierte Wittwer beispielsweise etwas bei den horrenden Dieselpreisen etwas zu tun. Diese Zusatzkosten müssten an Verbraucher weitergegeben werden. Im Zuge der grassierenden Inflation könnten Verbraucher diese Extrakosten gar nicht mehr tragen. Beispielsweise könnte die Mehrwertsteuer auf landwirtschaftlich genutzten Diesel streichen, meint Wittwer.
Deutscher Bauernverband rechnet auch mit Einbußen bei Getreideernte
Der Deutsche Bauernverband erwartet bundesweit eine Getreideernte von rund 41,2 Millionen Tonnen. Damit liegen die Prognosen mit 3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Da waren es 42,3 Millionen Tonnen. Die Ernteerträge der Jahre 2015 bis 2020 lagen mit durchschnittlich 44,2 Millionen Tonnen noch höher. In weiten Teilen des Landes fiel demnach weniger Regen als üblich, die Wasservorräte im Boden sind nach wie vor viel zu gering.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.07.2022, 07:30 Uhr