Bundesweites Treffen in Neuhardenberg - Woidke spricht sich für Atomkraft aus - Landkreistag fordert Fracking

Mi 07.09.22 | 19:44 Uhr
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Zaun mit Warnhinweis am ehemaligen Kernkraftwerk Rheinsberg (Bild: picture-alliance/ ZB | Jens Kalaene)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.09.2022 | Elke Bader | Bild: picture-alliance/ ZB | Jens Kalaene

Brandenburgs Ministerpräsident spricht sich in Märkisch-Oderland für die Beibehaltung von bestehenden Kraftwerken zur Energiegewinnung aus. Das sei wegen anhaltend steigender Energiepreise geboten, so der SPD-Politiker.

Die Brandenburger Landesregierung und der bundesweite Landkreistag sprechen sich für die Beibehaltung der Kohle- und Atomkraft sowie den Einstieg in das Fracking von Gas innerhalb Deutschlands aus. Das haben Landes- und Kreisvertreter am Mittwoch beim Landkreistag in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) bekannt gegeben.

Woidke: Schwerste Energiekrise in Deutschland

"Ich halte die Entscheidung, die Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen am 31. Dezember, für eine falsche Entscheidung", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Angesichts steigender Energiepreise müsse Deutschland "alles hochfahren, was wir haben", so Woidke weiter. Dazu zähle auch das Kohlekraftwerk in Jänschwalde (Spree-Neiße), das ab 1. Oktober mit zwei Blöcken zusätzlichen Strom produzieren soll. "Jede Kapazität, die heute in dieser Zeit, in dieser Energiekrise – der schwersten Energiekrise, in der Deutschland steckt – zusätzlich vom Netz geht, wird dafür sorgen, dass der Strompreis weiter steigt", sagte Woidke dem rbb.

Die Energieversorgung auf Kosten der Umwelt und zu Gunsten der Verbraucher zu fördern, sehen offenkundig auch die Vertreter des Landkreistages als Gebot der Stunde. "Auch gegebenenfalls eigenes Gas unter dem Stichpunkt 'Fracking'. Das ist nirgendwo – auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen – beliebt", sagt Landkreistags-Präsident Reinhard Sager. Wenn Deutschland unter "vertretbaren Eingriffen in die Natur" selber Gas fördern könnte, sei das ein Beitrag, so Sager.

Wohnen auf dem Land Thema

Aber nicht nur die Energiepreise und wie man denen Herr werden könnte waren Themen bei dem Treffen der insgesamt 294 Landkreisen Deutschlands. Auch eine Angleichung der Lebensverhältnisse in städtischen Metropolen und ländlichen Regionen beschäftigte die Land- und Kreisvertreter, wie Landkreistags-Präsident Steger sagte: "In der Fläche zu wohnen heißt, ich muss dort günstig bauen beziehungsweise mieten können", so Steger. Das bedeute auch, dass eine medizinische Versorgung durch Krankenhäuser, eine Anbindung an das Breitbandnetz durch Glasfaser und eine Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr gegeben sein müssten.

Das sei ein kostenintensives Versorgungsangebot, das die Landkreise vorhalten müssten, so Steger weiter. Daher forderte er in Neuhardenberg mehr Unterstützung von Seiten der Bundesregierung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2022, 16:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader

10 Kommentare

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  1. 9.

    Brokdorf und Grohnde haben die Betriebserlaubnis nur noch, weil sie im Nachbetrieb sind - die Brennstäbe sind noch nicht weit genug abgekühlt, um ins Lager abtransportiert zu werden. Die kann man nicht einfach wieder ans Netz bringen, so funktioniert Atomkraft nicht. Ich empfehle dazu für Grohnde auch einen Blick in die Liste meldepflichtiger Ereignisse - danach war ich froh, dass da bald Schluss ist.

  2. 8.

    Was bringen AKW ohne Brennstäbe und ohne "TÜV"? Haben Sie mal nachgeschaut, wieviel Reststrom noch z.B. die Brennstäbe von Isar 2 liefern können? Ist Ihnen bekannt, dass die 10-Jährege Sicherheitsüberprüfung 2019 fällig gewesen wäre und nur wg. Atomausstieg ausgesetzt worden ist?

  3. 7.

    Herr Woidke hat absolut Recht! Die Übertragungsnetzbetreiber sind im Stresstest zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kernkraftwerke weiterlaufen sollten. Herr Habeck und sein Ministerium ignorieren diese Empfehlung!

    Dass wir in Zukunft zu wenig Strom haben werden, sieht man an den Terminmärkten, dort kostet die kWh inzwischen mehr als 60 Cents, zeitweilig waren es sogar 1,40 Euro! Diese Preiserhöhungen werden die Stromkunden erst bei ihrer nächsten Preiserhöhung sehen.

    Wer jetzt aber schon bei einigen Stromanbietern wie EON einen neuen Stromvertrag abschließt, muss inzwischen mindestens 70 Cents/kWh berappen (einfach selbst mal bei EON auf der Homepage nachschauen!). Die anderen Anbieter werden da bald mitziehen!

    Wir brauchen Laufzeitverlängerungen für die drei Kernkraftwerke und mindestens die Reaktivierung von Brokdorf und Grohnde, die laut Preussen-Elektra weiterhin über ihre Betriebsgenehmigungen verfügen.

  4. 6.

    Ja, Herr Woidke, dann erklären Sie doch mal den Grünen, dass wir ein Stromproblem haben.
    Scheint dort immer noch nicht angekommen zu sein.

  5. 5.

    Söder ist auch gerade in vielen Festzelten unterwegs und hat darüber vergessen, wem der Atomausstieg gar nicht schnell genug ging. Bei Isar 2 sind die Brennstäbe so weit aufgebraucht, dass der Betreiber befürchtet, dass ein Kaltstart nicht mehr funktionieren würde. Selbst ein "ein flexibles Anheben oder Drosseln der Leistung" sei demnach dann nicht mehr möglich. Es rächt sich, dass Ewiggestrige den Ausbau der Erneuerbaren Energie samt Stromtrassen vielfach blockiert haben. und auch das Thema Speicherung für Dunkelflaute nicht angegangen wurde.

    Wer dann noch so weise ist, und gar einen längeren Betrieb der AKW fordert, ist ahnungslos in Bezug auf die überfällige, jedoch wg. Atomausstieg ausgesetzte 10-jährige Sicherheitsüberprüfung. Der Zustand vieler franz. AKW und die Folgen auch für den deutschen Strommarkt hat sich offensichtlich noch nicht bei jedem herumgesprochen.

  6. 4.

    Nachvollziehbar, dass Woidke sich für die Atomkraft ausspricht, hat Russland doch einen erheblichen Weltmarktanteil bei Uran, vor allem, wenn es angereichert ist.

  7. 3.

    Hoffentlich führt Putins Krieg dazu das es im Januar/Februar eine Notstandsverordnung zum Ausbau der EE beschlossen wird. Es muss jegliche Möglichkeit genommen werden wegen irgendeiner Befindlichkeit den Ausbau von WKA, PV und Netze zu behindern. Das gilt auch für den Denkmalschutz bei Eigenheimen.

  8. 2.

    Nicht nur das Ausland, auch der Großteil der dt. Bevölkerung hält die Entscheidungen zum Abschalten der AKWs zum jetzigen Zeitpunkt realitätsverweigernd und rein ideologisch getrieben!

  9. 1.

    Auch rechnen ist Woidkes Stärke nicht....dafür keine Ahnung weshalb der Strompreis so hoch ist.
    Um Merit Order wirksam zu werden müssten 6 besser 7 AKW am Netz sein.

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