Unterstützung eingefordert - Tafeln in Oder-Spree müssen aufgrund der Krise immer mehr Menschen versorgen

Do 06.10.22 | 13:35 Uhr
Archiv Ein Mitarbeiter nimmt an einer Ausgabestelle eine Tasche entgegen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.10.2022 | Siegfried Unger | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

Rasant gestiegene Energiekosten gepaart mit grassierender Inflation führt dazu, dass Menschen mit geringen Einkommen sich noch nicht mal mehr genügend zu Essen kaufen können. Die Folge ist ein enormer Zulauf bei den Tafeln, die nach Hilfe rufen.

Mit den derzeit laufenden Tafeltagen schlägt die Gesellschaft für Arbeit und Soziales (Gefas) in Erkner, Fürstenwalde und Beeskow im Kreis Oder-Spree gerade Alarm. "Wir sind in einer Zeit und Situation, wo wir mit den Kommunen, Kreisen verstärkt im Gespräch sind, auf die Situation aufmerksam machen, dass wir endlich von diesen Unterstützung bekommen", erklärte Gefas-Geschäftsführer Siegfried Unger. Grundsätzlich sei es so, dass die Tafeln in Deutschland gesetzlich in keiner Weise finanziert oder unterstützt würden.

Rentner und Alleinerziehende besonders betroffen

Angesichts steigender Kosten für Energie, Lebensmittel oder Mobilität melden die Tafeln aber steigende Nachfragen sozial Bedürftiger. Vor allem Rentner und Alleinerziehende könnten schon jetzt kaum von ihrem Einkommen leben und seien von den Preissteigerungen existenziell bedroht, hieß es.

Aufgrund der aktuellen Lagen müssten immer mehr Menschen von den Tafeln versorgt werden, klagte er. "Manche Kunden kommen, bringen die Miet- beziehungsweise Betriebskostenerhöhung mit, zeigen uns, dass die Betriebskosten teilweise um das Dreifache, Gaspreise um das 20-fache erhöht wurden. Und viele haben Angst, das sich die Situation noch weiterverschärft", so Unger.

Tafel seien ein Seismograph

Kai Noack von der Tafel Deutschland erklärte, die Tafeln seien ein Seismograph für die gesellschaftliche Entwicklung. An dem steigenden Zulauf sei zu erkennen, dass die Armut sich auch in der Mitte der Gesellschaft ausbreite. Sepp Träthner vom Deutschen Mieterbund forderte die Politiker auf, sich über die tatsächliche Lage und notwendige Maßnahmen zu informieren.

Viele Menschen hätten aus Scharm oder anderen Gründen den Gang zur Tafel bislang gescheut, sagte Unger. Doch jetzt bliebe oft nichts anderes übrig. "Wir haben unwahrscheinlichen Zulauf an Kunden durch diese Preissteigerungen", erklärte Unger.

Der gemeinnützige Verein betreibt im Landkreis Oder-Spree Kleider- und Möbelkammern, Suppenküchen und Tafeln. Vor allem die steigenden Energiekosten bereiten den Initiativen und Vereinen Sorgen. Die Gefas hat bereits die Möbel - und Kleiderkammer Fürstenwalde schließen müssen.

Brandenburg schießt 120.000 Euro aus Lottomitteln zu

Zuletzt erhielten die Lebensmittel-Tafeln in Brandenburg angesichts gestiegener Belastungen eine kurzfristige Hilfe von 120.000 Euro. Das Geld wird aus Lottomitteln zur Verfügung gestellt, so das Potsdamer Sozialministerium. Die Regierung reagiere damit auf die angespannte Lage der Organisationen infolge der Energiekrise und der hohen Inflation, hieß es.

In Brandenburg und Berlin gibt es mehr als 40 Tafeln, sie sind in einem gemeinsamen Landesverband organisiert. Für jede Einrichtung wären dann etwa 3.000 Euro vorgesehen, sagte ein Ministeriumssprecher. Der Dachverband der Tafeln wolle helfen, damit die Mittel zügig vergeben werden können.

Direkte Zuschüsse des Landes erhalten die Tafeln nicht. Bislang schon konnten sie eine Förderung aus Lottomitteln erhalten, etwa zur Beschaffung von Kühlfahrzeugen. Die Lebensmittel-Tafeln finanzieren sich in der Regel vor allem über Spenden und Mitgliedsbeiträge.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.10.2022, 09:30 Uhr

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