Interview | Hilfe für Ukrainer auf Arbeitssuche - "Die Herausforderungen sind die Sprache, die Sprache und die Sprache"

Mi 12.04.23 | 13:07 Uhr
Ukrainische Gefluechtete beim Ausfuellen von Unterlagen bei der Jobberatung (Quelle: dpa/Jens Krick)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.04.2023 | O-Ton: Frank Mahlkow | Bild: dpa/Jens Krick

Das Jobcenter in Frankfurt (Oder) betreut Hunderte Menschen aus der Ukraine bei der Arbeitssuche. Der Geschäftsführer erklärt im Interview, was die größten Hürden dabei sind – und warum es beim medizinischen Personal länger dauert.

Vor mehr als einem Jahr startete Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seitdem sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland geflüchtet. Für sie gelten Sonderbestimmungen - auch bei der Jobsuche und Arbeitsaufnahme. Nach Angaben des Jobcenters in Frankfurt (Oder) werden aktuell fast 500 Ukrainerinnen und Ukrainer zwischen 15 und 67 Jahren betreut. 250 von ihnen nehmen an einem Integrationskurs oder Berufssprachkurs teil oder haben diesen beendet.

Frank Mahlkow ist Geschäftsführer des Jobcenters in Frankfurt (Oder). Im Interview spricht er über die Integration und die Hürden für ukrainische Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt.

rbb|24: Herr Mahlkow, Sie und das Jobcenter Frankfurt haben im vergangenen Jahr vielen Ukrainern geholfen, eine Arbeit aufzunehmen. Was sind die Herausforderungen, um als Flüchtling hier arbeiten zu können?

Frank Mahlkow: Die Herausforderungen sind, wie bei allen Flüchtlingen oder Migranten, die zu uns kommen, die Sprache, die Sprache und die Sprache. Da sind die Ukrainer, da sie ein höheres Bildungsniveau haben als andere Flüchtlingsgruppen, aber deutlich besser. Sie sind sehr engagiert, hochmotiviert. Da bin ich persönlich guten Mutes, dass ein Großteil der Ukrainer es schaffen wird, so dass wir in diesem Jahr die Zahl der Integration in den Arbeitsmarkt deutlich erhöhen werden.

Bei der Anerkennung der Abschlüsse gibt es ja bekanntlich einige Schwierigkeiten beziehungsweise dauert es länger. Gilt das für alle arbeitssuchenden Ukrainer und wo hapert es denn noch?

Nicht alle Berufe müssen zwingend anerkannt werden. Es ist für viele Arbeitgeber eher entscheidend, was der- oder diejenige kann. Also ob ich Bürokauffrau oder Kraftfahrer bin, das kann ich mir anerkennen lassen, ist aber für die Arbeitsaufnahme nicht zwingend notwendig. Der Druck ist auf den anerkennungspflichtigen Berufen. Da gibt es Berufsabschlüsse, die man unbedingt haben muss. Zum Beispiel beim medizinischen oder bautechnischen Personal, da gibt es die eine oder andere Hürde. Aber insgesamt läuft es.

Aber ausgerechnet im Bereich Medizin wird ja dringend Fachpersonal gebraucht. Warum dauert es denn dort so lange?

Ein Arzt oder eine Ärztin muss zum Beispiel eine Fachsprachprüfung machen, um naturgemäß sachgerechte Diagnosen zu stellen, denn es muss ein qualifiziertes Patienten- Arzt-Gespräch zustande kommen. Die Behörden arbeiten da relativ zügig. Und wenn man ab und zu hört, dass es klemmt, dann sind es Monate und sie dienen dem medizinischen Spracherwerb.

Trotzdem: Bei der Anerkennung und Vermittlung von Ukrainern in den Arbeitsmarkt geht es dennoch vielen zu langsam. Sie wünschen sich auch von den Behörden eine zügigere Bearbeitung. Wie könnte das funktionieren?

Wünschenswert sind immer wenig Schnittstellen zwischen den Behörden. Und da haben wir in Frankfurt (Oder) eine gute Organisationseinheit, das sogenannte Kommunale Integrationszentrum, von dem vieles kurz und schnell gelenkt werden kann. Das haben nicht viele Kommunen und Städte in der Bundesrepublik, und das wäre etwas Wünschenswertes.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Martin Krauß für Antenne Brandenburg.

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.04.2023, 15:40 Uhr

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