Corona-Pandemie - Brandenburger Kliniken müssen doppelt so viele Betten für Covid-Patienten freihalten

Mi 08.12.21 | 16:30 Uhr
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Ein Intensivpfleger arbeitet in Schutzausrüstung mit Mund-Nasenbedeckung, Gesichtsschutz, Kittel und Haube auf der Intensivstation. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)
Audio: Inforadio | 08.12.2021 | T. Sydow | Bild: Kay Nietfeld/dpa

Die Lage in den Brandenburger Kliniken verschärft sich. Die Landesregierung hat den Kommunen nun empfohlen, den "Massenanfall von Erkrankten" auszurufen. Kliniken müssen noch mehr Betten für Covid-Patienten freihalten.

Immer mehr Krankenhäuser in Brandenburg stoßen wegen der steigenden Zahl der zu behandelnden Covid-Fälle an ihre Belastungsgrenze, vor allem im Süden. Innerhalb des Landes müssen daher mehr Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte.

Ministerium empfiehlt "Massenanfall von Erkrankten"

Es hat betroffenen Kommunen jetzt empfohlen, den sogenannten Massenanfall von Erkrankten (MAN-E) auszurufen. Damit kann die Koordination durch die Rettungsdienste der Landkreise und Städte besser gesteuert werden. Integrierte Leitstellen übernehmen in Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, Feuerwehren, Katastrophenschutzeinheiten und -einrichtungen, Kliniken und weiteren Hilfsorganisationen die Verteilung. So kann für jeden Patienten die geeignete Zielklinik gefunden und die noch freien Kapazitäten bei den Kliniken optimal ausgenutzt werden, hieß es.

Seit Dienstag müssen die Krankenhäuser in Brandenburg mehr Betten für die Versorgung von Covid-Patienten freihalten. Im Einzelnen bedeutet das eine Verdopplung der Kapazitäten. So müssen mindestens 20 - bisher 10 Prozent - der Betten auf den Normalstationen und mindestens 30 - bisher 15 Prozent der intensivmedizinischen Betten mit Beatmungsmöglichkeit für Covid-Patienten reserviert werden. Weiterhin seien unter Beachtung dieser Prioritäten planbare Aufnahmen, Operationen und Eingriffe durchführbar, so ein Ministeriumssprecher.

Zusätzlich sechs Reha-Kliniken zu Ersatzkrankenhäuser bestimmt worden

Zur Entlastung der regulären Krankenhäuser wurden zusätzlich erste Reha-Kliniken als Ersatzkrankenhäuser bestimmt, die für die Übernahme und stationäre Weiterversorgung von stationären Nicht-Covid-Patienten zur Verfügung stehen. Sechs der insgesamt 24 Brandenburger Reha-Kliniken sind umfunktioniert worden. Damit stehen 143 Betten als Reservekapazität zur Verfügung.

Warnampel springt auf rot

Die Hospitalisierungsinzidenz, die angibt, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner nach einer Corona-Infektion innerhalb von einer Woche ins Krankenhaus eingewiesen wurden, stieg von 5,45 auf 6,16. Die Warnampel sprang von Gelb auf Rot. Auch die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen nahm weiter zu. Nach 24,7 Prozent am Dienstag stieg der Anteil auf 24,8. Die Warnampel steht in diesem Bereich schon länger auf Rot.

13 Patienten im "Kleeblatt-System" verlegt

Insgesamt wurden dem Ministerium zufolge 13 Patienten im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems verlegt. Am vergangenen Freitag waren es demnach fünf Covid-Intensivpatienten aus Brandenburg, die Berlin aufnahm. Weitere acht Corona-Patienten wurden Anfang dieser Woche in die Hauptstadt verlegt. Zudem sollen auf rbb-Anfrage in den nächsten Tagen drei weitere Corona-Intensiv-Patienten aus dem Carl-Thiem-Klinikum Cottbus nach Nord- oder Westdeutschland gebracht werden. Das Wann hänge auch von der Wetterlage ab, da durch die großen Entfernungen wohl Heli-Transporte geplant sind.

"Die nächsten Wochen werden eine extreme Belastungsprobe", sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Die Lage in den Krankenhäusern sei überall sehr angespannt. Die Zahl der zu versorgenden Covid-Patienten folge nach dem Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz zwei bis drei Wochen später. Derzeit liegt dieser Wert bei knapp 635.

Derzeit sind 60 Prozent der Intensivbetten in Brandenburg durch Nicht-Covid-Patienten belegt. Der Anteil intensivpflichtiger Covid-Patienten auf Intensivstationen liegt aktuell landesweit bei 24,8 Prozent. Insgesamt werden zwischen Elbe und Oder 810 Personen mit einer Covid-19-Erkrankung in Kliniken versorgt, davon befinden sich 182 in intensivmedizinischer Behandlung, , hiervon müssen mit Stand Dienstag 144 beatmet werden). Vor vier Wochen waren es insgesamt 329 Patienten, davon 51 intensivmedizinisch.

Sendung: Inforadio, 08.12.2021, 12 Uhr

Korrekturhinweis: Das Gesundheitsministerium hat nicht wie ursprünglich berichtet den "Massenanfall von Erkrankten" ausgerufen, sondern Kommunen empfohlen, diesen Weg zu gehen. Es hat diesen Schritt somit möglich gemacht.

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59 Kommentare

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  1. 59.

    Wir wissen alle was Solidarität ist. Aber es kann doch keine uneingeschränkte geben. Letztlich entscheidet jeder selbst wie weit seine geht und das muss auch jeder selbst entscheiden dürfen, denn Solidarität ist immer freiwillig. Man kann sie nicht erzwingen, dann ist es keine mehr. Bei einer weitreichenden Entscheidung, hier also abwägen von möglicherweise krank werden vs. mögliche Nebenwirkungen, kommen unterschiedlich beurteilende Menschen eben zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ich kann da nichts menschenverachtendes erkennen.
    Ich zahle seit Jahrzehnten solidarisch in das Sozialsystem ein und frage nicht was mit dem Geld wird. Raucher, Alkoholiker, Drogenabhängige, etc. werden also indirekt von mir solidarisch unterstützt. Weshalb sollte man ausgerechnet den Ungeimpften das verweigern?

  2. 58.

    Mike, das ist falsch. An der aktuellen Situation auf den Intensivstationen sind nur die Massen an ungeimpften Patienten Schuld. Ohne diese Patienten würde die aktuelle Situation wie in jedem Jahr zu dieser Jahreszeit sein. Angespannt, aber sehr gut beherrschbar

    Wieviele Jahre arbeiten Sie auf einer Intensivstation um die Lage überhaupt beurteilen zu können?

  3. 56.

    "Eine derart weitreichende Entscheidung kann und muss man aus anderen Gründen treffen."
    Könnten sie bitte das Wort "weitreichend" im Zusammenhang mit einer Impfung ausführlicher erläutern. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie sich eigentlich unter einer Impfung verstehen?
    Die verwenden in ihrem Kommentar auch den Begriff "Solidarität". Vielleicht können Sie zusätzlich mal schildern, was sie unter Solidarität überhaupt verstehen.
    Danke

  4. 55.

    Hr. Hanschke, dann sollten Sie aber, sollten Sie sich infizieren und im Krankenhaus auf die Intensiv verlegt werden müßten weil schwerer Verlauf, vorab den Pflegern Bescheid geben, dass Sie nicht auf ITS verlegt werden wollen bzw eine Behandlung ablehnen, da Sie sich bewußt entschieden haben ggf. krank zu werden ohne eine mögliche Schutzwirkung einer Impfung und dann damit selbst das Risiko erhöht haben an Corona zu sterben. Haben Sie das auch Bedacht bei Ihrer Entscheidung sich nicht impfen zu lassen ....??

  5. 54.

    So sehen die Ergebnisse "Woidschker-Gipfel" und "Erfolgsgeschichten" aus"
    So sehen eher die Ergebnisse streunender querulatorischer Besserwisser aus.

  6. 53.

    Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken.
    Der seid weit vor Corona herrschende Personalnotstand im Gesundheitswesen ist die Alleinige Ursache für die Situationen in den Krankenhäusern. Das auf dem Rücken der Ungeimpften auszutragen ist das perverseste Spiel der Politik. Die Gesundheitsminister der letzten Jahre haben es einfach nicht in den Griff bekommen die Jobs attraktiv zu machen.

  7. 52.

    Mein Nachbar wurde 2Mal geimpft aber diesen Zirkus macht er nicht mehr mit. Was ist das für ein Impfstoff, der praktisch keinen Schutz bietet und wo die Menschen trotz Impfung auf der Intensivstation landen und daran sterben? Wissenschaftler haben bereits gesagt das der aktuelle Impfstoff bei der Omikron Variante überhaupt keinen Schutz bietet! Geimpfte, fangt mal an mitzudenken!
    Zuschüsse an Kliniken, wo sind die zusätzlichen Intensivbetten? 2020 gab es viel Geld von den Krankenkassen für neue Intensivbetten. Manche Kliniken bauten dabei erstaunliche Kapazitäten auf. Doch viele Betten stehen nach Recherchen von WDR, NDR und SZ im Lager. Und es fehlt an Pflegepersonal.

  8. 51.

    Ganz ehrlich. Ich kann nicht verstehen, dass man Intensivbetten freihalten muss. Schwer kranke Menschen aus meinem Freundeskreis warten händeringend auf ihre Herzoperationen und müssen bangen, ob sie lange genug Zeit haben, das ihnen nichts schlimmeres passiert. 80 % der Intensiv Covid Patienten sind ungeimpfte. Für jene Betten zu reservieren, während andere schwer kranke Menschen warten müssen ist unsolidarisch.

  9. 50.

    Wer sich nicht impfen lässt hat auch kein Recht auf ein Krankenhausbett

  10. 49.

    Freihalten von Betten und Abssge von Operationen ist bereits eine Triage zu Ungunsten der nicht-Covid-Patienten.

  11. 48.

    Wegen solchen Menschen wie Ihnen weigern sich immer mehr meiner ITS Fachpflegekollegen, ungeimpfte Patienten zu behandeln.
    Das ist übrigens zulässig!

  12. 47.

    „Wer sich (nur) aus Solidarität impfen lässt, kann nicht alle Tassen im Schrank haben.“

    Wer sich weder aus Solidarität noch aus Sorge um seine eigene Gesundheit und die seines Umfeldes impfen lässt, kann den Schuss aber auch nicht so richtig gehört haben …

  13. 46.

    Die Art der Zulassung ist völlig uninteressant. Der Impfstoff wirkt. Er denkt die Hospitalisierung und die infektiösität.
    Auch für die Haftung bei anerkannten impfschäden ist die Art der Zulassung uninteressant.

  14. 45.

    Die EU Covid Impfstoffe haben eine 'bedingte' Zulassung, keine dauerhafte.
    Für drei der vier ist diese nun um ein Jahr verlängert worden.

    Das PEI erklärt das anschaulich:
    https://www.pei.de/SharedDocs/FAQs/DE/coronavirus/zulassungsprozesse-impfstoff/4-coronavirus-was-ist-bedingte-zulassung.html

  15. 44.

    Wer sich (nur) aus Solidarität impfen lässt, kann nicht alle Tassen im Schrank haben. Eine derart weitreichende Entscheidung kann und muss man aus anderen Gründen treffen.
    Da sind die meisten Menschen bei deutlich unwichtigeren Dingen wesentlich egoistischer.

  16. 43.

    Auch diese Aussage von Marion entspricht nur zum kleinen Teil der Realität

  17. 42.

    Marion, Sie verbreiten Unsinn.

    Jeder Coronaimpfstoff hat eine volle Zulassung. Außerdem gibt es seit Jahrzehnten ein soziales Entschädigungsrecht bei anerkannten Impfschäden
    Bitte informieren Sie sich und erzählen Sie keine Lügen

  18. 41.

    Thorsten, bei einer Triage fallen ungeimpfte Patienten hinten runter. Warum? Sie haben sehr schwere Verläufe und eine hohe Sterblichkeit. Das sind Gründe, die ihre Chancen sehr minimieren.

    Übrigens wird eine Triage im Rettungsdienst und in der ZNA nach anderen Kriterien durchgeführt als auf einer ITS

    Warum verbreiten Sie absichtlich Unwahrheiten?

  19. 40.

    Thorsten, Ihre Aussage zur ZNA und ITS ist falsch

    ZNA und ITS sind nicht automatisch gekoppelt. Das sind völlig verschiedene Bereiche und sind ärztlich und pflegerisch getrennt
    Bitte verbreiten Sie nicht so einen Unsinn.

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