Semesterticket-Debatte - Verkehrsverbund legt Studierenden neues Angebot vor

Mi 08.12.21 | 17:17 Uhr
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Der RE1 fährt gerade in den Bahnhof Alexanderplatz ein und setzt seine Fahrt nach Frankfurt (Oder) fort. (QUelle: Georg-Stefan Russew/rbb)
Audio: Inforadio | 08.12.2021 | S. Loeprick | Bild: Georg-Stefan Russew/rbb

Überraschende Wende im Konflikt um das Semesterticket: Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg will es anstatt für 245 jetzt für 200 Euro anbieten. Allerdings will er einen Preissteigerungs-Mechanismus einbauen. Von Georg-Stefan Russew

In die festgefahrene Auseinandersetzung zwischen dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und Studierenden um ein künftiges Semesterticket kommt Bewegung. Am Mittwoch legte der VBB nach rbb-Informationen Studierendenvertretern ein nachgebessertes Angebot vor.

Angebot über 200 Euro für das Sommersemester 2022

Demnach soll ein Semesterticket ab dem 1. April 2022 für 200 Euro angeboten werden. Dieser Preis soll für das Wintersemester 2022/23 konstant gehalten werden. In dem Vertragsangebot über zwei Jahre sei zudem eine Preisautomatik enthalten, die besagt, dass der Ticketpreis ab Sommersemester 2023 um drei Prozent angehoben wird.

In der Konsequenz bedeutet dies, dass das Ticket ab dem Sommersemester 2023 auf 206 Euro angehoben werden soll. In der Folge stiege der Preis auf 212,18 Euro (WS 23/24). Wie es danach weitergehen soll, soll nach dem Willen des VBB per Gutachten beleuchtet werden. "Dieses soll für die künftige Ausgestaltung des VBB-Semestertickets ab Sommersemester 2024 als Grundlage für die zukünftigen Verhandlungen dienen", teilte ein VBB-Sprecher am Mittwoch mit.

Wie es heißt, müssen sich die Studierenden bis zum 17. Januar entscheiden, ob sie den Deal annehmen.

Der VBB bestätigte die Gespräche mit Studierendenvertretern und das nachgebesserte Angebot. Mit dem Angebot über 200 Euro und der weiteren Anpassung um drei Prozent strebe der VBB an, das Semesterticket an allen Brandenburger Hochschulen zu vereinheitlichen.

Studierenden-Verhandlungsführer Matthias Weingärtner von der Interessengemeinschaft Semesterticket Berlin/Brandenburg bestätigte das Angebot ebenfalls. "Mit den 200 Euro ist der VBB uns ein ganzes Stück entgegengekommen. Damit haben wir so nicht gerechnet", sagte er. Denn die Fronten zwischen Studierenden und dem VBB waren massiv verhärtet.

Nach zahlreichen Protestaktionen kam es an verschiedenen Brandenburger Hochschulen zu Urabstimmungen über das ursprüngliche Semesterticket-Angebot über 245 Euro für sechs Monate. Als Erstes sprachen sich die Studierenden der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) gegen ein 245-Euro-Ticket aus. Danach sagten Studierende der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) Nein zu diesem Vorstoß. Maximal könnten sich diese eine Preissteigerung auf 182,50 Euro vorstellen. Derzeit werde an den Brandenburger Hochschulen 170 Euro das Semester verlangt. "Somit habe ich nach aktuellem Stand kein Mandat, über das neue Angebot zu verhandeln", unterstrich Weingärtner.

HNEE-Sprecherin lehnt neues Angebot ab

Maxie Martin, Studierenden-Sprecherin der HNEE, sprach von einem maginalen Entgegenkommen des VBB. "Das Angebot kann von den HNEE-Studierenden nicht angenommen werden, weil wir klar gesagt haben, dass wir maximal einer Steigerung auf 182,50 Euro zustimmen können. Das weiß der VBB und dennoch legt er uns ein neues Angebot über 200 Euro mit einer Preissteigerung von drei Prozent pro Semester vor", so Martin. In der letzten Ausbaustufe - also im Wintersemester 2023/24 - gewähre der VBB den Studierenden gerade mal einen Preisnachlass von rund 20 Euro auf die eigentlich vom VBB angepeilten 245 Euro pro Ticket, klagte Martin.

Viadrina will neues Angebot prüfen

An der Viadrina wollen die Studierenden das neue Angebot in den eigenen Gremien prüfen. Schon jetzt lasse sich sagen, dass man alles unterhalb der 245-Euro-Grenze diskutieren könne, ohne eine neue Urabstimmung veranstalten zu müssen, sagte Ira Helten, Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses der Viadrina.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.12.2021, 16 Uhr

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3 Kommentare

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  1. 3.

    Das Grundgesetz ist keine Anspruchsgrundlage. Was ist denn für Sie ein ordentliches Bafög? Letztlich darf man nicht vergessen, dass die Eltern für die Erstausbildung der Kinder Unterhaltspflichtig sind.

    Außerdem gibt es in Deutschland zuviele Studenten. Dazu kommt noch, dass es immer mehr Abbrecher gibt.

    Letztlich stellt sich die Frage, ob sich die Vergabe der Studienplätze nicht nur noch nach dem tatsächlichen Bedarf richten soll?

    Außerdem ist es zumutbar, neben dem Studium zu jobben

  2. 2.

    Ich weiß gar nicht, wie man darauf kommen kann, dass an den Brandenburger Hochschulen nur Gamedesign studiert wird. Hier werden ordentlich Fachkräfte und auch Pflegekräfte ausgebildet (Fakultät für Gesundheitswissenschaften). Und was hat der NC mit dem Semesterticket zu tun? Fakt ist, unser Beitrag sollte ursprünglich von 170 auf 245 Euro angehoben werden - und das, obwohl die meisten Studis die letzten 3 Semester ihr Ticket gar nicht nutzen konnten wegen der Pandemie, aber dennoch dafür zahlen mussten.

  3. 1.

    Ich finde es, bei allem Verständnis, skandalös, dass der Gleichheitsgrundsatz unserer Demokratie überall und immer mehr ausgehebelt wird und statt gleiches Recht für alle immer mehr Grüppchen mit eigenen Gesetzen und Sonderregeln ausgestattet werden (egal wo man auch hinschaut, überall werden Gründe gefunden) und alle Anderen müssen dafür den Kopf hinhalten. Das betrifft ja nicht nur dieses Ticket. Hier ist etwas gewaltig aus dem Ruder gelaufen.
    Zahlt ein ordentliches Bafög und gut is. Vielleicht hilft es auch, wenn in allen Studiengängen endlich ein ordentlicher NC eingeführt wird. Wir brauchen Fach- und Pflegekräfte und keine 3 Mio. Gamedesigner.

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