Aktionstag in Brandenburg - Eltern und Erzieher protestieren für bessere Kita-Betreuung

Mo 15.05.23 | 06:12 Uhr
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Symbolbild: Bei der Protestaktion "Pappesatt - alles heiße Luft" demonstrieren am 14.09.2022 Kitaleitungen, Erzieherinnen und Erziehern, Eltern und Auszubildenden für die Verabschiedung der Brandenburger Kita-Reform. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: radio1 | 15.05.2023 | Boris Kullick | Bild: dpa/Jens Kalaene

Erzieher, Eltern und Kita-Träger in Brandenburg wollen am Montag landesweit mit Aktionen auf die Lage in den Kindertagesstätten hinweisen. Ihrer Ansicht nach gibt es zu wenig Personal in den Kitas, zu wenig Plätze - und ein chaotisches Beitragssystem.

In ganz Brandenburg wollen Träger von Kindertagesstätten, Erzieher und Eltern am Montag gegen Missstände im Kita-System protestieren. Viele Einrichtungen klagen über fehlende Kita-Plätze und zu wenig Personal. Ärger lösen auch unterschiedliche Kita-Beiträge in den Städten aus; es gibt Klagen und Rechtsstreitigkeiten. Nach Angaben der Organisatoren sind am Montag mehr als 340 Protestaktionen im Land geplant. Etliche Kitas sollen daher geschlossen bleiben.

In Potsdam ist im Lustgarten am Montag ein Kita-Camp geplant, auch Landespolitiker werden zu der zentralen Aktion erwartet. Unter anderem sollen Protest-Postkarten an Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) geschickt werden. "Der Lustgarten wird mit Sicherheit voll werden", sagte der Sprecher des Diakonischen Werkes, Sebastian Peters. Mehr als 100 Kitas hätten sich angemeldet.

In Cottbus sind Aktionen etwa in der Fußgängerzone geplant. "Tausende Eltern sitzen deutschlandweit mit Kita-Kindern zu Hause, weil Kitas aus Personalmangel Öffnungszeiten einschränken oder erst gar keinen Platz anbieten können", beklagte Sarah Ostrowski von der Kreiselternvertretung in Cottbus.

Umfrage bescheinigt Mängel in der Betreuungsqualität

Einer Umfrage zufolge leidet die Bildung und Förderung von Kleinkindern unter dem Personalmangel in deutschen Kindertagesstätten. Fast neun von zehn Kitaleitungen gaben negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität an. Das ging aus Zahlen zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) hervor, die im März veröffentlicht wurden.

Laut Umfrage haben hochgerechnet etwa 10.000 Kitas im vergangenen Jahr in Deutschland in mehr als der Hälfte der Zeit mit so wenig Personal gearbeitet, dass die Aufsichtspflicht nicht wie vorgeschrieben erfüllt werden konnte.

Kita-Reform in Brandenburg liegt auf Eis

Die rot-schwarz-grüne Landesregierung in Brandenburg kündigte zuletzt an, die Betreuung kleiner Kinder spürbar verbessern zu wollen. Die Eltern sollen schrittweise von den Kita-Beiträgen entlastet werden. Eine Reform des Kita-Rechts liegt jedoch auf Eis. Die Reform sollte unter anderem die Finanzierung transparenter gestalten, auch um Differenzen der Kita-Beiträge in den Städten und Gemeinden abzubauen. 2022 war sie aber auf Wunsch des Städte- und Gemeindebundes wegen der Belastungen durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg verschoben worden.

"Unser Einsatz für die Brandenburger Kindertagesstätten ist ein Kampf gegen Windmühlen", sagte dazu laut einer Mitteilung zum Aktionstag "Kita-Kollaps", Andrea Asch, die Vorständin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. "Die Politik schiebt die Entscheidung für ein einfaches, faires Kitarecht auf die lange Bank."

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.05.2023, 6:36 Uhr

20 Kommentare

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  1. 19.

    Ich habe gerade das Interview mit dem Brandenburger Bildungsminister gesehen und mir schwillt der Kamm. Tenor: Wer hier als Erzieher arbeiten will, findet auch Arbeit. Ich könnte mich schlapp lachen, wenns nicht so traurig wäre. Meine Tochter beendet nächsten Monat die 5jährige Ausbildung (inkl. Sozialassistent) und hat hier in Südbrandenburg noch keine Arbeitsstelle gefunden. Soviel zum Erziehermangel. Zum Praktikum werden die jungen Leute gern genommen, musste auch gleich mal zeitweise eine ganze Gruppe übernehmen, aber wenn es ans Einstellen geht, stehen plötzlich keine freien Stellen zur Verfügung. Traurig!

  2. 18.

    Vielleicht den Einstieg in den Beruf einfacher und den Beruf als solchen attraktiver machen.... Faire Bezahlung, Wertschätzung durch den Träger und dankbare Eltern würden vieles angenehmer machen. Es gibt so viele Menschen die jahrelang in der Kita pädagogisch arbeiten (z.B.Sozialassistenten).... wieso müssen sie nach der 2 jährigen Ausbildung noch mal 2/3 Jahre eine Ausbildung zum Erzieher dran hängen ??? Viele können sich das finanziell gar nicht leisten und das schreckt ab !!!! Schon bei solchen Sachen muss der Senat mal tätig werden. Fortbildungen und Weiterbildung, Extrastunden all sowas sollte reichen wenn manche Menschen Jahrzehnte lang einen tollen Job (ohne staatliche Anerkennung) und mit weniger Gehalt machen. Dann aber heißt es ohne diese Anerkennung dürfen sie nicht weiterarbeiten.... Wie bescheuert ist das ???? Es könnte so viel einfacher sein, an richtig gutes Fachpersonal zu kommen.... Aber neeee lieber nehmen wir Personal aus dem Ausland..... Schwachsinn ehrlich....

  3. 17.

    Ja bezahlt dann aber auch dafür.
    Ständig steigt das Kindergeld , aber zu Hause gibbet nen Großraum Fernseher, ne Playsi und und und.
    Eine Mutter die Halbtags arbeitet und mit Kind ne Anderthalb Zimmer Wohnung hat habe ich noch nicht sich beschweren gehört.
    Immer schön wenn die Eltern mit nen fetten Audi vorfahren und hupen.

  4. 16.

    Ganz einfach - wer will schon die eigene Ausbildung zum Lehrer oder Erzieher finanzieren?
    Geld oder Selbstdarstellung sind doch scheinbar die einzigen Motivationen die es noch gibt...

  5. 15.

    "Anglizismen bringen es wohl gerade auf den Punkt und Kinder haben meist immer Freude an Spracherwerb, wenn dieser nicht erzwungen wird und sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert." Dann lieber richtig Englisch als Zweitsprache/Umgangssprache. Ich habe da von einer Grundschule schlechte Erfahrungen, wo u.a. Englisch Umgangssprache sein sollte, nur konnte die Kinder danach nicht einen einfache Satz bilden am Ende der Grundschulzeit. Mehrsprachig ja, aber dann richtig und natürlich möglichst durch Muttersprachler mit Deutsch als Zweitsprache.

  6. 14.

    @ Björn.
    Anglizismen bringen es wohl gerade auf den Punkt und Kinder haben meist immer Freude an Spracherwerb, wenn dieser nicht erzwungen wird und sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert.
    Beitragsfreiheit ist wünschenswert, entbindet jedoch weiterhin keinesfalls die Eltern von der Pflicht zur Mitwirkung. Mehr qualifiziertes Personal (woher es auch immer kommen soll) ist nicht absehbar.
    @ Torsten
    Staatlich anerkannte Erzieher bedeuten Goldstaub.

  7. 13.

    Bei all den "gesellschaftlich großen Problemen" die durch eine breite und Laute angebliche Mehrheit in den letzten Jahren immer wieder bejolt wurde, gingen die wahren Probleme wohl leider unter. Während am Stammtischabend der AfD über den "bösen Syrer" und die "Coronalüge" fabuliert wurde, mit anschließender Demo oder Spaziergang, verloren wohl auch all diese Menschen das Wichtige aus den Augen und versteiften sich auf Nebenschauplätze. Da musste die Politik den Seppel erstmal erzählen, dass seine "Probleme" gelöst werden, statt sich um das wichtige zu kümmern.

    Wenn ähnlich viel Leute jeden Montag durch die Gegend laufen würden für bessere Bedingungen in den KITAs würde wohl auch was passieren. Aber da sind die eben benannten Lauten nicht auf der Straße sondern im Netz und machen genau nichts was hilft.

  8. 12.

    "Möchten Sie die Ursachen bitte genauer beschreiben und auch Ihre Lösungsvorschläge dazu mitteilen? Bin gespannt."
    Ist doch alles verständlich beschrieben, wo liegt Ihr Problem?
    Sie können ja weiter diejenigen wählen, die diese Ursache zu verantworten haben!

    Ihre Antwort auf: "fischersfritz"
    Allgemeines Herumgejammer hilft nicht weiter. Man muss die Ursachen des Mangels suchen und nicht mehr die Politiker wählen, die diesen Mangel sehenden Auges herbei geführt haben.

  9. 11.

    Möchten Sie die Ursachen bitte genauer beschreiben und auch Ihre Lösungsvorschläge dazu mitteilen? Bin gespannt.

  10. 10.

    Endlich mal was Sichtbares! Aber sind denn wirklich nur die Politiker schuld? Wir alle schauen weg, weil es sonst nur unsere Steuern kostet! Ich arbeite in einer Kita und bin erschüttert, wenn es bei der Leitung und dem Kollegium heißt, dass man nichts dagegen tun könnte. Und solange es irgendwie geht, wird sich nichts ändern.

  11. 9.

    "... mehr als der Hälfte der Zeit mit so wenig Personal gearbeitet, dass die Aufsichtspflicht nicht wie vorgeschrieben erfüllt werden konnte." gegen "Die rot-schwarz-grüne Landesregierung in Brandenburg kündigte zuletzt an, die Betreuung kleiner Kinder spürbar verbessern zu wollen. Die Eltern sollen schrittweise von den Kita-Beiträgen entlastet werden." Ich glaube die beiden Seiten reden aneinander vorbei. Von der Beitragsfreiheit wird es doch nicht mehr Personal?

  12. 8.

    "Wir brauchen mehr Kita-Personal aus dem Ausland um unsere Reihen aufzufüllen." Wie stellen Sie sich das vor, insbesondere im Punkt Vermittlung/Erwerb der Muttersprache Deutsch für die Kinder? Außerdem dürften entsprechende Ausbildungen zum KiTa-Erzieher im Ausland schwer zu bekommen sein, da das schon recht speziell für Deutschland ist als System.

  13. 7.

    Welchen Sinn hat das Demostrationsschild auf Englisch im Aufmacherbild? Soll damit für eine englischsprachige Erziehung in der KiTa demostriert werden?

  14. 6.

    Dieses Problem wird doch schon Jahr Zehnte vor sich hergeschoben. Wer soll es denn lösen die Unfähigen die uns zur Zeit regieren auf keinen Fall da sie sich um andere Problemen kümmern statt um die Probleme im eigenen Land.

  15. 5.

    Wir brauchen mehr Kita-Personal aus dem Ausland um unsere Reihen aufzufüllen.

  16. 4.

    .. warum muss die Kita eigentlich generell kostenlos sein. Gebühren nach Einkommen gestaffelt würde auch mehr Geld in die Kassen spülen.

  17. 3.

    >"nicht mehr die Politiker wählen, die diesen Mangel sehenden Auges herbei geführt haben."
    Wenn sich der Mangel auswirkt, sind die Politiker, die diesen Mangel verursacht haben, sowieso schon längst weg. Die kann man dann so gesehen nicht mehr nichtwählen.

  18. 2.

    Allgemeines Herumgejammer hilft nicht weiter. Man muss die Ursachen des Mangels suchen und nicht mehr die Politiker wählen, die diesen Mangel sehenden Auges herbei geführt haben.

  19. 1.

    Es ist ein absolutes Trauerspiel und nicht mehr zu ertragen.
    Was glauben eigentlich diese verkorksten Politikerinnen und Politiker, was die Basis für Demokratie ist?????
    Ewiges Aufschieben, Verschleiern, Vermeiden und Totsparen und Ignorieren ist es jedenfalls nicht.
    Was muss eigentlich noch alles passieren, damit diese Ignoranz aufhört. Es ist nicht mehr zu ertragen und muss sich schleunigst ändern.
    Gelder müssen umverteilt werden!!!!!

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