Sorge um Arbeitsplätze und öffentlichen Park - Was sagen Anwohner zum Verkauf des Schlosses Diedersdorf?

Di 26.11.19 | 16:12 Uhr
Schloss Diedersdorf bei Seelow mit Parkplatz davor
Audio: Antenne Brandenburg | 25.11.2019 | Philip Barnstorf | Bild: rbb/Philip Barnstorf

Adelssitz, DDR-Kindergarten und Steuerberater: Schloss Diedersdorf bei Seelow hat eine bewegte Geschichte. Seit der Wende gehört es der Brandenburgischen Schlösser GmbH. Die will es jetzt verkaufen. Das ruft auch einige Alteigentümer auf den Plan.

Dieses Schloss hat einiges erlebt: Mitte des 18. Jahrhunderts war es zunächst Adelssitz und während des zweiten Weltkriegs ein Feldlazarett. Besitzerin war damals noch die Berliner Familie Seidel. 1945 wurde es dann im Rahmen der Bodenreform enteignet und beherbergte zu DDR-Zeiten Gemeinde- und LPG-Büro, Kindergarten und Wohnungen.

Nach der Wende übernahm die brandenburgische Schlösser GmbH den Bau, sanierte ihn für für gut 2,5 Millionen Euro und vermietete ihn an mehrere Beratungsfirmen. Jetzt will die GmbH das Schloss verkaufen, was bei Anwohnern und Mietern gemischte Gefühle auslöst.

Jugendidylle am Schlossteich

Die Diedersdorfer hängen an ihrem Schloss."Wir haben als Kinder im Schlossteich geangelt und sind dort im Winter Schlittschuh gefahren", erinnert sich ein Nachbar an seine Jugend während der Teilung. Auch Jörg Berndt, heute Ortsvorsteher von Diedersdorf, hat schöne Erinnerungen ans Schloss: "Ich bin damals an der Hand meines Vaters hier ins Büro gegangen, um seine Lohntüte abzuholen." Berndt sagt aber auch: "Ich trauere der Zeit nicht wirklich nach. Mein Wunsch und der vieler Bewohner ist es, dass das weiter ein offenes Haus bleibt."

Standortvorteil für Mieter

Im Moment ist der Schlosspark frei zugänglich und jeder, der will, kann sich das Gutshaus auch von innen ansehen. Man muss sich nur vorher bei den Mietern anmelden. Die betreiben dort schon seit 2003 eine Steuer- und Unternehmensberatung, sowie eine Anwaltskanzlei. Elmar Ziegenhagen ist an allen drei Unternehmen beteiligt. Er schätzt die Nähe zur Bundesstraße, aber auch die Ruhe und Idylle des Standorts.

Eine Hand wäscht die andere

Mit den Anwohnern kommt Ziegenhagen nach eigener Aussage gut zurecht. "Zu Sylvester haben Jugendliche unser Schild am Eingang zerstört. Das haben die Anwohner gesehen, konnten uns sagen, wer es war und dann konnte man auf friedliche Art und Weise die Reparatur organisieren", sagt der 64-jährige.

Die Zuneigung scheint gegenseitig. Ein weiterer Nachbar lobt, dass die Mieter Schloss und Vorplatz pflegen. "Für uns Einwohner hier wäre auch vor allem wichtig, dass die Arbeitsplätze erhalten werden", fügt er hinzu. Die drei im Beratungsfirmen im Schloss ansässigen Firmen beschäftigen insgesamt ungefähr 20 Menschen.

Die neuen alten Schlossherren?

Dorfbewohner und Mieter fänden es also gut, wenn alles so bleibt, wie es ist. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Das Schloss steht unter Denkmalschutz und darf daher nicht wesentlich umgebaut werden. Auch die Pachtverträge laufen unabhängig vom Eigentümer weiter.

Die Schlösser GmbH hält sich derweil bedeckt, was die Kaufverhandlungen angeht. Aber bis vor Kurzem war das Schloss über ein Potsdamer Maklerbüro für den Mindestpreis von 850.000 Euro online inseriert. Unter den Kaufinteressenten sind wohl auch einige Seidels, deren Vorfahren das Schloss schon besaßen, bis sie 1945 enteignet wurden.

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