Ausstellung zur Schifffahrt auf der Oder - Güterschiffe, Ausflugdampfer und große Werften

Mi 03.06.20 | 11:31 Uhr | Von Katja Geulen
Hobby Historiker Werner Lehmann präsentiert die Oderausstellung
Audio: Antenne Brandenburg | 03.06.2020 | Bild: Katja Geulen/ rbb

Gut 900 Kilometer schlängelt sich die Oder durch ein flaches Flussbett. Doch obwohl die Schifffahrt schwierig ist, hat sie das Leben an den Ufern geprägt. Eine Ausstellung in Schwedt erzählt nun von Schiffen und Schifffahrtsfamilien entlang des Flusses. Von Katja Geulen

"Die Schifffahrt auf der Oder war schon immer geprägt durch die Besonderheiten des Flusses", erklärt Hobby-Historiker Werner Lehmann, der zig Exponate zu der neuen Ausstellung des Schwedter Stadtmusuems aus seiner Sammlung beigesteuert hat. Das typische Oderschiff hatte wegen der flachen Fahrrinne möglichst wenig Tiefgang, so sehen auch die Schiffe irgendwie platt aus.

Von Schubverbänden über Eisbrecher bis zum Kabinen-Ausflusgdampfer weiter zum historischen Kaffenkahn, Schubprahme, Binnenschiffe mit Schaufelradantrieb – 17 Modelle zeigen die Geschichte und Vielfalt der Oder-Binnenschiffe. Denn trotz der schwierigen Umstände für die Schifffahrt hat sie für die Orte an ihren Ufern eine große Rolle gespielt.

Kohle flussabwärts

"Sie ist natürlich nicht vergleichbar mit dem Rhein – aber die Oder war schon durchaus ein viel befahrener Strom", sagt der Sammler Lehmann. Nachdem der alte Fritz den Fluss verkehrstüchtig gemacht hatte, spielte zunächst vor allem der Güterverkehr eine Rolle: Holz, Baustoffe, landwirtschaftliche Produkte. Schlesische Kohle wurde flussabwärts nach Berlin und Stettin transportiert. Waren aus Übersee von Stettin ins Landesinnere.

Lehmann, der sich seit Jahrzehnten mit dem Verkehr auf der Oder beschäftigt, schwärmt: "Es gab unzählige Häfen, mit Anlegern für bis zu 200 Schiffen, es gab Fähren, es gab Brücken es gab eine sehr lebhafte Dampfschiffahrt zwischen 1850 und 1945."

Museumsleiterin Anke Gordon zeigt Exponate der Oderschifffahrt
Museumsleiterin Anke Grodon zeigt ihre Exponate | Bild: Katja Geulen/ rbb

Boomender Ausflugsverkehr

Dampfschifffahrt - damit ist vor allem der boomende Ausflugsverkehr gemeint: zwischen Stettin in Richtung Küstrin, auch Schwedt war als Ausflugsziel mit eingeschossen. Und von Stettin aus ging es sogar über die Ostsee Richtung Seebäder und Rügen.

Stettin war damals der drittgrößte Hafen Deutschlands – weil es auch hier Probleme mit der Wassertiefe gab, wurde Swinemünde als Vorhafen zum Leichtern der Schiffe ausgebaut. In Stettin wie auch Breslau gab es bedeutende Werften, viele kleine Schiffsbauer oder Reperaturwerften lagen an der Strecke dazwischen.

Selbst Oderkapitän werden

Alle historischen Stationen, Häfen, Bollwerke, Brücken und besondere Orte entlang der Oder sind nun auf einer fünf Meter breiten Karte abgebildet. "Man kann mit dem Finger die ganze Oder bereisen und dabei viel entdecken", sagt die Schwedter Museumsleiterin Anke Grodon. Seemannsknoten ausprobieren oder Morsen gehört ebenso zur Ausstellung wie historische Fotos beispielsweise des Schwedter oder Gartzer Bollwerks oder die Geschichten einzelner Schiffe. Historische Navigationsgeräte sind auch zu sehen. "Wer nachher aus der Ausstellung kommt kann sich richtig als Oderkapitän fühlen", verspricht Grodon.  

Deutsch-polnische Ausstellung

Für Schwedt an der Oder ist es die erste Ausstellung zum Thema Schifffahrt. Grodon ist selbst erstaunt: spielen doch der Fluss und das Leben auf ihm für die Region eine so wichtige Rolle. Die Musuemsleiterin hat neben den privaten Sammlerstücken auch Leihgaben oder Bildmaterial aus anderen Museen zusammengetragen, wie das Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg und das deutsche Historischen Museum Berlin. Außerdem ist die Ausstellung zweisprachig in deutsch und polnisch konzipiert und umgesetzt – aus dem Nationalmuseum Stettin gibt es bereits Interesse, so könnte die Ausstellung also selbst eines Tages auf die Reise entlang der Oder gehen.

Fluss wird weiter ausgebaut

Die jüngste Geschichte ist nicht mehr Teil der Ausstellung. Bis heute ist die Schifffahrt auf der Oder durch die Besonderheiten des Flusses geprägt. Vor allem Polen will den Strom auch für große Schiffe mit mehr Tiefgang befahrbar machen – andererseits wäre dadurch die geschützte Auenlandschaft des Nationalparks Unteres Odertal gefährdet, sagen Kritiker. Die Geschichte der Oderschifffahrt bleibt also spannend.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.06.2020

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