Konjunkturpaket in Ostbrandenburg - "Für Familien ist das eine Milchmädchenrechnung"

Do 04.06.20 | 21:14 Uhr
Eine Berlinerin betreut ihre Kinder nachdem eine Kita geschlossen bleibt. (Quelle: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.06.2020 | Christoph Berkholz | Bild: rbb

Die Bundesregierung hat ein 130 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket beschlossen. Dazu gehört auch wichtige Unterstützung für Familien und Kitas. Doch das ist den Kinderbeauftragten in Ostbrandenburg nicht genug - denn hier fehlt vor allem Personal. Von Larissa Mass

Auf die Beschlüsse des Konjunkturpaketes haben die Kinderbeauftragten in Ostbrandenburg gespannt gewartet. Nach insgesamt 21 Stunden Verhandlungen über zwei Tage einigten sich die Spitzen von Union und SPD auch auf einen Kinderbonus von einmalig 300 Euro pro Kind, der mit dem Kindergeld ausgezahlt werden soll. Der Bonus muss versteuert werden, wird allerdings nicht auf die Grundsicherung angerechnet. Zudem sollen die Kitas weiter ausgebaut werden. In Ostbrandenburg stößt das Paket auf geteilte Meinung. 

Frankfurt (Oder) kritisiert fehlende Kinderbetreuung

Jacqueline Eckardt, Kinderbeauftragte der Stadt Frankfurt (Oder) sieht in dem Konjunkturpaket jedoch keine echte Hilfe. "Für Familien ist das eine Milchmädchenrechnung. Was uns fehlt ist schlicht und einfach Kinderbetreuung. 300 Euro gleichen gar nichts aus. Die Kitas sind monatelang geschlossen und zusätzlich sieht es danach aus, als ob bis Herbst auch kein normaler Schulbetrieb möglich ist."

Für Erweiterungen, Umbauten oder Neubauten von Kitas und Krippen soll es laut Konjunkturpaket eine Milliarde Euro zusätzlich geben - auch, um die Hygienesituation zu verbessern. "Ich finde es positiv, wenn Kitas und Krippen tatsächlich mehr Räume bekommen würden und mehr Platz geschaffen würde," sagt Eckard. "Jedoch fehlt immer noch das Personal für eine echte Erweiterungen." Und erst recht fehle in Ostbrandenburg das qualifizierte Kitapersonal.

Unterstützung der sozial schwachen Familien in Prenzlau

Qualifiziertes Personal sieht der Kinderbeauftragte Christoph Berkholz ebenso als größte Schwachstelle in seiner Region Prenzlau (Uckermark) an. "Personal auszubilden kommt für mich eigentlich vor dem Ausbau der Kita." Generell sieht er die familienbezogenen Punkte des Konjunkturpaketes als ein sehr positives Zeichen der Regierung. Für Berkholz ist das Kindergeld und auch die gesenkte Mehrwertsteuer eine gezielte Unterstützung für die sozial schwachen Familien in seiner Region. "Aber trotzdem frage ich mich, ob das Geld wirklich beim Kind ankommt, es in Bücher und digitale Bildung gesteckt wird oder die Familien es nicht anders verwerten." Allgemein fehlen Bergholtz auch Punkte im Konjunkturpaket, die das Thema digitale Bildung und Homeschooling unterstützen.

"Überraschend familienfreundlich"

Bastian Hölscher vom Kinderring Neuhardenberg e.V. (Märkisch Oderland) betreut auch viele sozial schwache und geflüchtete Familien. Er freut sich über die Familienorientierung des Konjunkturpaketes: "Ich hatte befürchtet, dass es nur eine Abwrackprämie gibt. Aber so bin ich begeistert, dass die Groko so familienfreundlich entschieden hat." Denn er sieht auch die beschlossene Stromsenkung und befristete Mehrwertsteuersenkung als großen Nutzen für sozial schwache Familien.

Auch die 300 Euro pro Kind findet Hölscher gerechtfertigt: "Natürlich wäre das Doppelte noch besser. Aber mit 300 Euro kann beispielsweise eine alleinerziehende Friseurin in Kurzarbeit sehr viel anfangen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2020, 18:30 Uhr

 

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