Ausweitung der Schweinepest-Zonen - Bio-Bauern in Oder-Spree sorgen sich um Freiland-Schweine

Fr 18.09.20 | 18:56 Uhr
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Bio Schweinehalter Henrik und Michael Staar
Audio: Antenne Brandenburg | 18.09.2020 | Isabel Röders | Bild: Isabel Röder/rbb

Nachdem die Gefährdungszonen aufgrund weiterer Schweinepest-Fälle ausgeweitet wurden, sorgen sich Bio-Bauern in der Region um ihre Freilandtiere. Sollten die Maßnahmen verschärft werden, könnte wirtschaftlicher Schaden drohen.

Nach bestätigten Fällen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in den Kreisen Spree-Neiße und Oder-Spree verunsichern die Krankheit und die damit einhergehenden Maßnahmen die landwirtschaftlichen Betriebe. Besonders Bio-Viehhalter stehen vor besonderen Herausforderungen - vor allem, wenn sie ihre Schweine draußen im Freien halten. So, wie etwa das Gut Hirschaue nordwestlich von Beeskow (Oder-Spree).

Schweinepest gefährdet die Freilandhaltung

Der Öko-Betrieb wirtschaftet wie aus dem Bilderbuch. Das Futter produzieren die beiden Brüder Henrik und Michael Staar selbst. Geschlachtet wird vor Ort und das Fleisch verkaufen sie regional. Noch liegt das Gut außerhalb der gefährdeten Zonen mit Einschränkungen. Doch die Ausbreitung der Schweinepest könnte das jetzt ändern. Schweinehalter Henrik Starr sagt: "Es kann im Prinzip jeden Tag soweit sein, dass wir auch in eine Gefährdungszone rutschen. Dann werden wir wohl um eine Aufstallungspflicht der Schweine nicht herumkommen."

Besondere Schutzmaßnahmen

Das ganze Jahr stehen hier Mufflons, Schafe, Hirsche und Schweine im Freien. Bisher sorgen stabile Holzpfosten und ein enges Drahtgeflecht um die großzügigen Weiden herum für den nötigen Schutz. Die Staar-Brüder haben 20 Kilometer Außenzäune mit einer Höhe von 2,05 Meter erneuert. Zudem gibt es einen 50 Zentimeter ins Erdreich angelegten Unterwühl-Schutz. „An dem kann sich so mancher so schnell und provisorisch aufgestellte Wildschweinzaun sicherlich ein Beispiel nehmen“, meint Henrik Staar.

Stallhaltung stünde gegen Bio-Konzept

Die Schweine stehen unter besonderer Beobachtung. Zu ihnen geht es derzeit nur in Schutzanzügen. Hinter zwei weiteren Elektrozäunen schnüffeln die 85 braun-schwarzen Schweine im Boden. Zur artegerechten Haltung bräuchten die Tiere frische Luft, Sonnenlicht und Suhlmöglichkeiten für die Temperaturregulation. "Sie sind sehr bewegungsaktiv und besonders wühlfreudig", so Michael Staat. "Und das können die Tiere hier auch besonders ausleben."

Hohe Kosten durch ASP-Maßnahmen befürchtet

Wenn alle Schweine wegen der Schutzverordnung in den Stall müssen, haben die Brüder ein Problem: Sie müssten Ställe finden und anmieten. Zudem müssten auch ausreichende Strohvorräte zukaufen. "Dann brauchen wir Personal, um diese Ställe einzustreuen, was jetzt hier in dieser Haltungskalkulation erstmals wegfällt", so Halter Henrik Staar. Wirtschaftlich wäre die Schweinezucht mit diesen Auflagen nicht mehr.

Doch Aufwand und Kosten sind nur eine Seite. Henrik Staar fragt sich vor allem, ob das Gut nach einer Stallpflicht jemals wieder die Genehmigung für die Freilandhaltung bekommen wird. Er wünscht sich, dass die drei Zäune überzeugen und die Freilandhaltung in der Krise eine Chance bekommt. "Dann brauchen wir auch nicht diese Tierwohldiskussion führen, wenn bestimmte Haltungsformen von vornherein einfach schon mal ausscheiden."

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.09.2020, 15:10 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Es wäre schlimm wenn solche Naturnäheren Schweinehaltungen durch die Veterinärämter verboten werden würden.
    Aber sowohl die Politik, als auch die nachgeordneten Behörden (z.B. Vetreinärämter) haben aus irgendeinem Grund die Interessen der industriellen Schweinemäster, Großschlachthöfe und Discounter + Export eher im Blick als die Interessen derjehnigen, die nicht nur über Tierwohllabel schwatzen, sonder wie gezeigt auch was tun.

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