Tafeln in der Pandemie - "Wir haben Unterstützung aus der Bevölkerung"

Di 21.09.21 | 17:25 Uhr | Von Felicitas Montag
Tafel-Koordinator Peter Raske (r.) und Mitarbeiter Frank Vierath bei der Lebensmittelausgabe
Audio: Antenne Brandenburg | 21.09.2021 | Felicitas Montag | Bild: rbb/Robert Schwaß

Die ehrenamtliche Arbeit der Tafeln ist seit Beginn der Pandemie wichtiger denn je, denn der Bedarf ist gestiegen. Gleichzeitig haben sich die Arbeitsbedingungen erschwert. Wie haben die Tafeln in Ostbrandenburg die Pandemie bislang überstanden?

Die Bernauer Tafel beliefert mit ihren acht Außenstellen fast den gesamten Barnim. Rund 1.200 Familien werden derzeit mit Lebensmitteln versorgt. Das sind etwa zehn Prozent mehr als vor der Pandemie. Darunter sind viele ältere Menschen, aber auch Alleinerziehende, die im Lockdown neu dazugekommen sind, sagt Tafel-Koordinator Peter Raske.

Gleichzeitig sei die Zahl der Helferinnen und Helfer anfangs erstmal zurück gegangen, da viele Ehrenamtliche älter seien und zur Risikogruppe gehören. "Aber da sind viele junge Menschen eingesprungen, zum Beispiel Studierende aus Berlin und Brandenburg, die hier bei ihren Eltern wieder gewohnt haben." Auch Menschen, die wegen des Lockdowns nicht mehr arbeiten konnten wie Taxifahrer, hätten die Tafel unterstützt, sodass der Betrieb weitergehen konnte.

Unterstützung aus der Bevölkerung ist groß

Die Pandemie hat aber auch die Bernauer Tafel hart getroffen. Die finanzielle Spendenbereitschaft ist um 90 Prozent zurückgegangen ist, vor allem von mittelständigen Unternehmen, die durch den Lockdown selbst finanziell gebeutelt sind, erzählt Raske. "Das war natürlich schwierig, für besondere finanzielle Aufwendungen wie einen kaputten Motor oder Herd, die finanziellen Mittel zu finden. Aber wir haben die Unterstützung aus der Bevölkerung, von Privatspendern und auch von Clubs, die in der Gegend aktiv sind."

Insgesamt scheint die Spendenbereitschaft seit Ausbruch der Pandemie jetzt wieder zuzunehmen, freut sich Raske. Derzeit wird ein werbefinanziertes Auto für die Tafel gesammelt.

Gestiegene Lebensmittelpreise sorgen für höhere Nachfrage bei der Tafel

Auch die Tafel "Domizil Offene Tür" in Frankfurt (Oder) hat seit Beginn der Pandemie besonders viel Hilfe von den Frankfurtern erfahren, sagt Tafel-Projektleiterin Evelyn Blaschke: "Supermärkte unterstützen uns nach ihren Kräften." Verstärkt hätten sich auch Frankfurter Bürgerinnen und Bürger bereit erklärt, die Tafel mit Spenden zu unterstützen.

Die Gründe für die gestiegene Nachfrage an Lebensmitteln sieht Blaschke vor allem darin, dass viele Menschen in Kurzarbeiten seien oder ihren Job verloren hätten und somit weniger Geld zur Verfügung haben. "Jetzt merken wir verstärkt, dass der Bedarf an unseren Lebensmitteln größer ist, weil die Preise im öffentlichen Leben, sprich, Energie,- Benzin- und Lebensmittelpreise wegen der Inflation gestiegen sind und unsere Frankfurter Bedürftigen ja nicht mehr Geld zur Verfügung haben."

Strenge Hygieneregeln, aber keine Impf- oder Testpflicht

In der Frankfurter Tafel gilt: Wer sein Essen abholt, muss die strengen AHA-Regeln beachten. Sozialer Austausch findet derzeit nur draußen statt, denn die Begegnungsstätte ist weiterhin geschlossen. Eine 2G oder 3G Regel kommt für Blaschke nicht in Frage, denn eine Diskriminierung vor Ort will sie vermeiden: "Das muss ja dann auch alles abgefragt werden. Da fehlt auch das qualifizierte Personal dazu."

Stattdessen wartet Blaschke ab, bis es eine einheitliche Regelung gibt. Auch in Bernau soll die Impfung keine Voraussetzung dafür sein, von der Tafel versorgt zu werden, betont Peter Raske. Bedürftige können hingegen die mobile Lebensmittel-Verteilung in Anspruch nehmen.

Tafel-Tag wirbt für gerechte Verteilung von Lebensmitteln

In den Landkreisen Barnim, Uckermark, Märkisch-Oderland, Oder-Spree sowie in Frankfurt (Oder) gibt es derzeit 13 Tafeln, die bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und warmen Mahlzeiten versorgen. Am bundesweiten Tafel-Tag, der am 2. Oktober stattfindet, soll auf die gerechte Verteilung und den wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln hinweisen.

Gleichzeitig sind alle Menschen am Tafel-Tag aufgerufen, die Arbeit der Ehrenamtlichen mit einer Sach- oder Geldspende zu unterstützen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.09.2021, 14:10 Uhr

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