Während draußen die Spinnenweben im Altweibersommer durch die Luft wabern, singen und tanzen drei Frauen im fortgeschrittenen Alter drinnen auf den Uckermärkischen Bühnen in Schwedt. Dort feiert das Musical "Reife Damen" am Freitag seine Premiere. Das junge Autoren-Duo Florian Stanek und Komponist Sebastian Brand, fand schon immer, dass es viel zu wenig Stücke und Filme für ältere Darstellerinnen gebe. Um ihre Bewunderung für die Generation ab 70, deren Witz, Selbstvertrauen und Erfahrung auszudrücken, haben sie ein Stück geschrieben, welches ernste Themen auf humorvolle Weise anspricht.

Ärztin Anna packt aufgeregt die Koffer für die geplante Kreuzfahrt, als ihr Mann Walter plötzlich stirbt. Damit Platz nicht nur der Urlaub, dahin ist auch das Geld und die gemeinsame Wohnung. Denn Annas Mann hatte diese mit einer Hypothek belastet und hinterlässt ihr einen Schuldenberg. Zum Glück trifft sie bei der Beerdigung ihre beiden alten Freundinnen die Schauspielerin Gerda und die erzkatholische Buchhalterin Waltraud wieder

Zusammen entwickeln die älteren Damen in einem Wohnzimmer inmitten von Vintage-Möbeln die zündende Idee, Telefon-Sex anzubieten. Damit gedenken sie an Geld für allerlei Notlagen zu kommen. "Das ist natürlich genau der Witz dieser ganzen Geschichte, die aber ein ganzes Fass von Themen aufmacht", sagt Regisseur Lars Franke. "So geht es etwa um Altersarmut und Sexualität im Alter." Das soll in dem neuen Stück nun ganz offen ausdiskutiert werden.

Alle drei Hauptrollen sind grundverschieden und werden von Schauspielerinnen verschiedenen Alters gespielt. Denn nicht nur der Stoff für das Thema ältere Damen, sondern auch die Besetzung ist nicht immer leicht zu finden, sagt Regisseur Franke. "Wir machen hier letztlich drei Generationen auf und haben mit der 1945 geborenen Gabriele Schwabe eine Schauspielerin gewinnen können, die dem gewünschten Spiel-Alter komplett entspricht."

Gabriele Schwabe, Tochter des Berliner Schauspielers und Moderators Willi Schwabe, spielt als Gast erstmals in den Uckermärkischen Bühnen. "Eigentlich bin ich schon ein Jahr zu alt", sagt sie mit einem Lachen zu ihren Kolleginnen Ines Venus Heinrich (Jahrgang 1962) und Katarzyna Kluczna (geboren 1992). Sowohl auf als auch hinter der Bühne versteht sich das Trio prächtig. "Wir haben einfach Spaß und hoffen, dass die Zuschauer dann auch haben", sagt Heinrich. "Es ist ja ein eigenartiges Thema, aber es ist ein Fehler zu denken, alte Menschen können sich nur langsam und alt bewegen." Sie selbst dürfte mehrfach auf Familienfeiern und Partys Zeugin werden, wie das ältere Semester in Sachen Stimmung und Beweglichkeit die Jugend in die Schranken verwies. Das soll nun begleitet von Klavier, Posaune und Schlagzeug einem breiteren Publikum gezeigt werden.

Alle drei Frauen sitzen vor der Aufführung jeweils eine Stunde lang in der Maske, um zu den Titel-gebenden reifen Damen zu werden. Aber Ines Venus Heinrich hofft, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer darüber gar nicht erst nachdenken.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2021, 14:10 Uhr