Kultus Verein Buckow versorgt Geflüchtete - "Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Hilfe und Unterstützung für uns Ukrainer gibt"

Täglich reisen tausende Geflüchtete aus der Ukraine nach Deutschland ein. Um diese zu Versorgen, ist derzeit auch ziviles Engagement gefragt. So versorgt der Kultus Verein Buckow die Ankommenden mit dem Nötigstens und bietet Obdach.
Beim Kultus Verein häufen sich die Spenden. Kisten und Regale quillen über mit Kuscheltieren, Schuhen oder Kleidung. Insgesamt 73 Geflüchtete aus der Ukraine sind aktuell in Buckow untergekommen, 26 von ihnen Kinder. Sie leben in Jugendherbergen oder in den zahlreichen Ferienwohnungen der Einwohner.
"Ich bin wirklich sehr gerührt"
Im Spendenlager des Kultus Vereins können sie sich Kleidung und Lebensmittel abholen. Die 23-jährige Katja und ihre 18-jährige Schwester Lisa suchen nach einer warmen Jacke. Sie kommen aus Dnipro in der Zentral-Ukraine und sind seit zwei Wochen in Buckow. "Ich bin sehr gerührt", sagt Katja. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Hilfe und Unterstützung hier für uns Ukrainer gibt. Ich bin wirklich sehr gerührt."
Katjas andere Geschwister sind zusammen mit ihrer Mutter noch in der Ukraine. Das Heimweh ist groß. "Wir möchten unglaublich gerne zurück. Da sind unsere Freunde, da ist unsere Heimat. Aber es geht nicht, weil unsere Heimatstadt bombardiert wird. Wir können einfach nicht zurück."
Hilfe in Buckow und der Ukraine
Umso wertvoller ist die Unterstützung beim Kultus Verein in Buckow. Die Mitglieder sammeln Spenden für die Geflüchteten. Vor Ort werde vor allem Kleidung gebraucht. In der Ukraine selbst fehlt es dagegen an Dingen, die Leben retten, erklärt Tim Nandelstädt vom Verein. "Das sind Sachen, wie medizinisches Material etwa einfach um den Arm abzubinden. Das sind aber auch chirurgische Instrumente oder irgendwelche Pflaster für Schuss- und Stichverletzungen, die an der Front gebraucht werden."
Tim Nandelstädt hat selbst jahrelang in der Ukraine gelebt. Gemeinsam mit Kollege Torben Reelfs unterhält er dort einen landwirtschaftlichen Betrieb. Beide haben viele ukrainische Freunde. Daher sei auch der Wunsch gekommen zu helfen. "Wir haben 15 Jahre unseres Lebens dort verbracht und dann hat man natürlich nochmal eine viel engere Beziehung zu dem Land", sagt Reelfs. "Und wir wollen, dass der Krieg schnell aufhört und das Land frei und selbstbestimmt sein kann, weil es sich in den letzten Jahren zu einem demokratischen, lebenswerten Staat entwickelt hat."
Ein Stück Frieden in der Märkischen Schweiz
Die Zerstörung des Landes durch die russischen Truppen sei nur schmerzhaft mit anzusehen. Deshalb helfen Tim Nandelstädt und Torben Reelfs in einer Jugendherberge im benachbarten Waldsieversdorf aus. Dort leben aktuell 30 Ukrainerinnen mit ihren Kindern. Die Helfer übernehmen Übersetzungen oder unterstützen bei Behördengängen.
Viele der Geflüchteten haben Traumatisches erlebt, so wie Olena aus Charkiw an der Grenze zu Russland. Acht Tage hielt sie sich mit ihren zwei Kindern unter der Erde in einer Metrostation versteckt. "Tagsüber mussten wir nach oben, um Essen zu kaufen", erzählt Olena. "Vor den Läden waren lange Schlangen, immer wieder sind Bomben gefallen. Da hatte ich am meisten Angst. Von Tag zu Tag haben wir mehr und mehr verstanden, dass der Krieg nicht aufhören wird, dass die ganze Stadt zerstört wird. Wir können nicht mehr nach Hause – das war die schwerste Entscheidung für mich."

Auch für die Kinder ist der Krieg kaum zu begreifen. Viele von ihnen sind noch jung, manche sind ohne ihre Eltern in Waldsieversdorf gelandet. Die Schrecken zu verarbeiten, braucht seine Zeit, sagt Olena. "Meine 16-jährige Tochter bekommt alles mit. Vor einer Woche ist eine ihrer Klassenkameradinnen in der Ukraine ums Leben gekommen. Auch mein neunjähriger Sohn hat das Leid zum Teil sogar selbst gesehen. Er weiß, dass Kinder dort sterben. Das ist sehr schwer, wir können unsere Kinder davor nicht schützen." Was jetzt helfe, sei die große Solidarität und das Gefühl, in Buckow erstmal ein Stückchen Frieden gefunden zu haben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.03.2022, 15:10 Uhr
Mit Material von Marie Stumpf