Kriegsende vor 77 Jahren - Angermünde erinnert an zwei Männer, die 1945 die Stadt retteten

Do 19.05.22 | 16:21 Uhr
Das „Haus Uckermark“, das sind zwei nebeneinanderliegende über 300 Jahre alte Ackerbürgerhäuser am Markt, ist seit Oktober 2020 fertig saniert und beherbergt nun die Touristinformation und das Museum, coronabedingt leider derzeit für den Besucherverkehr geschlossen., Bild: Antenne Brandenburg/Sabine Kramm
Das "Haus Uckermark" in Angermünde | Bild: Audio: Antenne Brandenburg | 19.05.2022 | Michael-Peter Jachmann

Otto Miers und Walter Kurt Nölte aus Angermünde gingen kurz vor Kriegsende der Roten Armee mit weißer Flagge entgegen - und riskierten dabei ihr Leben. Eine neu veröffentlichte Broschüre erzählt Einzelheiten über die Zivilcourage der zwei Männer.

In Angermünde (Landkreis Uckermark) wurde am Donnerstag mit einer Veranstaltung im Haus Uckermark an die letzten Kriegstage vor 77 Jahren in der Stadt erinnert. Dabei wurde zwei Anwohnern der Stadt gedacht, die der Roten Armee mit der weißen Fahne entgegen gingen. Dazu soll künftig in einer Broschüre erinnert werden.

Es war der 27. April 1945 in Angermünde, als Otto Miers und Walter Kurt Nölte mit weißer Fahne losliefen. Ihnen gegenüber stand Stalins Rote Armee, die sich von Schwedt aus Angermünde nährte. Die weiße Flagge ist ein international anerkanntes Schutzzeichen und wird oft verwendet, um Kapitulation zu symbolisieren. Dadurch konnten Miers und Nölte Angermünde retten, denn - anders als andere Orte in der Uckermark - blieb die Stadt von der Zerstörung bewahrt.

Die Männer zeigten "große Zivilcourage"

"Das war mit der Gefahr für das eigene Leben verbunden. Darauf haben die beiden Männer keine Rücksicht genommen. Sie haben gesagt 'wir wollen Angermünde retten'", sagt Michael-Peter Jachmann, Autor der neuen Broschüre. Die Männer zeigten große Zivilcourage, findet Jachmann. Die Männer sollen nicht gewusst haben, wie die Rote Armee sie aufnimmt. Es hätte auch noch Nazis in der Stadt geben können, die Leute mit der weißen Fahne abschießen würden.

Die neue Broschüre der Initiativgruppe mit dem Titel Weiße Fahne stellt nun viele Forschungsergebnisse der pensionierten Angermünder Archivarin Margret Sperling vor. Dabei geht es um Dokumente, Zeitzeugenaussagen und Briefe, die eine gute Zusammenfassung geben, wie Jachmann sagt. Die Initiativgruppe wolle die Diskussion zu dem Ereignis vor 77 Jahren neu anregen.

Enkel von Otto Miers mit dabei

Das Vorhaben wird unterstützt von dem Bäckermeister Klaus Schreiber, dem Enkel von Otto Miers. "Wir haben schon 2010 eine Plakette bei uns im Haus angebracht. Alle Enkel waren dabei, um den Großvater zu ehren, der in seiner Zeit so viel Mut hatte, mit Herrn Nölte diesen Weg zu gehen", erinnert sich Schreiber im Gespräch mit dem rbb. "Keiner von uns kann sich vorstellen, welche Ängste er dabei hatte."

Am Donnerstag wurde außerdem im Haus Uckermark ein Kunstprojekt zum Thema Zivilcourage vorgestellt, an dem Bildhauer Joachim Karbe aus Altkünkendorf (Uckermark) derzeit arbeitet. Aufgestellt soll das Kunstwerk voraussichtlich im Friedenspark. Es soll aus vier Stehlen bestehen und auch die Gesichter der Männer mit Zivilcourage zeigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.05.2022, 16:30 Uhr

Mit Material von Sabine Kramm

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