Ernte in Oder-Spree - Landwirte in Ostbrandenburg blicken zwiegespalten auf bisherige Getreideernte

Mo 08.08.22 | 18:44 Uhr
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Ein Mähdrescher ist auf einem Weizenfeld im Brandenburger Spree-Neiße-Kreis im Einsatz (Bild: dpa/Frank Hammerschmidt)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.08.2022 | Sabine Tzitschke | Bild: dpa/Frank Hammerschmidt

Ein Großteil der Getreideernte ist bereits unter Dach und Fach. Aktuell läuft noch die Hafer-Ernte. Danach ist der Mais dran. Wegen der anhaltenden Trockenheit haben Landwirte jetzt auch, mit der Futtermittel-Produktion zu kämpfen.

Ein Mähdrescher fährt über ein Feld und erntet Hafer. Das Brummen der Maschine ist laut. Das Feld hier in Sauen bei Beeskow (Landkreis Oder-Spree) ist wie woanders in Brandenburg sehr trocken. Mähdrescherfahrer müssen in diesem Jahr hart bleiben: Sie kämpfen mit Staub und mit vielen Feldbränden, auch weil die schweren Maschinen heiß laufen.

Trotz fehlendem Regen gebe es aber hier in Sauen keine so schlechte Getreideernte, sagt der Landwirt Hartmut Noppe dem rbb. "Die Qualitäten der erzeugten Produkte – Gerste, Raps, Roggen – waren alle gut", so Noppe. Man habe deswegen auch gute Preise ohne Abschläge erzielen können.

Getreidequalität nicht gut genug für Tierfutter

20 Kilometer südlich von Sauen liegt Ranzig. Hier hat es etwas weniger als im Norden geregnet und die Böden sind sandiger und deswegen für die Ernte schlechter. Die Ernte sei bisher unterdurchschnittlich, aber akzeptabel. Doch was jetzt noch steht ist eine Katastrophe, sagt Thomas Kläber, Chef der Pflanzenproduktion in Ranzig. Dabei denke er an das Futter für seine Tiere.

"Jetzt haben wir halt aufgrund der Trockenheit große Probleme", sagt Kleber. Der Mais stelle in diesem Jahr in seinem Betrieb ein sehr schlechtes Bild dar. "Wir kommen nicht auf die Mengen, die wir sonst gewohnt waren", fügt er hinzu. Auch die Qualität des Getreides sei nicht gut genug, um damit Milchkühe zu füttern, so Kläber.

Die Agrargenossenschaft Ranzig wird also in diesem Jahr Futter, zum Beispiel Silage, zukaufen müssen. Das wird teuer, denn die Preise sind gestiegen. Die Genossenschaften haben – so ist es üblich – im vergangenen Jahr schon die Ernte von 2022 zu niedrigeren Festpreisen verkauft.

Landwirte hoffen auf Regen

Unklar ist auch die Lage bei den Stilllegungsflächen, ob sie nun beackern dürfen oder nicht Zumindest in Ranzig mit seinen kargen Böden sei diese Frage egal, sagt Thomas Kleber. "Die Stilllegungsflächen, die wir in der Vergangenheit hatten, die werden wir auch im Folgejahr haben. Das werden wir nicht vermindern und auch nicht ausdehnen."

Ein weiteres Problem: Die neue Saat muss raus. Man könnte zum Beispiel Rapskörner fürs das nächste Erntejahr dort sähen, wo bis vor Kurzem Raps stand. Die Europäische Union erlaubt im kommenden Jahr ausnahmsweise diese Wiederholung, deren Verbot eigentlich geplant war, um die Böden zu schützen. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir zeigte am vergangenen Wochenende Zustimmung dafür. Doch ob auch Brandenburg beim Fruchtfolgen Roulette mitspielt, ist noch offen, so Hartmut Noppe aus Sauen. "Wir wissen nichts oder wenig. Was wir wissen, ist das wir nichts wissen."

Thomas Kläber und Hartmut Noppe hoffen, wie alle anderen Bauern im Land, dringend auf Regen. Das wird zwar nicht mehr dem Mais helfen, aber für die Sonnenblumen und die wichtigen Körner in der Blüte könnte das noch ein echter Schub sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.08.2022, 16:30 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke

3 Kommentare

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  1. 3.

    Und wofür wurde der Mais vor >30 Jahren angebaut der beim Vorbeifahren ganz allein im Mopedhänger und später im Karnickelstall gelandet ist angebaut?
    Mais ist eines der besten Produkte für die Silage.
    Die Viecher die wir essen und deren Milch wir trinken, wollen nicht nur Heu und Stroh im Winter.

  2. 2.

    Die Wettersituationen sind (bei mir gefühlt seid Lebzeiten = 55 Jahre) immer ein Problem, ob früher bei mir im Osten, oder nun in den Ostdeutschen Bundesländern.
    Zu trocken - zu nass, zu früh - zu spät, zu kalt - zu warm, zu hell - zu dunkel: überall nur Dramen.
    Ich bin auch davon überzeugt, das diverse AGRA-EU-Verordnungen den (nicht nur deutschen) AGRA-Betrieben das Leben/Weiterbestehen erheblich erschweren um mit AGRA-Produkten wirtschaftlich zu agieren.
    Und da haben wir ja auch noch das Verpachten von AGRA- und "Frei"-Flächen an Photovoltaik-Betreiber,
    was sonterbarer Weise mehr bzw. garantierte Einnahmen garantieren.
    Zum Glück liefert uns ja noch das Ausland, auch aus Übersee, preiswertere Nahrungsmittel,
    und das dann auch noch mit Bio- oder Öko-Siegel.
    WIR WERDEN WEITERHIN SATT.

  3. 1.

    Der Mais wird doch eh nur für Biogas angebaut.
    Also warum dann dieses Gejammere?

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