Prozessauftakt vor Frankfurter Landgericht - Ex-Partnerin schießt mehr als sieben Jahre nach Trennung auf Ex-Frau

In der Silvesternacht lauert die Ex-Partnerin ihrer ehemaligen Frau in Zepernick auf und feuert auf sie. Das Opfer überlebt die Attacke, hat den Angriff aber noch nicht verwunden. Seit Donnerstag muss die die Angreiferin vor Gericht verantworten.
Erst ist es die ganz große Liebe, dann kann es plötzlich in Hass und mitunter auch in blanke Verzweiflung umschlagen. In Zepernick bei Berlin hat zu Jahresbeginn eine Frau versucht, ihre ehemalige Lebensgefährtin zu töten. Seit Donnerstag muss sich die 58-Jährige dafür vor dem Frankfurter Landgericht wegen versuchten Mordes verantworten.
Trennung schon mehr als sieben Jahre her
Schnell wurden im Gerichtssaal die Hintergründe besprochen. Nach fast 20 Jahren Beziehung haben sich beide Frauen 2015 getrennt. Nach der Scheidung riss der Kontakt zwischen beiden ab. Allerdings scheint eine der beiden - die Verlassene - auch mehr als sieben Jahre nach dem Beziehungs-Aus die Trennung noch immer nicht verwunden zu haben.
In der Silvesternacht geht Ex-Partnerin auf Ex-Frau los
Bewaffnet mit zwei Pistolen lauerte die heute 58-Jährige ihrer ehemaligen Lebensgefährtin auf. "Die Angeklagte soll in der Silvesternacht 2022/23 zu ihrer ehemaligen Lebensgefährtin nach Zepernick gefahren und dann bewaffnet auf die Geschädigte zugegangen sein und auf diese geschossen haben", erklärte Gerichtssprecher Michael Smolski den groben Tathergang. "Der erste Schuss soll fehlgegangen sein. Anschließend soll es dann zu einem Gerangel gekommen sein, wobei die Angeklagte nochmal auf die Geschädigte geschossen und sie auch getroffen haben soll", so Smolski weiter.
Aufgelauerte wurde schwer verletzt
In der Anklageschrift heißt es dann, dass die 58-Jährige ihre ehemalige Lebensgefährtin noch einmal zu der lange zurückliegenden Trennung befragen wollte. Zu einem Gespräch sei es aber nicht gekommen. Stattdessen soll die Angeklagte ihrem Opfer auf der Terrasse des einstmals gemeinsamen Hauses aufgelauert und sofort geschossen haben. Das Opfer wurde schwer verletzt und erlitt einen Brustdurch- sowie einen Streifschuss.
Opfer leide noch immer unter der Attacke
Trotz ihrer schweren Verletzungen schaffte es die 56 Jahre alte Frau dann noch, ihre Ex-Partnerin zu überwältigen und zu entwaffnen. Das alles schilderte sie am Donnerstag sehr gefasst und detailliert vor Gericht.
Unter Tränen berichtete sie später, dass sie nach der Tat mehrere Monate nicht das Haus verlassen konnte, noch immer krankgeschrieben ist und sich in psychologischer Behandlung befindet. Die Frage des Gerichts, ob sie in der jahrelangen Beziehung jemals von ihrer Partnerin bedroht wurde, verneinte sie. Warum es zu dem Angriff kam, ist bislang noch unklar, denn die Angeklagte hat sich vor Gericht bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Auch wenn Frauen seltener zu Gewalt neigen als Männer, sind Trennungen immer schwierig. "Wir neigen in Partnerschaften bei jemandem, den wir besonders lieben, dazu, auch große Erwartungen in ihn zu setzen. Bei einer Trennung gehen diese Erwartungen kaputt und können zu einer großen Enttäuschung führen. Diese führt leider Gottes manchmal auch zu Entladung von körperlicher Gewalt“, erklärte der Psychologe Stefan Hellert, der ähnliche Fälle kennt, dem rbb.
Fortsetzung am kommenden Donnerstag
Im Falle einer Verurteilung wegen versuchten Mordes muss die Angeklagte, die genau wie ihre ehemalige Partnerin Justizbeamtin ist, mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.
Das Verfahren am Frankfurter Landgericht wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Ein Urteil soll es Mitte Oktober geben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.09.2023, 16:10 Uhr