An der Grenze zu Polen - Diebstahl und Vandalismus: Tierärzte kontrollieren Schweinepest-Zaun

Di 04.02.20 | 17:46 Uhr | Von Tony Schönberg
Ein grobmaschiger Elektrozaun entlang der Oder als Wildschutzzaun gegen Schweinepest im Landkreis Oder-Spree. Quelle: rbb/Tony Schönberg
Video: Brandenburg aktuell | 04.02.2020 | Fred Pilarski | Bild: rbb/Tony Schönberg

Weil tote Wildschweine in Polen mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert waren, steht nun ein Wildschutzzaun entlang der Oder. Für den interessieren sich auch Menschen: Nach Diebstahl und Zerstörung wird er nun regelmäßig kontrolliert. Von Tony Schönberg

Rund 40 Kilometer grobmaschiger Elektrozaun sollen Wildschweine daran hindern, über die Oder in den Landkreis Oder-Spree vorzudringen. Denn die Gefahr besteht, dass sie infiziert sind und die Schweinepest einschleppen. Doch während die Bauern vor der herannahenden Schweinepest zittern, stehlen Diebe Batterien und Spannungswandler aus der Zaunanlage, Randalierer kippen den Zaun um oder beschädigen ihn. Deshalb kontrolliert das Veterinäramt nun die Zäune.  

Bejagung notwendig

Die Schweinepest ist für den Menschen zwar ungefährlich, aber falls sie sich in Brandenburg ausbreitet, könnten Folgen für Hausschweine, ihre Besitzer und die Wirtschaft verheerend sein. Und das Risiko sei nach wie vor hoch, sagt Petra Senger, Amtstierärztin im Landkreis Oder-Spree.

"Alle arbeiten zur Zeit dagegen an, in der Verwaltung, den Jagdbehörden und in den Kreisen", sagt sie. "Wir meinen, dass hier parallel eine verstärkte Bejagung stattfinden muss, damit wir überhaupt eine Chance bekommen, mit unseren Bekämpfungsmaßnahmen wirksam zu werden." Noch hoffe sie, dass die Maßnahmen greifen.

Wildabwehrzaun entlang der Oder

Um die Gefahr der Einschleppung durch Tiere zu verhindern, wurde auch ein sogenannter "Wildabwehrzaun" auf gut 120 Kilometer entlang der Oder gezogen. Der ist unter anderem mit Strom und Duftstoffen ausgestattet. So sind etwa Gerüche von Mensch, Bär und sogar vom Puma enthalten. Seit sieben Wochen steht der Zaun nun.

"Der Zaun selbst hat eine positive Wirkung, das hatten wir gar nicht so vermutet", sagt Petra Senger. "Die Tiere nehmen ihn relativ gut an, durch Tiere haben wir wenig Zerstörung." Probleme bereitet dagegen Menschen: "Wir mussten feststellen, dass die den Zaun nicht so akzeptieren, dass wir wirklich Diebstähle zu verzeichnen hatten und eben auch Zerstörungen."

Ein grobmaschiger Elektrozaun entlang der Oder als Wildschutzzaun gegen Schweinepest im Landkreis Oder-Spree. Quelle: rbb/Tony SchönbergVeterinärmedizinerin Petra Senger bei der Kontrolle des Wildabwehrzauns. Quelle: rbb/Tony Schönberg

Tägliche Kontrollgänge

An anderen Stellen hätten Unbekannte den Zaun niedergelegt oder ihn geöffnet, um Durchfahrten zu nutzen. "Es ist eine brisante Situation und da sollte es möglich sein, dass man so etwas auch mal toleriert und es eben nicht zerstört."

Besonders schwer sollen die Beschädigungen in den ersten zwei Wochen nach dem Aufstellen gewesen sein. Mittlerweile ist der Vandalismus der Amtstierätzin zufolge aber deutlich weniger geworden. Der Wasser-Boden-Verband macht täglich Kontrollgänge. Trotzdem ist die Gefahr nach wie vor groß. Dazu tragen auch die niedrigen Pegelstände von Oder und Neiße bei.

Zaun wird das Jahr über stehen bleiben

"Der Zaun wird wohl noch eine Weile hier stehen müssen, das zieht sich jetzt definitiv durchs ganze Jahr", sagt Senger. Parallel setzt sie auf die Bejagung. "Das Problem ist, dass die Bachen im Moment fast alle tragend sind, und wir mit einer großen Zahl an Frischlingen rechnen müssen. Das bedeutet, dass unser Ziel, die Population abzusenken, erstmal nicht zu erreichen ist", sagt sie.  

Die Veterinärin appelliert auch weiterhin an alle Brandenburger, keine Essensreste achtlos wegzuwerfen und beim Import von Lebensmitteln aufzupassen. Und vor allem: Die Zäune stehen zu lassen. Wer sich durch sie eingeschränkt fühle, könne sich jederzeit an die Ämter wenden. Schließlich könne man ja über alles reden.

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