Fotoklau mit Folgen - Kriminelle stehlen Identität eines Strausbergers für Betrugskampagne in Peru - jetzt wird er bedroht

Mi 03.06.20 | 13:32 Uhr | Von Michel Nowak
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Besorgt über Drohungen von Geschädigten: Mario Schmidt und sein Sohn Christian.
Audio: Antenne Brandenburg | 02.06.2020 | Autor: Michel Nowak | Bild: Michel Nowak/ rbb

Als Mario Schmidt im Internet Fotos von sich selbst findet, ist er mehr als überrascht. Unter falschem Namen benutzen Kriminelle in der peruanischen Hauptstadt Lima sein Gesicht für dubiose Geschäfte – mit schwerwiegenden Folgen für den Strausberger. Von Michel Nowak

Mario Schmidt ist hauptberuflicher Moderator und Vortragsredner. Er arbeitet auf großen Unternehmens-Kongressen genauso wie bei internationalen Tagungen. Zumindest im Umkreis der peruanischen Hauptstadt Lima ist er aber im Moment viel bekannter als ihm lieb ist. Wie er erst jetzt herausfand, haben Kriminelle bereits vor zwei Jahren seine Identität gestohlen und für Betrugskampagnen genutzt.

Dabei werben sie um Investitionen für eine Kryptowährung. Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich um ein Schneeball-System mit riesigen Verlusten. Seit einigen Wochen bedrohen Geschädigte jetzt Mario Schmidt als einen der vermeintlichen Köpfe des dubiosen Geschäftsmodells. "Wenn ich draußen unterwegs bin, habe ich das Gefühl, dass mir ständig jemand über die Schulter schaut", sagt der Strausberger, "was gerade passiert, bedrückt mich nicht nur, es macht mir Angst."

Videos mit falscher Stimme in englischer Sprache

Die Betrüger nutzten, dass Mario Schmidt mit verschiedenen Bildern im Netz präsent ist. Nach Hinweisen aus Peru erfuhr er, dass er in der Betrugskampagne als schwedischer Unternehmer William Hikkinen auftaucht. "Ich habe Seiten mit diesem Namen und meinen Fotos dann bei allen großen sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram und Facebook gefunden", zählt er auf, "das war ungeheuerlich." Über seine Kontakte nach Peru erfuhr er, dass die Opfer bereits um die 622.000 US-Dollar verloren haben könnten. "Und viele von den Geschädigten sind offenbar auf der Suche nach mir, weil sie sich betrogen fühlen."

Sogar ein Video verfremdeten die Kriminellen. Über eine Skype-Konferenz ließen sie Mario Schmidt im Januar eine Art Bewerbung für eine Konferenz-Moderation sprechen. Ein Köder, wie sich im Nachhinein herausstellte. Auf Anfragen reagieren die Hintermänner heute nicht mehr. Aber über die Bilder von Mario Schmidt legten sie eine falsche Stimme in englischer Sprache und verwendeten es in Internet-Konferenzen mit potenziellen Interessenten. "Im Video ist zu sehen, wie ich die Kryptowährung anpreise und erzähle, dass damit viel Geld zu verdienen sei", so Mario Schmidt.

Auch sein Sohn Christian hat ein mulmiges Gefühl. Denn die Betrüger arbeiten professionell, wie der Moderator bei Vergleichen zwischen Originalbildern und Fälschungen zeigt. Entsprechend groß ist der Zorn der geprellten Investoren. "Ich habe mich inzwischen auch gefragt, wie ernst das für uns in Deutschland ist", so Christian Schmidt, "wie sehr sind wir hier als Familie bedroht?"

Account William Hikkinen: Professionell aufgezogene Fake-Accounts: Die Bilder von Mario Schmidt werden unter dem Namen "William Hikkinen" verwendet.
Professionell aufgezogene Fake-Accounts von Mario Schmidt als "William Hikkinen" | Bild: Michel Nowak/ rbb

Peruaner finden Mario Schmidt über Gesichtserkennung

Die Anfragen von Peruanern häufen sich inzwischen. Die Geschädigten suchen über Gesichtserkennung nach einer Adresse von William Hikkinen und stoßen darüber auf Mario Schmidt. Der hat sich inzwischen auch an die Polizei gewendet. Die Bearbeiter empfahlen aber lediglich, auf absehbare Zeit nicht nach Südamerika zu reisen. "Die Polizei wollte alle Unterlagen von mir haben und sich dann mit mir in Verbindung setzen", so Mario Schmidt. Passiert sei aber nichts: "Offenbar warten sie darauf, dass ein Peruaner bei mir erst zuhause vorbeikommt und fragt, wo sein Geld ist."

Mario Schmidt hat die verschiedenen Netzwerke angeschrieben und gebeten, dass seine gestohlene Identität von den Servern verschwindet. Und er will seine Geschichte auch als Warnung verstanden wissen, wie mit persönlichen Daten im Internet Schindluder getrieben werden kann.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.06.2020, 17:12 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Schon eine echt üble Sache. Von mir gibt es berufsbedingt auch reichlich Fotos im Internet. Das ist auch immer meine Befürchtung, dass damit Schindluder getrieben werden könnte. Privat meide ich Facebook, Instagram und Co.

  2. 1.

    Nicht nur bei Herrn Schmidt ist es so geschehen, auch bei mir und vielen anderen Personen. Bei mir war es nicht bis nach Übersee, hier hielt sich der Kreis noch in der EU. Die Polizei ermittelt noch! An dieser Stelle kann ich nur sagen, Finger weg bei der Übermittlung von Ausweisen und Pässen, was ja auch gerne von Behörden und anderen Institutionen genutzt wird. Oder bei der Reservierungen. Das Netz ist unergründlich.

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