Bad Freienwalder Hilfsorganisation - "Wir packen's an" weitet Hilfen für Geflüchtete aus

Di 24.11.20 | 14:35 Uhr | Von Tony Schönberg
Flüchtlinge in Griechenland erhalten die deutschen Spenden
Audio: Antenne Brandenburg | 23.11.2020 | Miriam Tödter | Bild: Wir packen’s an e.V.

Der bevorstehende Winter verschärft die Situation der Geflüchteten in den Auffanglagern. Um die größte Not zu lindern, sollen private Sachspenden aus Berlin und Brandenburg Abhilfe schaffen. Die sollen nun auch auf den Balkan transportiert werden. Von Tony Schönberg

Die Mitglieder der Berlin-Brandenburger Hilfsorganisation "Wir packen's an" mit Hauptsitz in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) organisieren derzeit ihre Winter-Sammelaktion für Geflüchtete in Not. Die Initiatoren hatten im Oktober in den sozialen Medien und auf ihrer Internetseite dazu aufgerufen, warme Winterkleidung, Zelte, Schlafsäcke, Iso-Matten und Hygieneartikel zusammenzutragen. Darüber hinaus habe der Verein sechs Sammelstellen in Berlin und drei weitere in Brandenburg angesprochen, bei der Aktion Unterstützung zu leisten.

40 Sammelstellen in ganz Deutschland

Letztendlich gründeten sich nach Angaben des Vorstandes bundesweit 40 Anlaufstellen. Die stellvertretende Vorsitzende Miriam Tödter sagte dem rbb: "Teilweise haben sie die Sachen allein im Lasten zu uns nach Bad Freienwalde gebracht, teilweise sind sie mit Autos im Konvoi gekommen oder wenn es nicht anders ging, haben wir die Sachen abgeholt."

Ursprünglich geplant war, drei LKW mit Sachspenden zu Auffanglagern für Geflüchtete in Griechenland zu schicken. Aufgrund der hohen Resonanz sei Material für insgesamt sechs Transporte zusammengekommen. Vier der LKW wurden bereits auf dem Weg nach Thessaloniki, Athen und das Anfang September auf der griechischen Insel Lebos abgebrannte Lager Moria entsandt.

Lage in Moria weiter prekär

Dort wurde in unmittelbarer Nähe des ersten Lagers eine neue Zeltstadt errichtet. Die Berlin-Brandenburger Initiative arbeite mit Hilfsorganisationen vor Ort zusammen, die berichteten, dass die Lage in Moria weiterhin prekär sei. "Es gibt immer noch keine Duschen und ausreichend fließend Wasser", so Tödter. "Die Mehrheit der Zelte ist immer noch nicht winter- und regenfest. Die Bewohner sagen selber, die Situation ist schlimmer als im alten Moria vor dem Brand."

Transporte nach Bosnien und zum Balkan

In dieser Woche folgen zwei weitere Transporte erstmals zum Balkan, nach Bosnien und Herzegowina, und nach Nord-Syrien in das kurdische Gebiet Rojava, um Geflüchtete an der syrisch-türkischen Grenze zu versorgen. Tödter sagte dazu: "Die Situation der Geflüchteten auf dem Balkan ist mindestens genauso katastrophal wie auf den griechischen Inseln. Nur da schaut überhaupt niemand hin. Auch das geschieht quasi direkt vor unserer Haustür."

Sachspenden aus ganz Deutschland für Flüchtlinge in GriechenlandSpenden aus ganz Deutschland für Flüchtlingslager

Die Kontakte nach Syrien seien über einen syrisch-kurdischen Verein in Berlin entstanden. Diese hätten die Bad Freienwalder um Unterstützung gebeten, woraus nun eine Partnerschaft entstanden sei.

Der Bad Freienwader Verein "Wir packen's an" wurde im Winter 2019 gegründet und leistet seitdem Nothilfe für Flüchtlingslager. Die Mitglieder organisieren Spendenransporte, Hunderte Freiwillige in der Region sowie Aktionen zu dem Thema.

Forderungen zur weiteren Aufnahme von Geflüchteten

Vor dem anstehenden Winter erneuerten die Vereinsmitglieder ihre Forderungen an die Landes- und Bundespolitik mehr Flüchtlinge aus den griechischen Lagern in Deutschland aufzunehmen. Ähnlich äußerte sich Ende Oktober die Evangelische Kirche, die sich nun auch an der Seenotrettung beteiligt [www.tagesschau.de].

Die Integrationsbeauftragte des Landkreises Barnim, Silvia Setzkorn, sagte in der vergangenen Woche dem rbb: "Ich denke, dass wir in Deutschland mehr Menschen aufnehmen könnten. Auch wenn man es mit anderen europäischen Ländern vergleicht, haben wir wenige Menschen bei uns. Auch die Zahlen aus Griechenland, die wir bisher aufgenommen haben, waren relativ gering. Insofern würde ich mir aus humanitärer Perspektive wünschen, dass wir mehr Menschen aufnehmen."

Bisher 1.553 Flüchtlinge aus Griechenland aufgenommen

Nach dem Brand in Moria hatte die Bundesregierung zusätzlich zu den geplanten bis zu 150 unbegleiteten Minderjährigen die Einreise von 1.553 weitere Menschen aus 408 Familien nach Deutschland beschlossen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.11.2020, 07:30 Uhr

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