Weltbienentag am 20. Mai - In Brandenburg steht ein Altar aus einer Tonne Bienenwachs

Bienen produzieren nicht nur Wertvolles für das Sonntags-Brötchen, auch bei der künstlerischen Gestaltung können sie helfen. So geschehen in Neu Hartmannsdorf: Hier wurde für Altar und Wände einer Kirche eine Tonne Wachs verarbeitet.
Bienen sind für die Produktion von Nahrungsmitteln und damit für das Leben der Menschen von enormer Bedeutung. Sie bestäuben rund 80 Prozent aller Wild- und Nutzpflanzen, und sind nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier.
In Neu Hartmannsdorf im Amt Spreenhagen (Oder-Spree) zeigte sich aber auch, dass Bienen nicht nur beim Thema Essen relevant sind - sondern auch in der Kunst eine Rolle spielen können. Die dortige evangelische Hoffnungskirche, direkt am Spreeradweg gelegen, wird im Volksmund nur die "Honigkirche" genannt.
Berliner Künstlerin initiierte das Projekt in den 90ern
Die Kirche empfängt ihre Besucher mit dem verführerischen Duft von Bienenwachs. Das ist nicht verwunderlich, denn die gesamte Altar-Wand - immerhin elf mal zwölf Meter groß - und der Altar selbst bestehen aus dem Naturprodukt. Insgesamt eine Tonne Bienenwachs aus ganz Deutschland wurde dort verarbeitet, berichtet die Neu Hartmannsdorferin Marianne Stein und zeigt ein Handteller-großes Stück Bienenwabe zum Vergleich: "Die Wabe ist federleicht. Und wenn man sich vorstellt, dass man eine Tonne braucht und ich hier nicht mal ein Gramm in der Hand habe, ist das enorm." Rechnerisch braucht es für die Produktion etwa 2.000 Bienenvölker, die jeweils aus etwas 50 bis 60.000 Bienen bestehen.

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Kirchengestaltung hatte Anfang der 1990er Jahre die Berliner Künstlerin Brigitte Trennhaus. Stück für Stück wurde damals das flüssige Bienenwachs aufgetragen, erinnert sich Marianne Stein. "Die Künstlerin ist mit Thermo-Eimern ein Gerüst hoch und hat das Wachs mit einer Art Malerpinsel aufgeschlagen. Das sind bis zu 80 Schichten." Und die lassen den Eindruck entstehen, dass das gelb schimmernde Bienenwachs an der Wand herabläuft.
Dorfprojekt mit der WD66
Besonders gefällt Marianne Stein der Altar. Er hat die Form einer Bienenwabe und wurde von den Dorfbewohnern erst vor wenigen Jahren neu gegossen. Das sei eine Herausforderung gewesen, die unkonventionelle Arbeitsmethoden verlangte, schildert Stein: "Unsere Männer haben dann die gute WM66-Waschmaschine eingesetzt. Der DDR-Bürger hat damit eingeweckt und gewaschen - und wir haben damit auch noch Wachs geschmolzen. Sie haben sich jeden Nachmittag getroffen und so fünf bis sechs Eimer gegossen." Schicht für Schicht entstand auf diese Weise der Altar, so wie er heute zu sehen ist.
Damit wurde die "Honigkirche" auch zu einem Gemeinschaftsprojekt des ganzen Dorfes. Das habe letztendlich auch zu einem Umdenken geführt, sagt Marianne Stein. Inzwischen würden die Hartmannsdorfer ihre Rasenflächen nicht mehr so kurz rasieren, "dass keine Biene mehr landen würde". Das sei acuh wichtig, denn: "Wenn es die Bienen nicht mehr gibt, dauert es nicht mehr lange bis es uns nicht mehr gibt."
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.05.2022, 14:10 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch