Interview | Julia von Blumenthal - "Auch als Trainer muss man manchmal die Mannschaft wechseln"

Do 29.09.22 | 18:32 Uhr
Archivbild: Julia von Blumenthal steht auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. (Quelle: dpa/P. Plum)
Audio: Antenne Brandenburg | 29.09.2022 | Julia von Blumenthal | Bild: dpa/P. Plum

Am Donnerstag hatte sie ihren letzten Arbeitstag in Frankfurt (Oder): Viadrina-Präsidentin Julia von Blumenthal wird nun Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität. Im Interview erzählt sie, was der Wechsel für sie bedeutet.

rbb|24: Frau von Blumenthal, in Ihrem Büro steht schon das Abschiedsgeschenk, eine Fotografie der Viadrina von oben: Wer hat sie gemacht?

Julia von Blumenthal: Das ist eine Fotografie von Winfried Mausolf, den in Frankfurt wirklich alle kennen. Er ist ein wichtiger Chronist der Stadt. Und ja, es ist so aufgezogen, dass man es als Bild an die Wand hängen kann, und das werde ich mit nach Berlin nehmen.

Hängt es dann in Ihrem neuen Büro - bei der Präsidentin der HU? Oder zu Hause?

Das wird im Berliner Zuhause hängen, denn da gehört es ja hin, dass ich Frankfurt immer im Blick habe, wenn ich abends nach Hause komme und mich entspannen muss.

Am Anfang ihrer Amtszeit haben Sie gesagt, dass Sie sich in Frankfurt (Oder) wohl fühlen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort seien. Jetzt fühlen Sie sich vielleicht nicht unwohl, aber trotzdem gehen Sie weg. Warum?

Die vier Jahre hier haben viel Freude gemacht. Wir haben gemeinsam als Team an der Viadrina einiges bewegen können und ganz ehrlich, ich wäre auch gern weiter hiergeblieben. Aber wenn sich im Leben diese einmalige Chance bietet, sich an der Humboldt-Universität als Präsidentin zu bewerben, dann kann man nicht fragen, wo man sich gerade wohlfühlt, sondern dann ist die Frage, nehme ich diese Chance wahr?

Was hat die Humboldt-Uni, was die Viadrina nicht hat?

Präsidentin der Humboldt-Universität und Präsidentin der Viadrina-Universität zu sein, dass sind zwei sehr unterschiedliche Ämter. Die Viadrina hat eine besondere politische Mission und sie hat eine besondere Rolle hier in der Region. Die Humboldt-Universität ist eine der Exzellenz-Universitäten in Berlin, sie hat eine globale Ausstrahlung, sie ist in allen Wissenschaftsfeldern ganz mit vorn dran. Ein solch großes Schiff als Präsidentin zu leiten, ist wirklich eine ganz andere Aufgabe als hier für die Viadrina verantwortlich zu sein.

Aber warum gehen Sie nach Berlin zurück? Da bekommen Sie doch nur "Kloppe" von der Politik und von den Instituten ...

Ja, Berlin ist eine polarisierte öffentliche Landschaft, da bin ich vorbereitet. Auf der anderen Seite ist die Wissenschaftslandschaft, für die die Humboldt-Universität steht, faszinierend. Teil davon zu sein, das ist eine große Aufgabe, auf die ich mich wirklich freue.

Könnte man sagen, dass Sie in Frankfurt (Oder) vier Jahre lang trainiert haben?

Das ist so eine Sport-Metapher, vielleicht ist sie auch nicht so schlecht. Ich habe auch mit einem unseren Mitarbeitenden gesprochen, wie das jetzt ist mit dem Wechsel, und wir konnten uns einigen, als er sagte: 'Jede Mannschaft braucht einen Trainerwechsel.' Und auch als Trainer muss man manchmal die Mannschaft wechseln.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Julia von Blumenthal führte Stefan Kunze. Dies ist eine redigierte und gekürzte Fassung des Gesprächs.

Sendung: Antenne Brandenburg 29.09.2022, 14 Uhr

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