Frankfurt-Słubice - Warum seit Corona kein Bus mehr über die Grenzbrücke fährt

Di 13.10.20 | 14:01 Uhr
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Bus passiert die Stadtbrücke über die Oder
Video: Brandenburg aktuell | 12.10.2020 | Fred Pilarski | Bild: rbb

Auch vier Monate nach Wiederöffnung der deutsch-polnischen Grenze verkehrt die Buslinie zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice noch immer nicht. In anderen Partnerstädten fährt der Grenzbus hingegen wieder. Grund dafür sind unterschiedliche Abstandsregeln.

Wer kein Auto hat, der muss derzeit zu Fuß oder mit dem Rad über die Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und der polnischen Nachbarstadt Słubice. Laut Aussagen einiger Grenzpendler fehlt die Linie gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit. So sei der lange Weg zwischen den Städten nicht nur aber besonders für ältere Menschen bei Wind und Nässe eine Herausforderung.

Dabei ist die Bus 983 der ganze Stolz der Frankfurter Stadtverkehrsgesellschaft. Seit 2012 fährt er 21 Mal am Tag. Nach Aussage des Betreibers nutzen bis zu 400.000 Fahrgäste im Jahr das Angebot - Pendler, Studierende, Marktbesucher. Das schaffe sonst keine Buslinie Deutschlands im grenzüberschreitenden Nahverkehr.

Linie ist Opfer des Erfolgs

Dieser Erfolg ist aber auch der Grund, dass die Haltestellen momentan verwaist sind. In Polen gelten strengere Abstandsregeln in Bussen. So dürfen im öffentlichen Nahverkehr nur die Hälfte der vorhandenen Steh- und Sitzplätze besetzt werden [polen.diplo.de]. In Brandenburg gilt hingegen nur eine Maskenpflicht, aber keine Einschränkung.

Christian Kuke von der Frankfurter Verkehrsgesellschaft erklärt gegenüber dem rbb: "Da wir einen sehr hohen Fahrgastandrang haben, besonders am Bahnhof oder zu bestimmten Zeiten auf dem Weg nach Frankfurt, können Sie das dem einzelnen Fahrgast nicht mehr sinnvoll verkaufen, warum er denn jetzt nicht mehr mitdarf."

Andere deutsch-polnische Linien fahren

Grenzüberschreitende Nahverkehrsbuslinien gibt es außer in Frankfurt auch zwischen den deutsch-polnischen Partnerstädten Schwedt und Krajnik Dolny sowie Guben und Gubin. Doch dort fahren die Busse trotz Corona offenbar ohne Einschränkung.

Grafik zu deutsch-polnischen Busverkehr
Deutsch-Polnischer Nahverkehr | Bild: rbb

Im Unterschied zu Frankfurt fährt der Bus zwischen Guben und Gubin nur kurz über die Neiße zum Busbahnhof und von dort aus wieder zurück. Ebenso der zwischen Schwedt und Krajnik Dolny. Nach nur einer Haltestelle in Polen geht es zurück.

In der Doppelstadt Frankfurt/Słubice führt die Strecke dagegen den längsten Teil durch Polen. Um die Abstandsregeln einzuhalten, müsste der Betreiber die Kapazität verdoppeln. Christian Kuke sagt dazu: "Das wäre rein theoretisch natürlich möglich, wenn Sie Fahrzeuge, Personal und Budget haben. Alle drei Faktoren sind nicht vorhanden."

Archivbild: Zwei Busse mit der Aufschrift «983 Slubice Plac Bohaterow» (Platz der Helden) stehen am 09.12.2012 in Frankfurt (Oder) (Brandenburg). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
| Bild: dpa/Patrick Pleul

Weiterbetrieb bleibt offen

Die Kosten für den Busbetrieb belaufen sich auf 290.000 Euro jährlich. Finanziert wird das zu jeweils einem Drittel durch den Semesterbeitrag der Viadrina-Studierenden sowie den Städten Frankfurt und Słubice. Von deutscher Seite bekenne man sich weiterhin zum Grenzbus, heißt es aus der Stadtverwaltung. In Polen sei die Linie hingegegen auch ohne Corona jedes Jahr erneut umstritten.

Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember ist derzeit keine Wiederbelebung des Busverkehrs geplant. Wie es anschließend weitergeht, ist noch nicht abzusehen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.10.2020, 19:30 Uhr

Die Kosten für den Busbetrieb belaufen sich auf 290.000 Euro jährlich. Finaziert wird das zu jeweils einem Drittel durch den Semesterbeitrag der Viadrina-Studierenden und den Städten Frankfurt und Słubice. Von deutscher Seite bekenne man sich die Stadtverwaltung weiterhin zum Grenzbus. In Polen sei die Linie hingegegen auch ohne Corona jedes Jahr erneut umstritten.

Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember ist derzeit keine Wiederbelebung des Busverkehrs geplant. Wie es anschließend weitergeht, ist noch nicht abzusehen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.10.2020, 19:30 Uhr

Die Kosten für den Busbetrieb belaufen sich auf 290.000 Euro jährlich. Finaziert wird das zu jeweils einem Drittel durch den Semesterbeitrag der Viadrina-Studierenden und den Städten Frankfurt und Słubice. Von deutscher Seite bekenne man sich die Stadtverwaltung weiterhin zum Grenzbus. In Polen sei die Linie hingegegen auch ohne Corona jedes Jahr erneut umstritten.

Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember ist derzeit keine Wiederbelebung des Busverkehrs geplant. Wie es anschließend weitergeht, ist noch nicht abzusehen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.10.2020, 19:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Seit Mitte Juni 2020 ist die Grenze wieder offen. Täglich pendeln viele Menschen zu Fuß über die Brücke und treiben dabei sowas wie Bewegungssport. Sie tuen etwas enorm Wichtiges für ihre Gesundheit. Auch ich fahre einmal in der Woche rüber nach Slubice und nutze dafür mein Fahrrad. Wie gesund ist das denn erst! Die diesherige lange Busstrecke durch die Stadt Slubice ist überflüssig wie ein Kropf. Er kostet uns Frankfurter Steuerzahlern viel Geld. Ich stimme dem "Beobachter" zu: Der Bus sollte am Slubicer Kreisel hinter der Brücke wenden und wieder zurück nach Frankfurt fahren!

  2. 2.

    Unzureichende Darstellung. Slubice ist eine Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern, die wohl nicht alle jeden Tag mit dem Bus nach FFO müssen. Zwischen Kreuzung Alte Uni (FFO) und Kreisel Slubice sind es dramatische 600 Meter. Bus 983, um den es hier geht, ist eine von 10 Bus- und 5 Tramlinien von FFO. Start- und Endpunkt sind ganze 13 bzw. 16 Minuten voneinander entfernt. Der 983 müsste überhaupt nicht die große Schleife durch Slubice drehen, er (oder eine andere FFO-Linie) könnte in der Corona-Zeit am Kreisel nach der Brücke wenden und gleich wieder zurück nach FFO fahren. Anbindung in Slubice wäre problemlos machbar. Hier geht es wohl mal wieder um im Artikel nicht Benanntes. Und wie viel geben vergleichbare Kleinstädte in Deutschland aus, um eine Buslinie über einen Fluss zu betreiben? Und woher bekommen sie das Geld dafür? Und was streichen sie dafür an anderen Ausgaben?

  3. 1.

    Das ist doch ein Schildbürgerstreich. Sofort wieder in Betrieb setzen. Bevor man einzelne Fahrgäste warten lassen muss, lässt man lieber alle warten. Was ist das für eine Logik?

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