Hilfen für Unternehmen - Steuerberater von Masse an Corona-Anträgen überfordert

Di 02.03.21 | 14:31 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
Symbolbild: - Ein Aktenordner liegt am 05.11.2019 in einem Büo offen auf einem Schreibtisch (Quelle: dpa/Christin Klose)
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Audio: Antenne Brandenburg | 02.03.2021 | Georg-Stefan Russew | Bild: dpa/Christin Klose

Ganz schnell wollte der Staat im November die Hilfen für die von der Schließung betroffenen Unternehmen auszahlen. Doch wochenlang floss fast kein Geld. Daran sollen auch die Steuerberater eine Teilschuld tragen. Von Georg-Stefan Russew

 

Stephan Materne schüttelt nur den Kopf. Der Steuerberater aus Eisenhüttenstadt ist fast rund um die Uhr mit Hilfs-Anträgen seiner Mandanten beschäftigt. Mindestens vier Stunden benötigt er pro Fall, 74 Unternehmen zählt er zu seinen Klienten. Im Vorfeld seien die Steuerberater nie gefragt worden, ob sie das Antragvolumen überhaupt stemmen könnten, sagt Materne. Die neue Aufgabe sei ihnen vom Bund einfach übergeholfen worden. Zu den Anträgen für die November- und Dezemberhilfen komme das Alltagsgeschäft: "Meine Mandanten erwarten, dass ich auch ihre Steuererklärungen fristgerecht fertigstelle."

Beginn der Auszahlung erst im Januar

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach(SPD) hatte unlängst erklärt, Steuerberater trügen eine Teilschuld an der schleppenden Auszahlung der Coronahilfen. Denn bei knapp jedem dritten Antrag müssten sie nochmals angeschrieben werden. Inzwischen sind rund 80 Prozent der Novemberhilfen durch die Investitionsbank des Landes (ILB) in Brandenburg ausgezahlt, das entspreche 78,9 Millionen Euro, wie die ILB am Montag mitteilte. Über 8.800 Anträge habe die Bank bearbeitet. Doch bis das erste Geld floss, vergingen Wochen. Erst im Januar startete die Auszahlung der Hilfen.

Steuerberater sitzt am Tisch, davor Gesetze
Steuerberater Stephan Materne | Bild: rbb/Georg-Stefan Russew

Eine Ursache für die Verzögerung liege in den täglich wechselnden Antragsvoraussetzungen, sagt Markus Deutsch, Vizepräsident des Steuerberater-Verbands Berlin-Brandenburg. Auch die Software habe nicht gut funktioniert und häufig Fehler angezeigt. Deutsch nennt hierzu ein Beispiel: "Es gab ein Dollar-Zeichen statt Euro. Das ist nicht weiter schlimm. Aber man sieht, mit welch heißer Nadel alles gestrickt ist." Seiner Meinung nach sei die Politik zu schnell vorgeprescht mit dem Versprechen, dass das Geld schnell ausgezahlt werden könne.

Persönlicher Kontakt zu Bearbeitenden zielführender

Für die Fülle an Anträgen fehle in Brandenburg auch Personal. Knapp 1.000 Steuerberater seien aktiv, laut Materne ist das zu wenig: "Auch mit Steuerfachgehilfen ist der Markt nicht üppig ausgestattet." Trotzdem halten die beiden nichts davon, den Schwarzen Peter hin- und herzuschieben. "Wir sollten konstruktiv zusammen an einem Tisch sitzen und schauen, wie die Hilfen schneller ausgezahlt werden können", sagt Deutsch.

Eine Möglichkeit ist für Steuerberater Materne hier der persönliche Kontakt: "Wir haben die Erfahrungen gemacht, dass ein persönliches Gespräch zwischen dem Steuerberater und dem Bearbeiter bei der ILB viel zielführender ist als ein digitaler Austausch über das Antragsportal. Der direkte Kontakt ist hier der richtige Lösungsweg, um eine schnelle Bearbeitung der verzögerten Anträge zu erreichen."

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