Forsa-Umfrage -

Soll das Dahme-Nordufer in Wildau bebaut werden? Eine Telefonumfrage des Meinungsforschungsinstitus Forsa unter Wildauern hat jetzt ergeben, dass sich fast zwei Drittel für das Bauvorhaben mit 700 Wohnungen aussprechen.
Eine grüne Fläche am Nordufer der Dahme im Osten von Wildau (Dahme-Spree) - sieben Hektar groß. Dort soll nach dem Willen der Berliner "Bauwert AG" eine moderne Siedlung mit 700 Wohnungen, Kita, Läden und Cafés entstehen. Rund sieben Jahre wurde geplant, diskutiert und um eine Entscheidung mit der Stadt gerungen. Zunächst hatte die Kommunalpolitik das Vorhaben befürwortet, dann aber einen Rückzieher gemacht. Ende 2020 wurde ein Bau-Moratorium erlassen, was die Schaffung von Baurecht bis heute verhindert.
Um den Weg für das Projekt dennoch freizumachen, wurde das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom Investor beauftragt, um den tatsächlichen Willen der Bevölkerung zu ergründen. "61 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, das neue Stadtquartier zu wollen", teilte Peter Matuschek, Geschäftsführer des Forsa-Instituts, am Freitag dem rbb mit. Viele der Befragten überzeuge das Argument des Wohnungsbaus. Auch erfahre die Stadt durch das Projekt eine Aufwertung und Wildau werde belebt.
Skeptiker nicht beruhigt
Kritiker beeindruckt dies wenig. Sie führten unter anderen als Hauptgründe für ihr Nein eine Überlastung der Infrastruktur sowie potentielle Naturschäden an. Für sie sei das ganze Projekt überdimensioniert, hieß es. Sie rechnen mit bis zu 1.500 neuen Stadteinwohnern. Verkehrsprobleme seien so vorprogrammiert.
Allerdings, und das belegt die Befragung auch, gebe es ein großes Informationsbedürfnis der Bevölkerung. 48 Prozent wünschten sich noch mehr Aufklärung über das Bauprojekt. Diesem Bedürfnis wolle die Bauwert AG nachkommen und ab 2. Juli in einem Infopavillon die Fragen der Skeptiker beantworten.
Umweltschäden wolle Investor gerade beheben
Alles in allem handele es sich um ein repräsentatives Meinungsbild der Wildauerinnen und Wildauer, betonte Matuschek. 500 Menschen über 18 Jahren wurden per Telefon in der Zeit vom 24.März bis zum 8. April 2022 befragt, die zufällig ausgewählt wurden.
Die breite Zustimmung will Bauwert-Chef Jürgen Leibfried nun als Argument einsetzen, um die lokalen Entscheidungsträger endlich dazu zu bewegen, das notwendige Baurecht zu erteilen. "Wir sind jetzt hier in Wildau im siebten Jahr, nachdem wir die erste notarielle Kaufoption für das Grundstück erhalten haben. Wir haben die Vorarbeiten gemacht", unterstrich er.
Zum Thema Umweltschäden führt Bauwert an, dass das Unternehmen Umweltschäden erst beheben wolle. Das Areal sei mit Altlasten wie Arsen kontaminiert. Grenzwerte seien dort um das 13.000-fache überschritten. "Das ist mit der Umweltbehörde bereits im Detail abgestimmt, wie wir es dekontaminieren und in welchem Zeitraum wir das machen", erklärte Leibfried.
Wie geht es nun weiter?
Für den 5. Juli hat der amtierende Bürgermeister Marc Anders (parteilos) zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Auf dieser will Bauwert ihre Pläne vorstellen. Zudem soll eine Infrastruktur-Studie vorgestellt werden. Diese wurde im Zuge des Bau-Moratoriums von der Stadt angekündigt.
Die Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK), die den Investor unterstützt, will nach eigenen Angaben vermitteln und versuchen, die skeptischen Bürger für die neue Wohnanlage zu gewinnen. "Wenn wir hier in Wildau Wertschöpfung über so ein Projekt schaffen, wenn auch noch Gewerbe angesiedelt werden kann, wenn vielleicht die Wege für die Menschen kürzer werden, dann müssen wir daraufhin hinwirken, dass das funktioniert", sagte Jens Warnken, Präsident der IHK Cottbus.
Mit Material von Magdalena Dercz
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.06.2022, 16:40 Uhr