Brandenburger Anbieter - Mehr als 400 Strom-Kunden von Otima-Insolvenz betroffen

Fr 15.10.21 | 15:27 Uhr
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Symbolbild: Ein Schornsteinfeger notiert am 04.02.2016 in Berlin waehrend einer Feuerstaettenschau an einer Gastherme mit Wasserspeicher die Werte des Abgasmessgeraetes. (Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)
Bild: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Von der angekündigten Insolvenz des Brandenburger Strom- und Erdgaslieferanten Otima Energie AG sind nach Unternehmensangaben 430 Kunden betroffen. "Ab diesem Zeitpunkt sind wir nicht mehr in der Lage, die geschlossenen Verträge einzuhalten und unsere Kunden mit Strom zu versorgen", erklärte Otima.

Die Strom- und Gaslieferungen seien seit Montag eingestellt. Gründe für die Insolvenz seien vor allem die gestiegenen Handelspreise, ein massiver Anstieg der Vorauskasse- und Sicherheitsleistungen an Marktpartner, Liquiditätsschwierigkeiten und der Wegfall des Vorlieferanten für Strom.

Weitere Versorger stehen unter Druck

Bei den betroffenen Kunden handele es sich nach Aussage von Vorstand Marcus Gramkow vorwiegend um öffentliche Auftraggeber. Lediglich 28 Prozent seien private Unternehmen. Hinzu kämen fünf private Kunden. Derzeit versuche das Unternehmen, schnellstmöglich die Schlussrechnungen zu erstellen. In diesem Zusammenhang werden Kunden dazu aufgefordert, die jeweiligen Zählerstände zu übermitteln. "Gleichzeitig empfehlen wir Ihnen, sich schnellstmöglich einen neuen Lieferanten zu suchen, um den Schaden für Sie, beziehungsweise Ihr Unternehmen zu minimieren", heißt es weiter.

Obwohl die Insolvenz des brandenburgischen Unternehmens die erste eines Strom- und Gaslieferanten in diesem Jahr ist, könnten weitere Folgen. "Die Gaspreise befinden sich auf einem Rekordniveau – der Großhandelspreis von Erdgas ist seit Jahresbeginn um rund 440 Prozent gestiegen. Auch größere Anbieter stehen vor massiven Problemen", erklärte Irene Beringer, Pressesprecherin des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, auf Anfrage des rbb.

Ein Wechsel kann sich lohnen

Anbieter wie EnBW aus Karlsruhe oder Entega aus Darmstadt, die auch in Brandenburg ihre Produkte anbieten, haben sich aus Vergleichsportalen wie Verivox zurückgezogen. Auch der Versorger Deutsche Energiepool hat bereits im September Gas-Lieferverträge gekündigt. Branchenriese Eon teilte am Mittwoch mit, keine Erdgas-Produkte mehr anbieten zu können.

Dennoch kann Beringer beruhigen: "Fällt ein Versorger in die Insolvenz, greift die Grundversorgung." Die Kunden würden dann zunächst von den örtlichen Anbietern versorgt und könnten daraufhin wie gewohnt zu einem anderen Energiedienstleister wechseln, erklärte Beringer weiter und fügt hinzu: "Kunden können aus einer Vielzahl von Versorgern ihren Tarif auswählen. In der Regel stehen in jedem Versorgungsgebiet mehrere hundert Anbieter zur Auswahl." Das Ministerium weise zudem darauf hin, dass "Verbraucher die Möglichkeit haben, steigenden Energiepreise auszuweichen" – etwa durch einen Tarif- oder Anbieterwechsel.

Handeln der Politik gefordert

Zum Anbieterwechsel rät auch die Verbraucherzentrale Brandenburg. "Grundlegend muss man sagen, dass wahrscheinlich auch in Zukunft die Preise steigen werden", erklärte Joshua Jahn am Mittwoch in Brandenburg Aktuell. Ein Vergleich sei ratsam. Unabhängig davon, ob der Anbieter gerade wegbreche.

Gleichzeitig fordern viele ein Handeln der Politik. So hat beispielsweise die EU-Kommission am Mittwoch vorgeschlagen, Verbraucher finanziell zu unterstützen – beispielsweise mit direkten staatlichen Zuzahlungen an einkommensschwache Haushalte. Dieser Forderung schloss sich die Vorsitzende des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, an. Die Gewerkschaft IG Bau sieht ebenfalls den Staat in der Pflicht, die Abgaben auf Strom und Energie zu reduzieren.

Landesregierung will sich für Reform einsetzen

Brandenburg setze sich generell dafür ein, dass die Energiepreise bezahlbar bleiben, informierte Pressesprecherin Irene Beringer: "Die Landesregierung setzt sich zudem für eine Gesamtreform der staatlich induzierten Preisbestandteile im Energiesektor ein." Dennoch sei es allein die Aufgabe der neuen Bundesregierung, über solche Entlastungen zu entscheiden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2021, 05:00 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Ob der gute Mann den Unterschied versteht?
    Vor dem Tippen denken ist hilfreich Herr Neugieriger.

  2. 4.

    Was hat FFF mit Spekulationen auf dem Gas und Kohlemarkt zu tun? Ausser vielleicht dass mehr Erneuerbare uns da unabhängiger machen würden?

  3. 2.

    Hunderte Anbieter stehen zur Auswahl zur Verfügung. Da fehlt aber ein wichtiges Wort " Noch". Geht das so weiter, wird sich die Auswahl stark reduzieren. Denn die Versorger müssen auch kaufmännisch handeln, anders geht es nun mal nicht.

  4. 1.

    Das ist der Beginn der grünen Klimapolitik. Die Schreihälse von Friday vor Future wollten ja Sofortmaßnahmen der Regierung, nun haben wir sie und die Lücken werden mit Zuschüssen geschlossen. Das macht richtig Sinn.

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