Trotz möglichem Zugang über "Druschba"-Pipeline - Staatssekretär Kellner sieht für PCK Schwedt keine Ausnahme vom Öl-Embargo

Do 02.06.22 | 17:39 Uhr
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Audio: rbb24 Inforadio | 02.06.2022 | Staatssekretär Michael Kellner

Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen), hat eine Ausnahmegenehmigung vom Öl-Embargo für die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) ausgeschlossen. Das hatte unter anderem die Bürgermeisterin der Stadt, Annekatrin Hoppe (SPD), gefordert. Die Bundesländern betonten indes, dass die Energieversorgung aller Rafferien in Deutschland gewährleistet bleiben müsste.

"Wir verzichten auf russisches Rohöl auch durch die Pipeline"

Im rbb24 Inforadio sagte Kellner am Donnerstag, es gebe eine klare Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundesregierung. "Der Kanzler hat diese Protokollerklärung abgegeben. Es ist nun wirklich nicht an mir, den Kanzler zu korrigieren. Im Gegenteil. Es ist eine klare Entscheidung des Kanzlers und der Bundesregierung, gemeinsam zu sagen: Wir verzichten auf russisches Rohöl auch durch die Pipeline."

Die Zukunft der Raffinerie, die derzeit mehrheitlich einer deutschen Tochter des russischen Staatskonzerns Rosneft gehört, sei grüner Wasserstoff, so Kellner: "Wir haben in Schwedt eine super Ausgangssituation. Wir haben dort viel grünen Strom, wir haben dort viel Platz, wir haben eine Bevölkerung, die Industrieansiedlung will, wir haben hochkompetentes Personal dort. Mir ist nicht bange, dass wir eine grüne Raffinerie entwickeln können. Das ist das Ziel. Daran arbeiten wir auch. Das ist auch machbar. Nur müssen wir dafür eine andere Eigentümerstruktur in Schwedt schaffen."

Versorgungssicherheit für alle

Die Bundesländer haben sich unterdessen bei einem gemeinsamen Treffen am Donnerstag auf Versorgungssicherheit für deutsche Haushalte und die Wirtschaft geeinigt. "Wir haben uns klar dazu bekannt, dass das Sanktionspaket ein richtiges Paket ist", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nach den Beratungen der Regierungschefs. "Aber dass natürlich damit einhergehen muss, dass die Versorgung mit Energie und auch die Bezahlbarkeit von Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen gesichert werden müssen", betonte die SPD-Politikerin,"das ist unabdingbar für die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland, aber auch des Energiestandortes Deutschland."

Die ostdeutschen Bundesländer legen laut Giffeys großen Wert darauf, die Zukunft der Raffinerien Schwedt (Brandenburg) und Leuna (Sachsen-Anhalt) zu sichern. Wichtig sei, eine Versorgung aller deutschen Raffinerien mit Rohöl sicherzustellen - und zwar lückenlos. Und es müsse sichergestellt werden, dass Menschen in Ost und West gleichermaßen über Energiesicherheit verfügten. Die Länder plädierten für einen raschen Ausbau erneuerbarer Energien.

EU-Staaten einigen sich auf Teil-Embargo

Die EU-Staaten hatten sich am Dienstag im Streit um ein Öl-Embargo gegen Russland auf einen Kompromiss verständigt. Auf Drängen Ungarns hin sollen vorerst nur russische Öl-Lieferungen über den Seeweg unterbunden werden. Transporte per Pipeline sollen demnach weiter möglich sein. Deutschland und Polen hatten daraufhin erklärt, dass sie die Ausnahmen nicht nutzen werden und russische Einfuhren über Pipelines zum Jahresende einstellen wollen.

Nach dem erzielten Kompromiss fordert Schwedts Bürgermeisterin Hoppe klare Aussagen der Bundesregierung zur Umsetzung: "Die Öl-Lieferung aus Russland via Pipeline bleibt möglich. Trotzdem will Deutschland von dieser Ausnahme nicht Gebrauch machen? Für mich ist das immer noch ein Widerspruch. Aufklärung ist dringend nötig." Hoppe fordert, dass auch in der PCK-Raffinerie PCK erst mal weiter russisches Öl aus der Druschba-Pipeline verarbeitet wird. "Wenn der Bundesregierung etwas an der Region und der sicheren Versorgung liegt, wäre 2030 eine sinnvolle Zielmarke", hatte Hoppe dem "Handelsblatt" gesagt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.06.2022, 07:00 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Bei Saudi-Arabien hatte man nicht solche Berührungsängste mit der Leopard-Lieferung (nur als Beispiel). Vielleicht hatten die einfach besser gezahlt?

  2. 29.

    Haben die Griechen schon Ausgleichswaffen erhalten und wenn ja ist es auch dieselbe Waffenart??
    Warum verstauben Leopard 1 und Marder bei Rheinmetall, sind die neuerdings ein Waffenmuseum? Rheinmetall ist der viertgrößte Rüstungskonzern der weltweit Waffen produziert und in Krisengebiete verkauft? Werden die vorher umfassend ausgebildet?
    Warum trennt man sich nicht sofort von einigen Leopard 2 Panzern als Ausgleich für die Polen?

  3. 28.

    Hier wird das Licht ausgehen, wenn das Embargo kommt. Warum? Für eine Umstellung auf grünen Sprit sind mehrere Jahre und ordentlich Investitionen notwendig. Die Belieferung von nicht-russischem Öl steht nicht und wird es auch ganz sicher nicht in 6 Monaten. Das sind alles nur Was-wäre-wenn-Prognosen von Beratern. Außerdem: Der DB fehlen Wagen, Schienen und vor allem Zugführer. Die Belieferung per Tankfahrzeuge, die weder umweltfreundlich sind, noch billig (siehe Dieselpreise) und wo ebenfalls Fahrer fehlen, treiben die Preise noch mehr nach oben. Es gäbe eine Ausnahme für Pipelines, die aber D nicht nutzen will. Warum? Wer will sich hier auf unsere Kosten profilieren? Lasst uns 10 Jahre Zeit für die Umstellung, das wäre reell!

  4. 27.

    Fliegen sie gerne in den Urlaub? Bin gespannt wo der ber sein Flugbenzin her bekommt. Aber für “politische Flüge“ wird es schon reichen. Oder fliegen die mittlerweile mit “grünem Wasserstoff“?

  5. 26.

    "Endlich sind Parteien am Ruder die tun was getan werden muss"
    Dann zählen Sie mal Ergebnisse (!) auf... Und vergleichen dann die Auswirkungen...

    P.S. Ergebnisse (!) reicht aus, einzelne Schritte füllen Talkshows.

  6. 25.

    Sollte das PCK ihre Arbeit einstellen, wegen des Embargos, wird wieder Mal der Osten plattgemacht. Gibt es in der Regierung Deutschlands noch irgendwelche Mitglieder, die die Augen offen haben, um diesen Untergang zu sehen!? Wir, die Menschen im Osten sind es Leid, nochmals die Folgen zu tragen. Die Bürgermeisterin Frau Hoppe von Schwedt sagte, nicht vor 2030, wo bleibt die Garantie aus Berlin für den Weiterbetrieb mit russischem Öl? Ich sehe sehr schwarz für unsere Region, sollte das Embargo kommen.

  7. 24.

    Analog wie bei den Ukraine-Waffen-Deals. Z. B. aktuell Griechenland-Panzer. Griechenland liefert alte schwere NVA-Panzer an die Ukraine und Deutschland liefert an Griechenland neuere modernere Panzer. Obendrein für Griechenland ein gutes Finanzschnäppchen. Aber Deutschland wird somit keine schweren Waffen in ein Kriegsgebiet liefern. Fein raus!
    Andere Waffenbeispiele gibt's zu Hauf!
    Darauf muss man erst mal kommen. Bei Öl und Gas klappt das wohl auch. Stellvertreter müssen ran!

  8. 23.

    Wenn wir die längst überfällige Energiewende nicht hinbekommen dann brauchen sich auch Ihre Nachkommen keine Sorgen ums Überleben machen,es wird keins geben.
    Endlich sind Parteien am Ruder die tun was getan werden muss. Das wir jetzt in dieser schwierigen Situation sind haben wir Politikern mit Ihrer Denke zu verdanken.

  9. 22.

    Das habe ich mir auch nicht behauptet, im Gegenteil Sieglinde S hatte das meiner Ansicht nach abwertend behauptet. Deshalb auch meine Frage, was sie eigentlich ausdrücken wollte..Natürlich sind eigentlich vlel zu wenige Arbeiter ,Handwerker und andere Nichtakademiker in den Parlamentes vertreten.

  10. 21.

    Gibt es denn überhapt von irgendwoher schon einen sicheren Tropfen ÖL ? Nach meiner Kenntnis ginbt es lediglich Absichtserklärungen über Zusammenarbeit und Strategien. Und das ab 2024 oder später. Aber keinen einzigen Tropfen ÖL. Jetzt ist aber erst 2022. Haben wir dann im Herbst das böse grüne Ideologie Erwachen?

  11. 20.

    Die gab es in der Volkskammer der damaligen DDR. Ein weiteres Indiez dafür, dass das System der DDR unserem heutigen überlegen war.
    Dort hätte sich auch kein dahergelaufener Abteilungsleiter erdreistet, so wie heute dieser Keller, Millionen Menschen für seine politischen (getarnt als energetische) Ziele zu opfern.
    Was im #10 angedeutet wurde wird eintreten. Wir werden einen heißen Herbst kriegen und die Menschen werden wieder auf die Strassen gehen. SPD und Grüne müssen aufpassen, dass sie das Überleben.

  12. 19.

    Man muss als Politiker keine Politikwissenschaften studiert haben.
    Mir wären fürs Parlament Landwirte, Krankenschwestern, Lehrer, Ärzte, Kraftfahrer, Handwerker, Polizisten usw. lieber.
    Dies gepaart mit Verstand, Klarsicht und Abstand von Lobbygruppen und Aktionären.
    Offenbar ist Politik jedoch heute immer mehr ein Spielfeld für IDEOLOGISCHE EXPERIMENTE und Durchsetzung globaler Wirtschaftsinteressen.

  13. 18.

    Wenn es mal so einfach wäre Peter. Der Westen ist wie gehabt gespalten und gerade wir Deutschen spielen wieder das Spiel: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!“
    Die Achse Russland China wurde von Putin lange eingepreist und China schielt schon nach Taiwan.

  14. 17.

    Ich versteh die ganze Aufregung nicht. Die Lösung liegt doch auf der Hand - tricksen!
    Funktioniert immer.
    Katar, Senegal, Iran, China, Venezuela, Nordkorea oder irgendein Schurkenstaat kaufen Öl und Gas in Russland ein und mieten gleich die Transportleitungen.
    Deutschland kauft dann z. B. von Senegal Öl und Gas und lässt von Senegal über die bestehenden Pipelines liefern. Wir sind fein raus, wir haben ja senegalesisches Gas und Öl. Zwar bisschen teurer, denn der Lieferant lässt sich den Deal gut bezahlen.
    Beim Strom klappt es auch. Ich bezahle Ökostrom und aus meiner Steckdose ziehe ich nur Strom, ohne zu wissen, wie und wer den Strom produziert hat.
    Also los und nicht lange gewartet. Schauen ma mal!

  15. 16.

    V. Putin bedient immer wieder sein Narrativ der Angst, damit der Westen in Schockstarre verfällt. Das hat dazu geführt, dass die Ukrainer die dringend benötigten schweren Waffen immer noch nicht in den Händen halten und jetzt die russische Armee im Donbass langsam vorankommt.
    Da der Westen sich nun von Russland abwenden wird, wird Russland stark von China abhängig werden. Spätestens dann wird man in Russland noch kleinere Brötchen backen müssen als ohnehin schon.

  16. 15.

    Wer auf Kosten der Steuerzahler mit der dicken Dienstlimosine chauffiert wird dem gehen solche Praxisfernen Worte leicht über die Lippen.

  17. 14.

    Weshalb verschweigen Sie, dass die beiden Außlandsstudien durch Stipendiate finanziert wurden und er vorher im Kibbuz gearbeitet hat? Es scheint also kein Dummer zu sein.
    Was wollten Sie eigentlich mit ihrem Post sagen?
    Wenn man in die Politik gehen will, was ist falsch, wenn man Politikwissenschaft studiert, noch dazu in Potsdam.

  18. 13.

    Langsam schämt man sich für seine jammernden Mitbürger....
    https://www.solarserver.de/2022/05/31/kohleausstieg-2030-ohne-erdgas-aus-russland/

  19. 12.

    Die Shell wird aber sicherlich wissen, warum die jetzt noch schnell die Anteile an der PCK verkaufen wollen, andere Raffinerien aber für die postfossile Zeit vorbereiten.

  20. 11.

    Weiter so, ganz bestimmt nicht. Man sollte aber bei den Entscheidungen den Kopf benutzen und nicht erneut eine ganze Region opfern. Die Grünen Kollegen stellen sich immer wieder hin und tun als wenn sie für alles eine Lösung haben. Die kochen auch nur mit Wasser und Verantwortung hatten sie bisher nicht. Da kann man immer gut labern.

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