Rüstungskonzern Nammo will Anlage bauen - Genehmigung für Munitionszerlegung löst in Storkow (Mark) Kritik aus

Fast drei Jahre lang wurde über den Bau einer Munitions-Zerlegungsanlage mitten im Wald bei Storkow (Mark) gestritten. Nun haben die Behörden grünes Licht erteilt. Doch die Pläne sind umstritten - und die Stadt will dagegen rechtlich vorgehen.
Das Unternehmen Nammo A S mit Sitz im norwegischen Raufoss lagert bereits seit 2003 Raketen, Munition und andere explosive Stoffe in ehemaligen NVA-Munitionsanlagen in der Nähe des Storkower Ortsteils Bugk(Landkreis Oder-Spree). Bis Ende 2018 hatte deren Zerlegung noch in Pinnow (Uckermark) stattgefunden, bis der dortige Standort aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben wurde. Nun soll der Standort Storkow diese Aufgabe übernehmen.
Doch das stößt auf Kritik. "Wir haben uns die Frage gestellt, was passiert eigentlich, wenn es brennt", sagt der Ortsbürgermeister von Bugk, Matthias Bradtke (SPD), im Gespräch mit dem rbb. Er kritisiert, dass unter anderem Angaben zu den Netto-Explosivstoffmassen, also der tatsächlichen Menge an eingelagerter Munition, nicht korrekt seien. Zudem gebe es "Probleme mit den Abstandsflächen", wie er als direkter Anwohner sagt.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte der Landkreis Oder-Spree und das Landesumweltamt (LFU) die Genehmigung für die Munitionszerlegung am Standort Bugk erteilt. Erst jetzt wurde der Bescheid öffentlich gemacht und ausgelegt.
"Die Verzögerungen beruhen insbesondere auf einer eingehenden Prüfung der Auslegungsunterlagen mit Blick auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse", antwortet Thomas Frey vom LFU auf eine schriftliche Anfrage des rbb. Die Prüfung sei demnach erforderlich gewesen, um einerseits der Öffentlichkeit möglichst umfassende Informationen zur genehmigten Anlage zukommen zu lassen, ohne andererseits schützenswerte Informationen preiszugeben. Innerhalb eines Monats könne nun dagegen Widerspruch eingelegt werden.
Bereits drei Widersprüche eingegangen
"Bei der Widerspruchsbehörde des LFU sind bisher drei Widersprüche eingegangen", bestätigt Frey. Einer davon ist von Matthias Bradtke. Und auch in der Storkower Stadtverordnetenversammlung regt sich Protest.
Bradtke ist auch Vorsitzender der SPD-Fraktion. Diese habe sich eindeutig gegen das Vorhaben ausgesprochen, berichtet er. Das LFU habe dies jedoch ignoriert, sagt die Storkower Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) auf Anfrage dem rbb: "Wir haben geklagt gegen das Ersetzen des Einvernehmens der Stadt Storkow und werden jetzt mit unserer zuständigen Kanzlei besprechen, welche Maßnahmen nun zu ergreifen sind."
Bedenken wegen des Wasserverbrauchs
Darüber hinaus gebe es weitere Bedanken, zum Beispiel beim Thema Wasser, so Schulze-Ludwig weiter. Kritiker befürchten einen hohen Wasserverbrauch der Anlage und dadurch eine Absenkung des Grundwassers.
Dem widerspricht jedoch unter anderem Nammo-Chef Christoph Rüssel: "Ich kann sagen, dass wir die Genehmigung haben, um 300 Kubikmeter Wasser pro Jahr zu entnehmen." Im Vergleich sei das jedoch sehr gering, wie er weiter ausführt: "Jeder einzelne Haushalt hat die Genehmigung, acht Kubikmeter pro Tag zu entnehmen." Nach seiner Rechnung seien das knapp 3.000 Kubikmeter pro Jahr.
Untere Wasserbehörde gibt Entwarnung
Auch Pressesprecher Mario Behnke vom zuständigen Landkreis Oder-Spree bestätigt eine solche Einschätzung. Demnach seien Beeinträchtigungen des Grundwassers durch die Munitionszerlegung nach Einschätzung der unteren Wasserbehörde nicht zu befürchten.
Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 18.01.2022, 16:40 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag