Kommentar | Ein Jahr Tesla-Produktion - Tesla polarisiert wie kein anderes Unternehmen in Brandenburg

Mi 22.03.23 | 14:04 Uhr | Von Andreas Oppermann
Archivbild: Tesla-Fabrik in Grünheide Brandenburg. (Quelle: dpa/J. Eckel)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2023 | Andreas Oppermann | Bild: dpa/J. Eckel

Vor einem Jahr startete der US-Elektroautohersteller Tesla mit der Produktion in seinem Brandenburger Werk. Das Unternehmen steht für die Spannungen in der deutschen Gesellschaft zwischen Umwelt, Klimakrise und Fortschritt. Ein Kommentar von Andreas Oppermann

Tesla in Brandenburg ist eine Geschichte der Superlative. Die größte private Investition in Ostdeutschland seit 1990. Inzwischen der größte private Arbeitgeber in der gesamten Region - einschließlich Berlin. Der größte private Ausbilder im Land. Hunderte Langzeitarbeitslose haben dort Lohn und Brot gefunden. Und Tesla will noch weiter investieren und ist damit auf dem Weg, zum größten Standort für die Pkw-Produktion in Deutschland zu werden.

Aber Tesla polarisiert auch wie kein anderes Unternehmen in Brandenburg. Da ist zuallererst die Frage nach dem Wasser – in mehrfacher Hinsicht. Die Fabrik steht zum Teil in einem Wasserschutzgebiet. Das erfordert besondere Vorsicht. Tesla benötigt so viel Wasser wie 40.000 Haushalte. Und das in Zeiten zunehmender Dürre und Wassermangels wegen der Klimakatastophe, die sich auch in Brandenburg immer stärker zeigt.

Ein Großteil der Bevölkerung will weiter Verbrenner fahren

Der Elektroautohersteller steht auch für die Konflikte, die die deutsche Gesellschaft für sich entscheiden muss. Tesla baut keine Verbrenner, sondern E-Autos und damit die Produkte, die für Mobilität ohne klimaschädlichen CO2-Ausstoß nötig sind. Aber ein Großteil der Bevölkerung will weiter Diesel oder Benziner fahren.

Tesla arbeitet an Energiesystemen von der Produktion bis zur Speicherung im Auto oder im eigenen Haus, die vollständig mit Erneuerbarer Energie auskommen. Aber in Brandenburg soll bis 2038 weiter Braunkohle verfeuert werden. Und dann ist da noch der Firmenchef Elon Musk, bei dem man nicht weiß, was er als nächstes tut. Für die einen ist er ein faszinierender Visionär, für die anderen einfach ein Provokateur mit viel zu viel Macht.

All das auf die Fabrik in Grünheide zu projezieren ist ein Fehler. Tesla sollte mit den gleichen Maßstäben wie alle anderen Firmen gemessen werden. Ganz nüchtern am realen Verhalten und nicht an den Wünschen derer, die darüber sprechen.

Wenn sich Tesla an die Gesetze hierzulande hält, dann ist alles gut. Wenn die Firma dagegen verstößt, muss eingegriffen werden. Was aber nicht geht: Tesla für alles verantwortlich zu machen, wofür eigentlich Verwaltung oder Gesetzgeber zuständig sind.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2023, 15 Uhr

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