Ausstand auch am Samstag - Gewerkschaft weitet Post-Warnstreiks in Berlin und Brandenburg aus

Sa 28.01.23 | 12:54 Uhr
Teilnehmer eines Streiks von Post-Beschäftigten haben sich vor dem Sitz des Verdi Landesbezirks Berlin-Brandenburg versammelt. (Foto: Christoph Soeder/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.01.2023 | Po-Keung Cheung | Bild: Christoph Soeder/dpa

Paket-, Brief- und Verbundzustellung in Berlin und Brandenburg werden seit Ende der Woche erneut bestreikt. Am Samstag wurde der Ausstand fortgesetzt, heißt es von der Gewerkschaft Verdi.

  • Warnstreiks bei der Post seit Donnerstag
  • bundesweit fast jedes fünfte Paket und knapp jeder zehnte Brief nicht zugestellt
  • rund ein Drittel der Beschäftigten soll Aufruf gefolgt sein
  • Verdi will 15 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate durchsetzen

In Berlin und Brandenburg kommt es am Samstag wieder zu Warnstreiks bei der Deutschen Post AG. Dazu aufgerufen hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Beschäftigten in der Paket-, Brief- und Verbundzustellung des Unternehmens.

Schon an den vergangenen beiden Tagen hatte es in der Region Warnstreiks bei der Post gegeben. Am Donnerstag hatten zunächst Briefträger und weitere Post-Angestellte in Berlin gestreikt, seit Freitag auch Beschäftigte der Brief- und Paketzentren der Region.

Warnstreik zeigt Wirkung

Betroffen sind die vier regionalen Briefverteilzentren in Berlin-Tempelhof, Schönefeld (Dahme-Spreewald), Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) und Hennigsdorf (Oberhavel) sowie die Paketzentren in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland), Börnicke (Havelland) und Ludwigsfelde (Teltow-Fläming), hieß es von der Gewerkschaft.

Einem Postsprecher zufolge wurde am Samstag aufgrund des Aufrufs bundesweit fast jedes fünfte Paket und knapp jeder zehnte Brief nicht zugestellt. Rund ein Drittel der Beschäftigten sei Erkenntnissen des Konzerns zufolge dem Aufruf gefolgt. Der Sprecher ging davon aus, dass diese Größenordnungen auch für Berlin zutreffen dürften.

Die Beteiligung an den Streikaktionen sei ungebrochen hoch, sagte auch Verdi. In den vergangenen beiden Tagen haben in Berlin und Brandenburg mehr als 2.000 Postbeschäftigte in tageweise ausgewählten Betrieben die Arbeit niedergelegt.

An Streikaktionen in der Vorwoche hatten sich laut Verdi in Berlin und Brandenburg insgesamt rund 3.000 Angestellte beteiligt.

Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn

Bisher wurde in zwei Runden über einen neuen Tarifvertrag verhandelt, am 8. und 9. Februar sollen die Gespräche fortgesetzt werden.

Die Gewerkschaft fordert nach eigenen Angaben für die insgesamt rund 160.000 Tarifbeschäftigten eine Entgelterhöhung von 15 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, außerdem eine monatliche Erhöhung um 200 Euro für die Auszubildenden und Dual-Studierenden. Die Gewerkschaft verweist bei den Forderungen auch auf das erwartete Rekordergebnis der Post.

Das Unternehmen betonte am Freitag, Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Höhe seien "nicht vertretbar", um sowohl attraktive Löhne zahlen als auch Jobs dauerhaft sichern zu können. Der häufig angeführte Konzerngewinn werde "zum übergroßen Teil mittlerweile im internationalen Geschäft erwirtschaftet" und schon heute reiche das "deutlich rückläufige Ergebnis im Post- und Paketgeschäft nicht mehr für die notwendigen Investitionen aus".

Kritik an den Streiks kam von der Post vor allem auch deshalb, weil sie nach eigenen Angaben bereits angekündigt hat, in der ab dem 8. Februar beginnenden dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vorzulegen. Die Streiks gingen "letztlich zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden", erklärte das Unternehmen.

Briefmarkt soll reformiert werden

Abgesehen von den Streiks häufen sich derzeit die Beschwerden über die Post, vor allem weil Sendungen verspätet eingehen. Eigentlich sehen die aktuellen Laufzeitvorgaben vor, dass 80 Prozent der Briefsendungen im Jahresdurchschnitt am nächsten Werktag zugestellt werden müssen.

Die Regierung hält das aber für "wenig aussagekräftig", unter anderem diese Vorgaben sollen im Zuge einer Novelle des Postgesetzes geändert werden. Wie aus Eckpunkten des Wirtschaftsministeriums dazu hervorgeht, die am Donnerstag vorgelegt wurden, könnten stattdessen "Vorgaben mit längeren Laufzeiten und höherer Verbindlichkeit den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer in höherem Maße entsprechen". Denn beim Brief stehe heute "Verlässlichkeit und Verbindlichkeit im Vordergrund, beim Paket Geschwindigkeit und Planbarkeit".

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.01.2023, 07:30 Uhr

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