System inzwischen stabilisiert - Angriff auf Schul-Cloud kam aus dem europäischen Ausland

Di 12.01.21 | 17:50 Uhr
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Ein Schulkind sitzt an einem Tisch im Wohnzimmer und macht Homeschooling (Bild: dpa/K. Schmitt)
Bild: dpa/K. Schmitt

Die Schul-Cloud des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts wurde am Montag Ziel eines Hacker-Angriffs. Das HPI hat nun zusätzliche Abwehrkapazitäten aktiviert. Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst spricht von einer "kriminellen Handlung".

Nach dem Cyber-Angriff auf die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam hat der Betreiber nach eigener Darstellung zusätzliche Abwehr-Kapazitäten aktiviert. "Zur Sicherstellung des Betriebs haben wir mit unseren Hosting-Dienstleistern kurzfristig umfangreiche Anpassungen vorgenommen und die Server-Kapazitäten nochmals deutlich erhöht", teilte der HPI-Direktor und Leiter des HPI Schul-Cloud-Projekts, Christoph Meinel, am Dienstag mit.

Es seien Firewalls angepasst und die Zahl der Server im Vergleich zur Vorwoche nochmals verdoppelt worden. Vergangene Woche wurden demnach 100 Server zusätzlich bereitgestellt, um den Betrieb der Schul-Cloud zu gewährleisten.

Massenhafte Zugriffe auf die Cloud

Am Montag war es wegen eines sogenannten DDoS-Angriffs (Distributed Denial of Service Attack, wörtlich: verteilter Dienstverweigerungsangriff) bundesweit zu kurzzeitigen Ausfällen gekommen, wie eine Sprecherin des Instituts bestätigte. Bei solchen Angriffen wird eine Seite von vielen Computern gleichzeitig mit Datenpaketen überschüttet und damit blockiert.

Matthias Luderich, operativer Projektleiter der Schul-Cloud, erklärte: "Wir hatten am Montag drei Mal so viele Zugriffe auf die Brandenburger Schul-Cloud". Es seien zuvor rund 400.000 Zugriffe pro Minute gewesen, dann habe sich die Zahl auf 1,5 bis 1,7 Millionen erhöht. Die massenhaften Zugriffe kamen nach HPI-Angaben aus Amerika. Die Probleme habe man am Montagabend in den Griff bekommen, hieß es.

HPI will Strafanzeige stellen

Da die Brandenburger Schul-Cloud im selben Rechenzentrum liege wie die für Thüringen und Niedersachsen und die bundesweit genutzte HPI-Schul-Cloud-Lösung, sei das System bundesweit kurzzeitig gestört gewesen. Dass der Angriff auf die Brandenburger Lösung abzielte, sei reiner Zufall, vermutete Luderich. Das Unternehmen sei bereits mit der Abteilung für Cybercrime des Landeskriminalamtes in Kontakt und wolle Strafanzeige stellen.

Im Unterschied zu einem Hackerangriff geht es den Angreifern nicht darum, Daten abzugreifen oder in ein System einzubrechen, sondern den Server in die Knie zu zwingen. Nach HPI-Angaben kam es zu massenhaften Zugriffen. Der Angriff sei aus dem europäischen Ausland erfolgt.

570 der 900 Brandenburger Schulen nutzen Schul-Cloud

Die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sprach am Dienstagmorgen im rbb-Inforadio von "kriminellen Handlungen". An der Beseitigung der Schäden werde unter Hochdruck gearbeitet.

Zur technischen Aufrüstung an Schulen sagte Ernst, die Schüler und Lehrkräfte hätten deutlich dazu gelernt. "Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf." Sie sprach von einer Aufholjagd: Im März hätten 50 der mehr als 900 Schulen in Brandenburg die Lernplattform genutzt - nun seien sie bei 570. Namensgeber des Hasso-Plattner-Instituts ist der Gründer des SAP-Konzerns.

Ob Schulen die Cloud nutzen entscheiden die Schulträger - die Lernplattform zählt ebenso wie zum Beispiel Bücher zur Ausstattung, erklärte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 400 Schulträger, darunter Gemeinden, Kirchen und private Träger.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.01.2021, 19:30 Uhr

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12 Kommentare

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  1. 12.

    "demnach 100 Server zusätzlich bereitgestellt" ... Termin fürn Anschluß gibt's auch schon! ;-)
    4 (vier) Schul-Clouds "im selben Rechenzentrum" -> der Fachmann staunt und der Laie wundert sich.

    Zitat Britta Ernst: "Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf."

    Vollkommen richtig - es sei denn, man nehme "ordentlich viel" Geld in die Hand, was derzeit (föderal noch) nicht vorhanden ist. ... uns dieser Bereich offenbar nicht wert ist. Und dabei geht es nicht nur um "modernes Equipment", sondern vor allem um den modernen Umgang damit.

    Vielleicht hätte man die "Zoom-Installationsanleitung" doch per FAX verschicken sollen... ;-)

  2. 11.

    Natürlich ist wieder der "pöse" Russe schuld an Deutschlands unzureichender IT-Sicherheit!

  3. 10.

    Können auch Blackhats oder Scriptkiddies gewesen sein. Der unbedarfte Leser hat dann aber ein Fragezeichen auf der Stirn.
    Tippe allerdings auf letztere - "Coronaferien", nichts mit privaten Gameconventions, alle zuhause, alle Langeweile - da kommen die auf solche Ideen - wie jede Ferien.

  4. 9.

    Also wenn man sich so'n Globus mal ansieht, gibt es Europa und aussen rum noch viele andere Länder.
    Das sind dann die europäischen Ausländer - außerkontinentale Länder könnte man bei Amerika auch sagen. Bei Russland würde es schwer werden - Eurasien und so.
    Ok - ernsthaft Amerika ist verdammt groß - die USA eher klein dagegen - klingelts?

  5. 8.

    Na, da müssen sie mal mein Arbeitszimmer sehen - Einsteinstyle pur.

    Nichts kann existieren ohne Ordnung, nichts kann entstehen ohne Chaos.

    Also so'n Mittelding zwischen PostFix und Leitz ;-).


  6. 7.

    Freunde, wenn ihr weiter SO Schulpolitik bestreitet, wie es gerade läuft, müsst ihr euch nicht wundern, wenn noch viel mehr Schäden (mutwillig) angerichtet werden! Glaubt ihr im "Ernst" *lol*, dass geht glatt? Abschlussklassen mit herumhüpfenden Lehrern in drei Räumen, meint ihr, das reicht für den MSA? Meint ihr, damit kommt ihr durch? Und was nützen MSA und Abi, wenn die Oma tot ist????
    Müllers und SCheeres, ja, auch ihr werdet noch Gegenwind von Schülern und Eltern bekommen, so eine K...e läuft euch nicht ungestraft aus den Fingern!

    Und da ist so ein lustiger Hacker-Angriff echt noch das wenigstes...

    Wenn auch nur ein Bruchteil der Homeschooling-Eltern nicht zuuu fertig ist von selbigem Job (kopierte alte SChulbücher ausdrucken...) wird sich sicher ein Anwalt finden, der die Rechte der Eltern und Schüler gerne vertritt.

  7. 6.

    Evt. ist ja Amerika in Brandenburg gemeint? Für so manchen Westberliner gehört das zum "europäischem Ausland"? :-D

  8. 5.

    Wie passen "Angriff auf Schul-Cloud kam aus dem europäischen Ausland" und "Die massenhaften Zugriffe kamen nach HPI-Angaben aus Amerika." zusammen?

    Zwei Angriffe?

  9. 4.

    Das gewählte "Symbolbild" finde ich interessant. So sieht es in den Vorstellungen der RBB-Redaktion also aus, wenn Kinder zu Hause lernen.

  10. 3.

    Soso, Amerika gehört also nun zum "europäischem Ausland"?

  11. 2.

    Ich tipp da mal auf die Russen.
    Die machen soetwas.
    Warum?
    Weil sie es können.

  12. 1.

    Was hat bitte eine DDoS-Attacke mit "Hackern" zu tun?

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