FAQ für Berlin und Brandenburg - Was die Astrazeneca-Einschränkung für die Impfungen bedeutet

Mi 31.03.21 | 17:24 Uhr | Von Haluka Maier-Borst und Sebastian Schneider
Tüte mit Ampullen AstraZeneca-Impfstoff (Bild: imago images/ ZUMA Wire)
Bild: imago images/ ZUMA Wire

Wieder neue Regeln für die Impfung mit Astrazeneca - nach mehreren Fällen gefährlicher Blutgerinnsel wird der Impfstoff nur noch für über 60-Jährige empfohlen. Wie geht es nun weiter? Antworten auf wichtige Fragen. Von Haluka Maier-Borst und Sebastian Schneider

Ich habe meine Erstdosis Astrazeneca bereits bekommen. Was wird nun aus meiner Zweitdosis?

In Berlin und Brandenburg wurde die Impfung mit dem Astrazeneca-Stoff Anfang Februar begonnen. Rechnet man die inzwischen empfohlenen zwölf Wochen Abstand zwischen erster und zweiter Dosis drauf, sind die ersten Zweitimpfungen Ende April, Anfang Mai vorgesehen.

Wer älter als 60 Jahre ist, bekommt seine Zweitdosis nach jetzigem Stand wie vorgesehen im Impfzentrum. Nach Ostern soll das Impfen von Astrazeneca aber allmählich in Hausarztpraxen verlagert werden, weil der Stoff unkomplizierter zu transportieren, zu lagern und zu kühlen ist, als die mRNA-Impfstoffe. Betroffene sollten sich für alle Fälle mit ihrer Hausarztpraxis in Verbindung setzen, um zu fragen, ob ein Zweittermin dort nicht unkomplizierter wäre. Die erste Dosis wurde ja bereits mit dem genauen Zeitpunkt im Impfpass eingetragen.

Wer unter 60 Jahren ist, kann seine Zweitdosis ebenfalls weiterhin in Anspruch nehmen - allerdings ebenfalls nur in Arztpraxen und “nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoabwägung und Entscheidung der impfwilligen Person nach sorgfältiger Aufklärung“, so steht es in dem Beschluss der Gesundheitsminister vom Dienstag, der auch in Berlin und Brandenburg gilt. Sprich: Mit der Unterschrift, dass er oder sie ein mögliches Risiko in Kauf nimmt.

Der Gedanke dahinter: Zwischen Hausarzt und Patient besteht eine größere Vertrauensbasis, der Arzt oder die Ärztin kennt seine Patienten und deren etwaige Vorerkrankungen genauer und kann so eine bessere Risikoabschätzung treffen. Mehr zu den potentiellen Risiken lesen Sie weiter unten.

Die zweite Möglichkeit: Das Robert-Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut haben am Dienstag angekündigt, bis Ende April verlässliche Zahlen dazu zu liefern, ob mit Astrazeneca Geimpfte als zweite Dosis auch einen mRNA-Impfstoff bekommen können, also Biontech/Pfizer oder Moderna. Ob man durch solch einen Mix gut verträglich einen hohen Schutz durch die Impfung hinbekommt, ist noch nicht klar.

Eine andere Frage ist, ob bis Anfang Mai auch für alle Astrazeneca-Geimpften genug von den anderen Impfstoffen zur Verfügung stünden. Denn für die Zweitimpfung gibt es nur ein gewisses Zeitfenster, das durch Studien und somit auch entsprechend in der Zulassung abgedeckt ist - nur mit der zweiten Dosis erreicht man den vollen Impfschutz. Wie groß aber die Auswirkungen einer Verzögerung oder eines Verzichts auf die Zweitimpfung für den Schutz wären, ist bisher unklar. Angesichts bereits gut 2,8 Millionen verimpfter Astrazeneca-Erstdosen in Deutschland sollte also diese Frage schnell geklärt werden.

Ich habe einen Termin für eine Erstimpfung mit Astrazeneca. Was wird nun daraus?

Für Brandenburg gilt: Der Termin im Impfzentrum bleibt in jedem Fall bestehen. Wer über 60 Jahre ist, bekommt genau den Impfstoff, der bei der Terminvergabe festgelegt wurde - also auch weiter Astrazeneca.

Wer unter 60 Jahre ist, bekommt nun am gleichen Termin ein anderes Präparat angeboten, entweder Biontech/Pfizer oder Moderna. Dafür zapft die Landesregierung kurzfristig ihre Notreserve an.

Daraus ergibt sich auch: Die gemeinsam mit den Erstterminen vereinbarten Zweittermine müssen neu festgelegt werden. Denn im Gegensatz zu Astrazeneca beträgt der Abstand zwischen den Impfdosen bei den anderen Stoffen lediglich höchstens sechs Wochen. Wer zum ersten Impftermin erscheint, lässt deshalb seine Kontaktdaten da. Dann wird er oder sie kontaktiert, um einen neuen Zweittermin festzulegen.

In Berlin verfallen die Astrazeneca-Termine für Jüngere in den Impfzentren. Wer seine Handynummer oder seine Mailadresse bei der Registrierung angegeben hat, soll per SMS oder Mail informiert werden.

Der Impfcode an sich bleibt aber gültig. Jüngere haben also entweder die Wahl, länger auf eine Impfung mit einem anderen Impfstoff in einem der Zentren zu warten, oder einen Termin in ihrer Hausarztpraxis zu vereinbaren, sobald diese über Astrazeneca-Impfstoff verfügt. Letzteres könnte derzeit der schnellere Weg sein. In etwa 140 Brandenburger und 150 Berliner Praxen wird Astrazeneca bereits verimpft, zahlreiche weitere sollen nach Ostern folgen. Auf Biontech/Pfizer wartet man gegenwärtig bis Mitte Mai, aber auch dieser Stoff soll bald in Arztpraxen gegeben werden.

Eine Gruppe wird allerdings von der Senatsverwaltung gebeten, erstmal keine neuen Termine zu machen: Das Personal der weiterführenden und beruflichen Schulen. Diese Menschen hatten erst vor kurzem eine vorgezogene Impfeinladung bekommen, weil das anhand der Impfstofflage vertretbar schien. Durch die Veränderung bei Astrazeneca sieht die Lage nun aber anders aus.

Die Gesundheitsverwaltung schreibt, aus Fairnessgründen gegenüber chronisch Kranken und Älteren sollten sich diese jüngeren Menschen erst dann wieder um einen neuen Termin bemühen, wenn sie laut offizieller Impfreihenfolge dran sind. Dass das auch eingehalten wird, soll bei der Registrierung im Impfzentrum kontrolliert werden.

Mehr Infos zum Vorgehen in Brandenburg finden Sie hier [brandenburg-impft.de], zum Vorgehen in Berlin hat der Senat noch keine Angaben auf seinen Internetseiten gemacht.

Wer genau bekommt denn nun noch Astrazeneca?

Frauen und Männer über 60 Jahre bekommen den Impfstoff weiter ohne Einschränkungen, so wie es die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen hat. In Berlin können sich alle 60- bis 70-Jährigen ab 1. April telefonisch einen Termin für Astrazeneca in einem Impfzentrum holen - ohne zusätzliche Bedingungen: 030 / 9028-2200. In Berlin sind auch chronisch Kranke unter 65 Jahren bereits impfberechtigt, auch sie können sich zur Zeit nach entsprechender Aufklärung weiter beim Hausarzt mit Astrazeneca impfen lassen.

In Brandenburg gilt weiter die bekannte Impfreihenfolge, hier sind Menschen unter 70 und ohne bestimmte Vorerkrankungen oder beispielsweise enge Kontakte zu Risikopatienten noch nicht dran.

In beiden Bundesländern haben Bürgerinnen und Bürger keine Wahlfreiheit beim Impfstoff. Das bedeutet: Impfwilligen über 60 wird nun vorrangig Astrazeneca angeboten werden, denn nur für sie ist der Impfstoff ja ohne Einschränkung freigegeben. Würde man Wahlfreiheit zulassen, würde das Impftempo noch weiter verlangsamt.

Die Möglichkeit, sich als Jüngerer, der laut Reihenfolge noch nicht dran ist, spontan einen Termin mit Astrazeneca zu besorgen, gibt es nicht. Aber ein Anruf bei der eigenen Hausarztpraxis kann sich durchaus lohnen, wenn man bereits impfberechtigt ist und nicht auf eine Einladung warten will. In nicht wenigen Fällen werden nach rbb-Informationen inzwischen kurzfristig Lücken frei.

Warum kam die Entscheidung zur Einschränkung des Impfstoffs?

Grund für die neue Impfempfehlung sind seltene, aber sehr schwere Nebenwirkungen: Das Erleiden von sogenannten Hirnvenenthrombosen, also Blutgerinnseln im Hirn, die im Extremfall tödlich sein können. Die Sinusvenen (Blutleiter) verlaufen innerhalb der harten Hirnhaut und transportieren einen Großteil des sauerstoffarmen Bluts aus dem Gehirn Richtung Herz. Diese Verstopfung stört den Abfluss von Blut. In der Folge kommt es zu einem Druckanstieg im Schädelinneren und zu Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel im Gehirn.

Die Nebenwirkungen traten vorwiegend vier bis 16 Tage nach der ersten Astrazeneca-Impfung vor allem bei Frauen unter 60 Jahren auf. Bisher sind 31 Fälle in Deutschland bekannt, darunter neun tödliche. Keiner davon wurde aus Berlin und Brandenburg gemeldet. Mehrere Forscher halten einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Thrombosen für plausibel, einen Beweis gibt es allerdings bisher nicht. 19 der 31 Betroffenen hatten zusätzlich einen Mangel an Blutplättchen, eine sogenannte Thrombozytopenie. Solch ein Mangel führt zu einer höheren Blutungsneigung.

Die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) kam nach dem Bekanntwerden der Hirnvenenthrombosen zu dem Schluss, der Impfstoff sei sicher und wirksam, der Nutzen überwiege bei weitem die Risiken. Ein Zusammenhang zwischen dem Stoff und den schweren Erkrankungen könne aber weder bestätigt noch ausgeschlossen werden. In Deutschland gab es deshalb vor kurzem bereits eine viertägige Impfpause mit dem Präparat, dann gab die EMA wieder ihre Empfehlung und es ging weiter.

Nun prüft die Agentur die weiteren Fälle, ab dem 9. April soll es eine aktualisierte Empfehlung zu Astrazeneca geben - es ist wahrscheinlich, dass sich diese inhaltlich mit dem Beschluss der deutschen Gesundheitsminister deckt. Die WHO hat bereits erklärt, dass sie an ihrer Empfehlung des Impfstoffs festhält.

Wie erkenne ich, ob ich von solchen schweren Nebenwirkungen betroffen bin?

Normale Impfreaktionen wie Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Fieber oder Kopfschmerzen sind nach wenigen Tagen vorüber und harmlos. Geimpfte sollen dann einen Arzt aufsuchen, wenn sie vier bis 16 Tage nach der Impfung mit Astrazeneca anhaltende Kopfschmerzen haben oder punktförmige Hautblutungen bei sich entdecken.

Symptome einer solchen Hirnvenenthrombose können außerdem Sprachstörungen, epileptische Anfälle oder Lähmungen sein. Ab 16 Tagen nach der Impfung gibt das Paul-Ehrlich-Institut bezüglich gefährlicher Thrombosen Entwarnung [wdr.de].

Gibt es Unterschiede beim Risiko, eine Hirnvenenthrombose zu erleiden?

Das RKI sagte auf Anfrage dem "Spiegel", dass man für acht der 16 Bundesländer genauere Daten zu den Geimpften habe. Demnach waren zwei Drittel der Geimpften Frauen unter 70, 58 Prozent unter 60. Rechnet man das auf die 2,8 Millionen Erstimpfungen mit Astrazeneca hoch, so wären etwa unter den Geimpften 1,6 Millionen Frauen unter 60 beziehungsweise 1,8 Millionen Frauen unter 70.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wiederum erklärte am Dienstag, für die 31 gemeldeten Fällen mit Sinusvenenthrombosen in Deutschland: “Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.” [pei.de]

Dass mehr Frauen in der Statistik auftauchen, könnte auch daran liegen, dass bisher eben weit mehr Frauen als Männer mit dem Astrazeneca-Präparat geimpft wurden. Das liegt vor allem daran, dass Astrazeneca zunächst vorrangig für Pflegekräfte verwendet wurde, und hier liegt der Frauenanteil weit höher.

Ganz genau sind also all diese Angaben nicht, um ein Risiko zu berechnen. Aber wenn man grob annimmt, dass alle geimpften Frauen unter 70 oder alle Frauen unter 60 dem gegenüberzustellen sind, kommt man auf etwa 16 bis 19 Fälle pro einer Millionen Geimpfte. Zu erwarten wäre aber normalerweise etwa ein Fall pro 100.000 innerhalb eines Jahres beziehungsweise rund ein Fall pro eine Millionen im bisherigen Zeitraum.

Wenn man nun annimmt, dass das andere Drittel der Geimpften Männer waren, so liegt bei ihnen das Risiko bei etwa 2,2 Fällen pro einer Million. All diese Zahlen müssen natürlich, weil sie so klein sind, vorsichtig bewertet werden. Aber es ist klar, dass die Zahl der betroffenen Frauen deutlich höher ist, als zu erwarten wäre.

Wieso hat man den Impfstoff überhaupt zugelassen?

In der Studie zur Wirksamkeit von Astrazeneca haben ungefähr 30.000 Menschen mitgemacht. Das ist genügend, um herauszufinden, wie gut die Wirksamkeit ist und welche Nebenwirkungen häufig und eher selten auftreten. Aber selbst wenn alle 30.000 der Getesteten Frauen unter 60 gewesen wären, wäre in der Studie nur etwa eine halbe Frau mit Sinusvenenthrombosen zu erwarten gewesen. Dass man also solche extrem seltenen, aber gravierende Nebenwirkungen nicht gesehen hat, ist kein Fehler der Studie gewesen.

Andersherum haben die Zulassungsstudien und spätere Erhebungen klar gezeigt, dass die Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen deutlich über 50 Prozent liegt. Gegen schwere Verläufe ist die Wirksamkeit zudem höchstwahrscheinlich noch höher. Dass man also Astrazeneca zugelassen hat und nach wie vor nach Abwägung des Risikos einsetzen will, ergibt Sinn.

Erst hieß es, Astrazeneca wird für Ältere nicht empfohlen. Nun heißt es, es wird für Jüngere nicht empfohlen, für Ältere aber schon. Warum dieses Hin und Her?

Tatsächlich ist das Hin und Her zermürbend und doch nachvollziehbar. Dass man zunächst Astrazeneca nicht bei den Ältesten zugelassen hat, hatte damit zu tun, dass man erst zu wenig Daten für ältere Menschen hatte. Als diese Daten da waren, hat man diese Einschränkung aufgehoben.

Dass nun für die jüngeren Menschen Astrazeneca nicht mehr empfohlen wird, hat mit dem Gegenteil zu tun. Man hat genügend Daten, um davon auszugehen, dass es ein sehr kleines Risiko gibt, eine allerdings sehr schwere Erkrankung zu bekommen – eben jene Sinusvenenthrombosen.

Hinzu kommt, dass das Sterberisiko bei Sars-Cov-2 mit dem Alter exponentiell steigt und eben, dass es auch andere alternative Impfstoffe gibt.

Dass man also Astrazeneca weiterhin als empfehlenswert einstuft bei den deutlich gefährdeten Altersgruppen, ist nachvollziehbar. Insbesondere wenn es bislang wohl fast keine Fälle von Sinusvenenthrombosen bei Geimpften über 60 und keine Fälle bei Geimpften über 70 gab.

Genauso ergibt es aber Sinn, dass man nun die Jüngeren lieber mit Biontech/Pfizer und Moderna impft, weil es dort keine Berichte solcher Komplikationen gab - wenn diese Alternativen also verfügbar sind, kann man die Möglichkeit nutzen, das Risiko auszuschließen.

Streiten lässt sich allerdings über die Altersgrenze von 60 Jahren. Das zeigt auch der Umstand, dass verschiedene Länder damit verschieden umgehen. In Frankreich wird Leuten über 55 Jahren Astrazeneca empfohlen, in Schweden und Finnland liegt die Grenze bei 65, in Island gar bei 70 Jahren [sciencemag.com].

Am Ende ist die Entscheidung für die Altersgrenzen eine Abwägung. Dabei spielt eine Rolle, wie man das geringe Sterberisiko durch eine Infektion in diesen Altersgruppen abwägt gegenüber dem noch viel geringeren Risiko, eine vollkommen gesunde Person mit dem Impfstoff potenziell zu schädigen.

Ebenfalls dürfte eine Rolle spielen, wie hoch man die Gefahr von "Long Covid", also Spätfolgen einer Covid19-Erkrankung, ansieht. Nach jetzigen Erkenntnissen leiden etwa zehn Prozent der Erkrankten auch noch Monate nach der Infektion merklich an Symptomen wie ständiger Erschöpfung oder Konzentrationsproblemen [tagesschau.de]. Bei manchen werden sie chronisch. Als "schwere Verläufe" zählen sie damit gegenwärtig trotzdem nicht.

Schließlich spielt noch eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie sehr die Impfstrategie im jeweiligen Land von Astrazeneca-Lieferungen abhängig ist. Die Versprechen der Bundesregierung, jedem Impfwilligen bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot zu machen, wären ohne Astrazeneca vermutlich nicht zu halten. Etwa 20 Prozent aller bestellten Dosen in Deutschland kommen von dem britisch-schwedischen Unternehmen. Bis Ende des Jahres werden mehr als 56 Millionen Dosen erwartet.

In Großbritannien haben schon mehr als 30 Millionen Menschen ihre Erstimpfung bekommen, viele davon mit Astrazeneca. Warum hört man von dort nichts von solchen Hirnvenenthrombosen, in der EU aber schon?

In Großbritannien gab es bislang nur fünf Fälle bei etwa elf Millionen Menschen, die laut BBC mit Astrazeneca geimpft wurden [bbc.co.uk], das sind die aktuellsten Erhebungen. Nach wie vor rätseln Experten und Expertinnen, wieso das so ist. Ein möglicher Grund könnte sein, dass man in Großbritannien den Mangel an Daten für ältere Geimpfte anders bewertete und man darum von Anfang an ohne Altersbeschränkung Astrazeneca verimpft hat. Entsprechend wären wohl ein Großteil der bisher dort Geimpften ältere Menschen. Das würde zusätzlich die Annahme unterstützen, dass die Komplikation der Hirnvenenthrombosen vor allem die Jüngeren betrifft.

Ich habe gehört, dass Astrazeneca bei Älteren noch wirksamer sein soll, als anfänglich angenommen. Gibt es dafür Belege?

Laut eigenen Angaben von Astrazeneca hat der Impfstoff in der Gruppe der Menschen über 65 sogar eine Wirksamkeit von 85 Prozent gegen symptomatische Infektionen gezeigt. Das wäre deutlich mehr als die 60 bis 70 Prozent, die bei der Zulassung und den anschließenden Folgeuntersuchungen sich über alle Altersgruppen zeigte. Allerdings muss man diese Zahl mit Vorsicht interpretieren. Das sogenannte Konfidenzintervall für die Wirksamkeit bei den 65-Jährigen ist relativ groß und geht von 58 bis 95 Prozent Wirksamkeit. Gegen schwere und tödliche Covid19-Verläufe wurde bislang ein Schutz von fast 100 Prozent nachgewiesen.

Sendung: Inforadio, 31.03.2021, 15 Uhr

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