Afrikanische Schweinepest - Zäune sollen sicherer für Rehe gestaltet werden

Mi 19.01.22 | 17:09 Uhr
Archiv - Zaun-Baumaßnahmen im Landkreis Oder-Spree am 08.10.2020 gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. (Bild: imago images/Thomas Trutschel)
Bild: imago images/Thomas Trutschel

Die Landesregierung hat sich erneut mit dem Schutz von Wildtieren an den Zäunen der Uckermark beschäftigt. Diese sollen nun durchlässiger werden. Während weiterhin neue Kadaver gefunden werden, wird weltweit nach Gegenmitteln geforscht.

Die Brandenburger Landesregierung will mit dem Landkreis Uckermark nach dem Verenden mehrerer Rehe an Schutzzäunen weitere Todesfälle verhindern. "Es sollen schmale Durchlässe in den Zäunen in wenigen hundert Metern Abstand geschaffen werden, die so gestaltet werden, dass die Rehe passieren können", sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch im Landtag in Potsdam. Dabei solle die Wirkung gegen Wildschweine bestehen bleiben, wie bereits Umweltminister Axel Vogel in der vergangenen Woche ankündigte. Außerdem sei mit dem Kreis Uckermark vereinbart worden, dass der Zaun teilweise durch einen Elektrozaun ersetzt wird.

Nonnemacher verteidigt Einsatz der ASP-Zäune

Die Ministerin verteidigte jedoch den grundsätzlichen Einsatz der Zäune gegen die ASP. "Das geschieht hier nicht, um irgendwelches Tierleid zu verursachen, sondern das geschieht, um eine Seuche einzudämmen, die sehr gravierende Auswirkungen hat", sagte Nonnemacher. Der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest wird nach ihrer Einschätzung nicht kurzfristig zu Ende sein: "Wir haben es hier mit einer besonderen Situation zu tun und ich denke, wir müssen uns da auf einige Jahre Abwehr einstellen."

Die Tierrechtsorganisation Peta hatte Anfang des Jahres nach Berichten ertrunkener und verletzter Rehe im Nationalpark Unteres Odertal schnelle Maßnahmen gefordert, um den qualvollen Tod weiterer Wildtiere zu verhindern. Die Schutzzäune sind dem Ministerium zufolge 1,20 Meter hoch und so konstruiert, dass Rehe und Hirsche sie überspringen und kleinere Tiere hindurch schlüpfen könnten. Das Ministerium vermutete, dass die Todesfälle auf den feuchten Boden zurückgingen.

Sieben neue ASP-Fälle in Brandenburg

Am Dienstag sind im Osten des Landes erneut sieben tote Wildschweine entdeckt worden. Wie das für Tierseuchen zuständige Löffler-Institut bekannt gab, ist das meist junge Schwarzwild (Frischlinge und Überläufer) an der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verendet. Die jüngsten Fälle betreffen die Uckermark, das Stadtgebiet von Frankfurt (Oder) sowie die Landkreise Oder-Spree und Märkisch-Oderland. Die meisten ASP-Fälle in Brandenburg gibt es bislang in Oder-Spree (930), gefolgt von Frankfurt (595) und Märkisch-Oderland (323) [msgiv.brandenburg.de].

Erste Medikamente aus China mit durchwachsenen Ergebnissen

Unterdessen suchen Experten fieberhaft nach einem Impfstoff gegen die bei Schweinen tödlich verlaufende Krankheit. Seit Jahrzehnten wird weltweit an einem wirksamen Impfstoff gegen die Schweinepest geforscht. Als ausreichend wirksam hat sich bislang kein Medikament erwiesen, teilte das Friedrich-Löffler-Institut bereits im November mit.

Im Fokus der Forscher wäre ohnehin nur ein Mittel, welches über Köder an Wildschweine verabreicht wird. Eine nur prophylaktische Impfung von Hausschweinen halten die Wissenschaftler für nicht zweckmäßig. Sowohl Verbraucher als auch der Handel würden skeptisch auf den Medikamenteneinsatz bei Nutztieren reagieren. In China habe laut Löffler-Institut jetzt ein Lebend- Impfstoff gegen die Schweinepest für Schlagzeilen gesorgt. Doch habe es extrem viele auch tödliche Nebenwirkungen gegeben. Deshalb sei eine Zulassung in Europa nicht denkbar.

Der erste Ausbruch der ASP bei Wildschweinen in Deutschland wurde vom Landkreis Spree-Neiße offiziell Mitte September 2020 festgestellt. Später war auch Sachsen betroffen. Mitte Juli 2021 wurde die Tierseuche bundesweit erstmals in Brandenburg in Hausschweinbeständen festgestellt. Nach aktuellem Stand sind 2.345 Tiere sind an der Krankheit bislang verendet.

Die ASP ist eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Wildschweine und Hausschweine betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Für den Menschen oder für andere Tierarten ist die Krankheit nicht gefährlich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.30 Uhr, 19.01.2022

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