Wochenserie: Dorfläden in Ostbrandenburg, Teil 2 aus Trebnitz - "Man kennt und grüßt sich, und manchmal auch ein Wort mehr."

Di 11.01.22 | 18:24 Uhr
Martina Kräuter im Dorfladen Trebnitz
Audio: Antenne Brandenburg | 11.01.2022 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: Eva Kirchner-Rätsch/rbb

Dorfläden sind weit mehr als eine Verkaufeinrichtung. Sie sind Begegnungsstätte und oft die einzige Möglichkeit sich mit anderen Dorfbewohnern auszutauschen. So auch in Trebnitz, wo es Deutschlands einzigen Dorfladen gibt, der von einer Bildungsstätte betrieben wird.

Ein Dorf bleibt mit seinen Geschäften lebendig und spätestens, wenn der Konsum dicht macht, fürchten viele Bewohner der Brandenburgischen Weiten, dass das Dorf ausstirbt. Zum Glück gibt es zwischen Erkner und Eisenhüttenstadt so einige, richtig gut funktionierende Dorfläden. In Trebnitz bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) gibt es seit 2015 wieder einen Dorfladen.

Von Waren, Trost und Immobilien-Tipps

Schon früh am Morgen stehen die Trebnitzer vor dem kleinen Laden an der Hauptstraße. Bei den meisten Kunden landen frische Brötchen in den Beuteln und auch sonst, was für den Frühstückstisch so fehlt. Doch das ist längst nicht alles, was die Dorfbewohner in den Laden lockt. Für viele geht es um den sozialen Kontakt. Ein Kunde sagt: "Hier ist nach der Wende alles verschwunden. Und jetzt gibt es wieder einen Treffpunkt, wo man auch mal ein Schwätzchen halten kann."

Das bestätigt auch Ladenchefin Martina Kreuter. Ihr Job sei weit mehr als nur der Verkauf: "Die Kunden kommen manchmal auch mit Kummer und müssen in den Arm genommen werden." Aber auch positive Nachrichten werden geteilt, der neueste Klatsch und Tratsch verbreitet oder sogar Immobiliengeschäfte angestoßen. "Wenn hier ein Haus frei wird, kommen interessierte Leute und fragen, ob ich weiß, wer der Eigentümer ist."

Der Dorfladen in TrebnitzDer Dorfladen in Trebnitz dient auch als Treffpunkt

Konsum und Treffpunkt dank Ehrenamt

Der Dorfladen wurde von einem engagierten Verein eröffnet: der Bildungs- und Begegnungsstätte Schloss Trebnitz. Der Verein betreibt das Geschäft und so stehen auch hinter dem Tresen vorrangig ehrenamtliche Mitglieder. Der Leiter der Begegnungsstätte, Darius Müller, sagt, es hätte den Bedarf für genau solch eine Einrichtung gegeben. "Wir hatten vor Corona jährlich 12.000 Übernachtungen und wurden von unseren Gästen immer gefragt, wo sie etwas einkaufen könnten. Die Kinder wollten Süßigkeiten und die Erwachsenen regionale Produkte. Deshalb haben wir diesen Laden gegründet."

Heute ist der Dorfladen dank dieses Betreiber-Modells tatsächlich einmalig in Deutschland. Und mittlerweile aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken, finden die Kunden. Mit seinem angeschlossenen Café dient der Konsum quasi als Gemeindezentrum. So treffen sich dort regelmäßig auch die Senioren des Ortes. Besonders für sie sei eine Anlaufstelle gegen die Einsamkeit im Alter wichtig, so Kundin Doris Röhrig. Daneben sind aber auch Gäste aus der Begegnungsstätte oder Touristen gern gesehen, erzählt Ladenchefin Martina Kreuter. "Gerade wenn wieder die Sonne herauskommt, wird das sehr gerne angenommen, trinken draußen Kaffee, lassen sich verwöhnen und kaufen bei der Gelegenheit regional ein."

"Man hilft und dann ist gut."

Die Produkte kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Und noch etwas macht diesen Laden zu etwas Besonderem: Neben der angestellten Ladenchefin helfen sechs Trebnitzer ehrenamtlich, den Betrieb am Laufen zu halten. Dazu zählen etwa die Pflege der Grünanlagen, der normale Laden-Dienst bis hin zum Einkauf von Gurken und Tomaten vom Vermarkter in Manschnow. Das erledigt zum Beispiel Marianne Huhn. Für sie ist die ehrenamtliche Unterstützung selbstverständlich. "Man hilft und dann ist gut. Das macht auch das Dorfleben so angenehm: Man kennt und grüßt sich, und manchmal auch ein Wort mehr."

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

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