Wochenserie: Dorfläden in Ostbrandenburg, Teil 1 - Der Landmarkt in Steinhöfel ist und bleibt gesellschaftlicher Mittelpunkt im Ort

Di 11.01.22 | 10:30 Uhr
Symbolbild: Dorfladen mit Regionalen Produkten (Quelle: dpa/Ute Grabowsky)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2022 | Bild: dpa/Ute Grabowsky

Die Dorfläden in Brandenburg sind nicht nur Einkaufsmöglichkeiten. Neben Produkten des täglichen Bedarfs finden die Kunden dort auch den neusten Klatsch und Tratsch aus ihrer Nachbarschaft.

Seit Jahrzehnten ist er fester Bestandteil des Gemeindelebens: Der Landmarkt in der Gemeinde Steinhöfel (Oder-Spree) bietet nämlich nicht nur Waren des täglichen Bedarfs, sondern ist auch Mittelpunkt des gesellschaftlichen Austauschs. Seit rund eineinhalb Jahren führt Nancy Lorenz-Hoff das kleine Geschäft. Für sie ist ihr Markt ein Herzensprojekt.

Balsam für die Seele

"Das ist einfach Balsam für die Seele", berichtet die 39-Jährige im Gespräch mit dem rbb. Als Kind gehörte sie selbst zu den regelmäßigen Kunden. Denn bereits in den 1970er Jahren gingen die Steinhöfler im Landmarkt einkaufen. "Früher hat man sich schon die Bravo gekauft oder die Micky-Maus davor noch. Und Süßigkeiten - ist klar."

Und auch sonst erinnert noch vieles an alte Zeiten. Quietschende Türen oder der unverkennbare Terrazzo-Fußboden im für DDR-Zeiten typischen Plattenbau sind geblieben. Neu sind die Innenräume und die Theke, die Lorenz-Hoff nach der Übernahme der Geschäfte modernisiert hatte. Auch das Angebot des Landmarkts hat sie an die Moderne angepasst.

Angebot richtet sich an Kundschaft

Neben Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs finden Kunden dort auch Grillkohle, Servietten, Kleidung oder Bücher. Dazu gibt es ein Imbissangebot und eine Poststelle. Seit kurzem liefert Nancy Lorenz-Hoff zudem auch selbstgekochtes Mittagessen aus. "Um so viele Kunden wie möglich anzusprechen", erklärt sie.

Dafür braucht sie auch viele helfende Hände. Neben ihren beiden Mitarbeiterinnen ist das vor allem ihre eigene Familie: "Meine Kollegin macht zum Beispiel die Soljanka. Schwiegermutti macht Torten, mein Mann repariert hier, wenn irgendwas kaputt ist. Und meine Mama macht zum Beispiel Salate", sagt Lorenz-Hoff.

Von Brötchen bis zum Quatschen

Ihre Kunden wissen das zu schätzen. "Brötchen holen wir immer, weil die sind nirgendwo so lecker wie hier", sagt eine Kundin, die gerade noch Wasser auf dem Weg zu ihrer Schwiegermutter kaufen ist. Ein anderer berichtet: "Ich kriege hier auch alles was ich brauch“, und fügt an: "Und quatschen kann man dann auch mal."

Denn nicht allein wegen der Vielfalt an Produkten kommen die Kunden. Schnell rein, einkaufen und wieder raus – so etwas gibt es im Landmarkt eher selten. "Die wissen hier, dann kommt der, da geh ich mal hin, dass ich ein bisschen mit dem quatschen kann", sagt Lorenz-Hoff.

90 Prozent der Kunden seien Stammkunden, berichtet die Geschäftsinhaberin. Viele von ihnen hätten feste Zeiten, in denen sie den Landmarkt aufsuchen. Das wissen wiederum andere und suche ganz bewusst den Kontakt.

"Das Neuste erfährt man hier im Laden", bestätigt eine weitere Kundin. Wie aus der Zeitung erfahren die Steinhöfler so alles Wissenswertes. Und sei es, wer gerade verstorben ist oder wer sich von wem scheiden lässt. "Zur Zeit ist Corona halt in Mode", berichtet ein weiterer Kunde.

Über die Pandemie werde viel geschimpft

Das stellt auch Landenchefin Lorenz-Hoff immer wieder fest. Es werde viel über die Pandemie gesprochen und geschimpft. "Und manch einer nimmt es auch mit den Regeln nicht so genau", sagt sie. So würden einige sich an die Maskenpflicht halten, anderen wollen das nicht. "Ich versuch dann ein bisschen den Mittelweg zu finden, man möchte sie ja auch nicht vergraulen", sagt Nancy Lorenz-Hoff.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.01.2022, 15:40 Uhr

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

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