ARD-Mediathek - Kindermorde von Eberswalde in ARD-Serie "Angst in den Augen" aufgearbeitet

Di 18.04.23 | 12:04 Uhr
Symbolbild. (Foto:dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.04.2023 | Michel Nowak | Bild: dpa

Vor mehr als 40 Jahren tötet ein Kochlehrling in der DDR drei Jungen. Die Behörden jagen anfangs einem Phantom hinterher. Dem Fall des Kindermörders Erwin Hagedorn geht jetzt die "ARD Crime time: Angst in den Augen" nach.

Morde sind generell schrecklich, wenn die Opfer dann aber auch noch Kinder sind - ja, da ist man dann fassungslos. Und vielleicht haben jetzt Eberswalder älteren Semesters auch einen ganz bestimmten Fall im Kopf. Es geht um den dreifachen Kindermörder Erwin Hagedorn aus Eberswalde Ende der 1960er-Jahre. Der Fall ist bis dahin beispiellos. Da hat es natürlich umnzählige Dokumentationen und Berichte drüber gegeben. Aber das, was bisher zum Fall bekannt ist - das ist nur die halbe Wahrheit. Das zeigen die neuen Recherchen eines MDR-Teams. Diese sind jetzt in der ARD-CrimeTime-Doku "Angst in den Augen" zusammengetragen worden und in der ARD Mediathek abrufbar.

Zweijährige Arbeit an dem Film mit neuen Erkenntnissen

Was bisher zum Fall publik wurde, ist aber nur ein Teil und nicht die ganze Wahrheit. Autor Marko Kregel hat den Fall mit neuen Recherchen in zweijähriger Arbeit komplett aufgerollt. In dem Film kommen Freunde der Opfer, entscheidende Hinweisgeber, Ermittlerinnen und Ermittler, Lehrer und auch damalige Freunde des Mörders zu Wort.

Im Frühsommer 1969 wurden zwei neunjährige Jungen in einem Wald bei Eberswalde mit durchschnittenen Kehlen gefunden. Unzählige Messerstiche bedeckten ihre schmalen Körper. Bevor der Mörder gefasst wurde, musste noch ein dritter Junge sterben.

Drei Kinder ermordet

Einen wichtigen Beitrag zur Festnahme Hagedorns leistete auch die Arbeit von Hans Szewczyk, einem der ersten deutschen Profiler. Er war Leiter der Forensischen Psychiatrie der Charité. Der Fall Hagedorn war einer der Allerersten, in denen neue wissenschaftliche Methoden wie das Profiling und interdisziplinäre Arbeitsgruppen zum Einsatz kamen. Das mag zunächst verwundern, dass dies in der DDR geschah, doch ein umherirrender pädophiler Serienmörder stellte im Sozialismus ein Politikum dar. Mit allen Mitteln musste der Fall aufgeklärt werden.

In Publikationen stieß die Staatssicherheit auf Szewczyk. Dieser gilt in den 1960er als einer der führenden forensischen Psychiater in der DDR. 1966 hat er sich bereits mit dem Phänomen des Sadismus als Form sexueller Abnormität anhand eines Kriminalfalls auseinandergesetzt. Daher bittet die Morduntersuchungskommission (kurz MUK) ihn, ein weiteres Gutachten im Eberswalder Fall zu erstellen. Eines, das möglicherweise entscheidende neue Ansatzpunkte erbringt.

Szewczyks damaliges Fazit: Der Täter von Eberswalde ist eine extrem rare Erscheinung (nicht nur in der DDR) und wahrscheinlich auch durch keine Vorstrafen aktenkundig. Hagedorns dritter Mord führte die Ermitter dann auf seine Spur.

Täter 1972 hingerichtet

Nach einer Reihe von Verhören und Untersuchungen an der Berliner Charité wurde Erwin Hagedorn schließlich der Prozess gemacht.

Mit der Erschießung von Hagedorn 1972 wurde in der DDR das letzte Todesurteil in einem zivilen Fall vollstreckt. SED-Chef Walter Ulbricht hatte das Gnadengesuch abgelehnt. Erst 1987 schaffte die DDR die Todesstrafe ab. Ein geplanter "Polizeiruf 110" zum Fall Hagedorn wurde im DDR-Fernsehen nie gezeigt. Das Filmmaterial wurde beschlagnahmt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.04.2023, 15:40 Uhr

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